[Rezension] Dornröschenschlaf – Alison Gaylin

Originaltitel: And She Was


Brenna Spector ist Privatdetektivin und sucht nach vermissten Leuten. Allerdings ist sie nicht normal – denn seit ihre Schwester vor vielen Jahren verschwunden ist, leidet sie an einem seltenen Phänomen: sie hat die Fähigkeit, sich an jeden einzelnen Tag ihres Lebens zu erinnern, an jede Sekunde davon, jeden Augenblick. Nichts kann sie vergessen, keinen Geruch, kein Geräusch, kein Gefühl.
Brennas neuster Fall aber führt sie zu einem seit einigen Jahren vermissten Mädchen, dessen Verschwinden dem ihrer Schwester ähnelt…

Es gab einen guten Grund, aus dem die meisten Erinnerungen im Laufe der Zeit verblassten. Das war ihr inzwischen klar. Es gab einen guten Grund, aus dem wir die Vergangenheit immer mehr vergaßen, bis uns außer ein paar undeutlichen Bildern und verschwommenen Gefühlen nichts mehr davon blieb. Nur wenige verstanden, dass die Gabe des Vergessens etwas Wunderbares war. Brenna aber wusste es. Sie wusste es genau. (S. 25, Z. 9 – 17)

Das Buch hat mich von Anfang an ziemlich gereizt – ich meine, wie muss es sein, wenn man nichts vergessen kann? Jeder hat doch in seinem Leben irgendwelche Momente, an die man sich ungern erinnert. Ich will mir nicht vorstellen, wie es ist, sich an jedes Wort, das einen mal verletzt hat, erinnern könnte… Horror pur. 
In der Danksagung der Autorin steht auch, dass sie sich viel über das hyperthymestische Syndrom, wie man es auch nennen kann, recherchiert hat, und sich darum bemüht hat, Brenna so realistisch wie möglich erscheinen zu lassen. Das hat sich auf jeden Fall geschafft, trotzdem konnte ich mit Brenna leider nicht richtig warm werden. Ihre Gedankengänge und Taten waren für mich nicht immer ganz nachvollziehbar.

Die Handlung des Buches ist teilweise ein wenig verwirrend, besonders am Prolog wird man erst mal mit Namen „zugemüllt“, die für den späteren Handlungsverlauf sehr wichtig sind. Deshalb hab ich den Prolog erst ein paar Mal lesen müssen, bis er nicht mehr ganz so konfus war. Leider ist es teilweise auch noch im Buch hin und wieder verwirrend, besonders, da man doch noch auf einige Namen trifft.

Außerdem schleppt sich die Handlung zu Anfang hin, mir hat einfach die Spannung gefehlt, um unbedingt weiterlesen zu wollen. Bis ich flüssig im Buch drinnen war, hat es wirklich ganze 200 Seiten lang gedauert! Aber ich würde sagen, die haben sich dann doch gelohnt. Denn dann kam die Geschichte langsam ins Rollen:  verzwickte Handlungen und Wendungen, wie man sie gar nicht erwartet hätte! Was mir gut gefallen hat, war die Tatsache, dass Brennas Privatleben auch nicht zu kurz kam: immer wieder wird auch von ihrer Tochter, Maya, berichtet, von dem komplizierten Verhältnis, das die beiden haben. Das hat mir sehr gut gefallen und die Szenen zwischen den beiden habe ich wirklich genossen.
Der Schreibstil von Alison Gaylin ist manchmal ein wenig umständlich, aber ansonsten relativ gut zu lesen.
Die Nebencharaktere haben mir im Gegensatz zu Brenna richtig, richtig gut gefallen! Jeder von ihnen schien seinen eigenen Charakter zu haben, und ich habe wirklich mit ihnen mitgefühlt.
Das Ende hingegen war für mich zwar größtenteils zufriedenstellend und wirklich anders, als ich gedacht hatte, aber es ging dann doch ziemlich schnell über die Bühne, in nur zwanzig Seiten. Jetzt gibt es zwar noch im Buch einige Dinge, die für mich ungeklärt blieben, aber es kann auch sein, dass ich das nur überlesen hab, denn gegen Ende ging es doch relativ rasant zu.
Ein Buch mit einer brillanten Idee, aber leider einer Umsetzung, die einige Schwächen aufweist. Trotzdem habe ich mich einen Großteil der Zeit recht gut unterhalten gefühlt.
Details

Titel: Dornröschenschlaf 

Taschenbuch: 464 Seiten
Reihe: indirekt ja, die Autorin plant weitere Bücher mit Brenna Spector
Verlag: ullstein
Preis: 9,99€
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Danke an Ullstein und Vorablesen für das Rezensionsexemplar!

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