Im März war unglaublich viel los: Erst stellte ich meine Hausarbeiten fertig, danach wurde ich krank, war rechtzeitig zur Buchmesse wieder auf den Beinen, nach der Buchmesse noch kranker als davor und den Rest des Monats verbrachte ich damit, in verschiedenen Orten Deutschlands flachzulegen und in Selbstmitleid zu baden. 😀 Das Gute an alldem ist, dass März damit mein bisher bester Lesemonat für dieses Jahr wurde und überhaupt der Monat, in dem meine Lust am Lesen und am Blog wieder so richtig auflebte. Dennoch habe ich gelernt, dass ich die nächste Hausarbeitenphase definitiv anders anpacken muss – eine Erkältung zu verschleppen ist verflucht unschön. *hustend gesendet*
Aber nun zu den sieben gelesenen Büchern:
1) Ein Herz mit neun Kammern – Janice Pariat (3/5)
Ich liebe das Konzept des Buchs: Acht Erzähler_innen berichten von ihrer Liebe zu einer Frau, im Text immerzu mit Du angeredet. Erwiderte Lieben, unerfüllte Lieben, Schwärmereien – so ziemlich alles ist dabei. Und es ist unglaublich spannend, wie dadurch das Du so unterschiedlich beleuchtet wird, wie Kontinuitäten und genauso viele Diskontinuitäten enthüllt werden. Pariat zeigt damit eindrücklich, dass man eine Person noch so ausgiebig beleuchten und sie doch nie ganz erfassen kann. Leider war das Buch auf Seite der Erzähler_innen einfach immens mau, sie waren austauschbar, ich brachte sie durcheinander und habe schon jetzt kaum mehr eine Erinnerung an sie.
2) Verbannt! – Ann Cotten (2/5)
Als ich in der Buchhandlung in Verbannt reinlas, war ich begeistert: ein modernes Versepos, intertextuell aufgeladen, aber immer noch nahbar genug. Aber umso mehr ich las, desto anstrengender wurde das Erlebnis, ich brauchte ewig, um das Buch zu beenden, und wühlte mich hinterher tatsächlich mal durch Rezensionen des Feuilletons. Da wurde vor allem Ann Cottens Sprachgefühl und -finesse gelobt, einen Plot hat dieses Epos nicht, da war man sich einig. Mir wurde es dadurch nur weiter erschwert, dem Geschehen zu folgen, und auch wenn ich versuchte, so viel Zeit wie möglich zu investieren, reichte es nicht. Vielleicht las ich es einfach zum falschen Zeitpunkt. Vielleicht ist es doch nicht meine Cup of Tea.
3) Two Can Keep A Secret – Karen M. McManus (3/5)
Nachdem ich ihr Debüt One Of Us Is Lying überraschend gut fand, kaufte ich Two Can Keep A Secret blindlings, auf McManus vertrauend. Und auch wenn ich nicht viel Handfestes an dem Buch auszusetzen habe, konnte es mich einfach nicht wirklich begeistern. Die queere Repräsentation ist McManus hier um einiges besser gelungen, aber der Plot packte mich erst ab der Hälfte des Buches so richtig und Ellery und Malcom, aus deren Perspektive berichtet wird, fand ich einfach uninteressant. (Ich habe gerade ihre Namen googeln müssen, das sagt alles.) Da waren die Nebencharaktere um einiges reizvoller. Die Auflösung an sich hatte ich zwar nicht erwartet, überrascht hat sie mich aber auch nicht wirklich. Meh.
4) Die Unsterblichen – Chloe Benjamin (4/5)
Die Unsterblichen erweckte meine Leselust so richtig aufs Neue. Trotz knapp 500 Seiten flog ich durch dieses Buch. Auf der Rückseite wird es mit Celeste Ng verglichen, was mutig ist – ganz so gut ist Benjamins Debüt nicht, aber ähnlich wie Ng schafft die Autorin, augenscheinlich Banales unglaublich spannend darzustellen, das Alltagsleben ihrer Charaktere zu einem Spektakel zu machen. Es ist eine Charakterstudie, kein mit Plot aufgeladenes Buch, aber gerade das liebe ich. Der magische Realismus war sehr subtil und konzentriert eingesetzt, was ich ebenfalls präferiere, da ich das Genre eigentlich weniger lese. Einzig zu kritisieren habe ich, dass mich das Buch nie ganz umgerissen hat, es war immer nur kurz davor, mich voll und ganz mitzureißen. Würde es dennoch uneingeschränkt weiterempfehlen.
5) Everything Under – Daisy Johnson (4/5)
Das Buch ist keine dreihundert Seiten lang, trotzdem las ich ewig daran: Es ist eines dieser Bücher, das man einfach nicht verschlingen kann, das man sorgfältig auseinandernehmen und behandeln muss. Nach dem Lesen wollte ich es am liebsten noch einmal anfangen, da ich nur die Hälfte mitgenommen habe, es steckt einfach so viel drinnen. Everything Under war sogar Kandidat, ein Jahreshighlight zu werden, wären da nicht die letzten sechzig, siebzig Seiten gewesen, in der die subtile Ader des Buches abnimmt und stattdessen zu viel interpretiert wird; das Angedeutete, das vorher den Leser_innen überlassen wurde, wird hier zu stark in die Wirklichkeit überführt, Johnson präsentiert Ansätze, die ich so nie gesehen hätte und die mich eher abschreckten. Es ist definitiv kein Buch, das einer großen Masse gefallen wird, aber sehr entlohnend. Inspiriert von verschiedenen Mythen liest es sich wie ein Märchen – nur weiß man von Anfang an, dass es nicht gut ausgeht.
6) Freiraum – Svenja Gräfen (5/5)
Bisheriges Jahreshighlight, zu dem ich bereits eine Liebeserklärung geschrieben habe.
7) Feminism Revisited – Erica Fischer (3,5/5)
Fischer hat mich auf der Buchmesse total begeistert. Ähnlich sympathisch geschrieben ist ihr Buch, ich mag die kontrastive Überstellung, die sie vornimmt, und die Bandbreite an Themen, die angesprochen wird – Themen, mit denen ich mich vorher noch nicht auseinandergesetzt hatte. Stellenweise war es mir schlicht zu repetitiv und ich konnte leider auch den Eindruck nicht ablegen, dass Fischer retrospektiv einiges ihrer Zeit beschönigen wollte.
Insgesamt macht das 2058 Seiten, etwa 66 pro Tag. Für den April habe ich, wie üblich, nichts geplant. Eigentlich wollte ich noch so richtig viel vor Semesterstart lesen, aber aktuell leide ich an einer üblen Leseunlust, also … ja. Wie das Leben so spielt, ne? ¯\_(ツ)_/¯ Dafür hoffe ich, mehr Zeit in den Blog investieren zu können.
Wie war denn euer Lesemonat März? ???
2 Kommentare
Hallöchen,
deine Meinung zu „Die Unsterblichen“ teile ich so in etwa. Ich fand die Thematik interessant, aber richtig mitgerissen hat es mich nicht. Allerdings hatte ich auch die Erwartungen von Celeste Ng. War nicht so klug, das hinten draufzuschreiben 😀
Deine Rezension zu „Freiraum“ speichere ich mir jetzt gleich mal zum Lesen ab 🙂
Schönen April noch!
Liebste Grüße, Kate
Ja, das ist wirklich ein gewagter Vergleich 😀 Ich bin auf jeden Fall gespannt, was Chloe Benjamin als Nächstes veröffentlicht. 🙂
Über „Freiraum“ schwärme ich immer noch regelmäßig meinen Freund_innen vor, das kann ich dir nur mit Nachdruck empfehlen!
Hab du auch noch einen schönen April!
Alles Liebe
Isabella