[Rezension] Ready Player One – Ernest Cline

Inhalt

2044: Mit der Welt geht es bergab. Mehr und mehr Leute flüchten sich in die OASIS, eine virtuelle Welt, in der man leben, zur Schule gehen, arbeiten und all die Dinge erleben kann, die in der „richtigen“ Welt nicht (mehr) möglich sind.
Vor allem ist es eine Welt, in der ein Easter Egg von dem Gründer James Halliday versteckt wurde – ein Schatz im Wert von 240 Mrd. Dollar. Doch Halliday ist seit mehreren Jahren tot, und bisher ist auch nur keiner ansatzweise der Lösung des Rätsels nahegekommen. Bis eines Tages der achtzehnjährige Wade Watts auf den ersten Hinweis stößt … und die Jagd beginnt.

Meine Meinung

Aus irgendeinem Grund war ich immer davon überzeugt, dass mir Ready Player One nicht gefallen würde. Was mich dann doch dazu bewegt hat, es zu lesen, war die Tatsache, dass es verfilmt wird, und dass die Verfilmung wiederum das Buch in der Bloggerszene wieder hat aufleben lassen … wenn das Sinn macht. Kurzum: Ich war neugierig. Dabei hatte ich nicht mal wirklich eine Ahnung, was mich erwarten würde – abgesehen von den ganzen 80er-Anspielungen.
Das vorweg: Nur wenige der Anspielungen habe ich auf Anhieb verstanden. Und wisst ihr was? Das war nicht das geringste Hindernis. Cline integriert Beschreibungen in den Text, die auch einem unwissenden Leser ermöglichen, Wades Begeisterung für zahlreiche kultige Spiele, Serien, Musik und Bücher nachzuempfinden. Für diejenigen, die die angesprochenen Dinge kennen, ist das Ganze bestimmt doppelt so cool.
Was mich an Ready Player One am meisten fasziniert hat, war tatsächlich der Weltenbau. Eigentlich ist das total absurd, denn die Art und Weise, wie davon berichtet wird, ist streng genommen reiner Infodump. Es gibt immer wieder Absätze, nein, ganze Seiten, wo Wade nur über die Vergangenheit berichtet, wie die OASIS entstand, wo er quasi Hallidays Biographie wiedererzählt … gerade zu Anfang des Buches wird eigentlich nur Hintergrundwissen vermittelt. Und was für mich gedanklich immer ein totaler Downturner war, hat hier bei Ready Player One einfach so gut funktioniert – und das hat mich unglaublich fasziniert.
Zum einen fand ich es cool, so viel zu erfahren, weil es nicht nur zeigt, wie die Welt im Jahre 2044 ist, sondern auch, wie es dazu kam. Das machte diese fast schon dystopische Realität um einiges greifbarer, da mir nicht plötzlich statt der Welt A die Welt B präsentiert wurde, sondern auch den Weg dorthin erläutert kriegte. Der zweite Grund, warum mir dieser Informationsfluss gut gefiel, war schlichtweg Wades Stimme – Cline gelingt es wunderbar, seinem Protagonisten eine ganz einzigartige Erzählweise zu verpassen, die selbst dann durchschimmert, wenn er irgendwelche Fakten von sich gibt. Von der ersten Seite an wurde in die Welt hineingezogen, und das schon, obwohl es noch nicht einmal um die Jagd nach dem Easter Egg ging, sondern erst darauf hingearbeitet wurde.
Zu Wade an sich hatte ich gar keine übermäßig tiefgreifende Sympathie entwickelt – ich bewunderte den Jungen, bemitleidete ihn manchmal, war beeindruckt von seinem Wissen und seiner Intelligenz … aber ich brauchte diese tiefe Verbindung auch gar nicht, denn wie bereits gesagt: Als Erzählstimme von dieser Geschichte hat er einfach wunderbar funktioniert. Die Nebencharaktere – auch wenn wir sie nur durch Wades Perspektive sehen – sind mir eher ans Herz gewachsen, wie zum Beispiel Wades bester Freund Aech, die mysteriöse Art3mis, in die Wade nicht-so-heimlich verliebt ist, oder der schrullige Ogden, der Mitgründer der OASIS.
Die Suche nach dem Easter Egg war in der Hinsicht besonders spannend, dass wir dadurch einen Einblick in die OASIS erhielten, da die einzelnen Rätsel zahlreiche Planeten in den Sektoren abdeckten. Es ist einfach so cool, dass einerseits Dinge wie Schule, Arbeit etc. in die OASIS ausgelagert werden (können), sie gleichzeitig aber Quests beinhaltet, die den Charakteren ermöglichen, ein höheres Level zu erreichen, magische Artefakte, Möglichkeiten, den Avatar aufzurüsten – in der Definition auch als MMOSG (Massively Multiplayer Online Simulation Game) bezeichnet.
Die Lösung der Rätsel erfordert ein umfangreiches Wissen über all die Medien, die Halliday zu Lebenszeiten konsumierte – Wissen, dass sich Wade über Jahre mühsam angeeignet hat und dann dementsprechend einbringen kann. Da das bereits von Anfang an klar ist – also, dass er dieses Wissen besitzt – war es für mich als Leserin auch nur logisch, dass er (mit etwas Startschwierigkeiten) gute Chancen hatte, im Wettbewerb in den vorderen Reihen mitzumischen.
An der Stelle setzt allerdings mein erster kleinerer Kritikpunkt ein. Manchmal waren mir ein paar Gegebenheiten zu … konstruiert. Wade tut etwas Beeindruckendes, und erst in einem darauffolgenden Absatz wird erklärt, dass er schon vor Monaten XY gemacht hat, damit das Beeindruckende überhaupt erst so funktionieren konnte. Eine nachgeschobene Erklärung quasi, wo ich mich als Leserin immer etwas ausgelassen fühle. Es ist mir etwas zu leicht gemacht, diese Erklärung dann einzuschieben, wo sie gebraucht wird.
Mein zweiter kleiner Kritikpunkt bezieht sich auf die Romanze. Wade macht von Anfang an klar, dass er in ein Mädchen verliebt ist, das er nur aus der OASIS kennt, aber aus der Verliebtheit wird schnell eine regelrechte Obsession, in Folge derer er manchmal einfach total unsinnige Entscheidungen trifft. Auch wenn diese Liebelei die Geschichte im Großen und Ganzen nicht überschattet, hat sie dem Ende des Buches doch irgendwie einen enttäuschenden Beigeschmack beschert.
Wohlgemerkt: Beide Kritikpunkte sind auf hohem Niveau. Es sollte mittlerweile klar geworden sein, dass ich das Buch liebte und es am liebsten gar nicht mehr aus der Hand geben wollte. Vielleicht lag es daran, dass ich keine hohen Erwartungen an Ready Player One hatte – aber aus der Perspektive von jemandem, der mit der Videospielwelt und der ganzen Kultur der 80er eigentlich gar nichts am Hut hat, ist es für mich doppelt beeindruckend, dass Ernest Cline es so mühelos gelang, mich in diese Welt hineinzuziehen, mich mit seiner eigenen Begeisterung anzustecken.

Fazit

Ready Player One hat mich von der ersten Seite an überzeugt. Mit einem originellen und gründlichen Weltenbau konnte Ernest Cline mich für Wades Geschichte begeistern, und ich flog förmlich durch die Seiten. Ein grandioser Einzelband!
Ready Player One ⚬ übersetzt von Sara und Hans Riffel ⚬ Fischer Tor ⚬ Taschenbuch: 544 Seiten ⚬ Einzelband ⚬ 9,99€*
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8 Kommentare

  1. Schön, dass du das Buch auch so gerne mochtest! Ich kann deiner Rezension nur zustimmen.

    Ich bin jetzt umso gespannter auf den Film (auch, wenn ich den Trailer immer noch nicht gesehen habe – Schande über mich).

    Liebe Grüße
    Aileen

  2. Muss ich zustimmen, ein tolles Buch. Vor allem natürlich für (ältere) Freunde von Videospielen und anderem Nerd-Stuff. Irgendwas hatte mich allerdings gegen Ende des Buchs gestört. Ich weiß allerdings nicht mehr genau was es war, ist schon länger her, dass ich es gelesen habe.

  3. Dankeschön, mich hat's auch total gefreut! Du hast übrigens Schuld daran, dass ich letztendlich überhaupt erst zu dem Buch gegriffen habe, deine Rezension hat noch mal den letzten Ausschlag gegeben 😀

    Ich fand den Trailer ehrlich gesagt gar nicht so schlecht?! Und dann habe ich mir noch ein Video von dem Cast bei der Comic Con reingezogen und war doppelt so neugierig. Ich hab echt das Gefühl, das könnte ganz cool werden! 🙂

  4. Hi Isabella,
    das Buch klingt so unglaublich spannend! Ich habe es jetzt auch schon öfter gesehen, wusste aber gar nicht so richtig, worum es geht. Wird es einen zweiten Teil dazu geben?
    Eine schöne Rezension!
    Liebe Grüße,
    Elli

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