„Das Buch ist problematisch, aber…“

Das ist jetzt schon der härteste Beitrag, den ich jemals geschrieben habe. Vermutlich ist es auch der ehrlichste.
Mit großer Wahrscheinlichkeit werdet ihr mehr oder weniger intensiv von den Diskussionen Wind bekommen haben, die derzeit in (Buch)Bloggerkreisen stattfinden. Von unglaublich wichtigen Diskussionen. Gerade Paper Princess stieß eine regelrechte Kaskade an Beiträgen los. Ein Buch, das für Jugendliche vermarktet wird und von vielen in den Himmel gelobt wird — trotz gewaltverherrlichender Inhalte. Trotz einer minderjährigen Protagonistin, die sich prostituiert. Trotz vieler, vieler anderer Probleme.
Während die Diskussion größer und größer wurde, kam mir immer öfter der Gedanke: Wie kann man so ein Buch lesen und nicht die Problematik erkennen? Dann sah ich letztens eine Frau in der Buchhandlung, die nach dem dritten Teil ebendieser Reihe fragte. Und zwei Mädchen, die vor dem Regal voller pseudo-erotischen, frauenfeindlichen Romane standen und sich über diverse Titel unterhielten. Da wurde das Ganze plötzlich um einiges realer. Diese abstrusen Rezensionen waren auf einmal nicht mehr so abstrakt. Ich hatte das Bedürfnis, die Leute zu schütteln. Zu rufen: Wie könnt ihr so etwas immer noch in Buchhandlungen ausstellen? Wie kann so etwas überhaupt durchs Lektorat kommen?
 
Ich sagte mir, dass ich besser sei. Dass ich niemals so ein Buch in den Himmel loben würde, und erst recht nicht würde ich die Inhalte unter den Tisch kehren. In den letzten Monaten bin ich schließlich aufgewacht. Ich habe endlich begriffen, warum Diversität so wichtig ist, und vor allem angefangen, Bücher zu lesen, die nicht nur heterosexuelle Beziehungen mit weißen, überdurchschnittlich attraktiven Figuren in den Vordergrund stellen. Ich habe angefangen, das, was ich lese, zu hinterfragen: Ist das eine gesunde Beziehung? Warum ist es problematisch, wenn Daemon Katy als „dumme Nuss“ bezeichnet? Und warum sind eigentlich alle weißer als Mayonnaise? Ich fühlte mich, als wäre ich vom Weg abgekommen und hätte jetzt eine Erleuchtung gehabt.
Dabei habe ich selbst damals Obsidian in den Himmel gelobt, was in Retrospektive ebenso problematisch ist. Aber das war 2014, sagte ich mir. Jetzt weißt du es besser. Du bist damals genauso manipuliert worden wie alle anderen Teenager. Die meisten Bücher haben ihren Reiz verloren, sobald ich im Klappentext nur lese, dass ein mysteriöser Typ auf den Plan tritt. Alles, was mit New Adult betitelt wird, beäuge ich skeptisch. Ich lese Beiträge, die ausführen, warum der neue Film mit Scarlet Johansson rassistisch ist.
Aber dabei ignoriere ich die Bücher einer ganz bestimmten Autorin. Die ich auch hier auf dem Blog in den Himmel gelobt habe. Die ich auf verschiedenen Social Media-Kanälen angepriesen habe. Deren Bücher für mich fast eine Art Bibel waren. Und ich realisiere, dass ich mich die ganze Zeit selbst belogen habe. Dass ich mich für besser hielt. Aber am Ende des Tages war ich auch eine derjenigen, die vor problematischen Inhalten die Augen verschlossen hat. Die dachte: Ach, das ist doch nur Gelaber. Die haben sich eben auf die Autorin eingeschossen. Oder, auch ein Klassiker: Das ist Fantasy.
 
Vermutlich könnt ihr euch mittlerweile denken, um wen es hier geht. Vielleicht habt ihr sogar mitgekriegt, auf was genau ich anspiele. Richtig: Es ist Sarah J. Maas. Ich habe sämtliche ihrer Bücher, die bis dato erschienen sind, gelesen und rezensiert. Ich habe sie geliebt. Ich weiß nicht, ob ich sie immer noch liebe.
Wisst ihr, wenn man zumindest ein wenig in einem Fandom unterwegs ist, dann kriegt man eben auch Wind von „Hatern“. Man entdeckt bei anderen Bloggern negative Rezensionen und will das so gar nicht wahrhaben. Das Buch irgendwie verteidigen. Man sucht nach Gründen, weswegen die Rezensenten unrecht haben. Denn schließlich ist ja jede Meinung berechtigt, genau?
Nein.
Schon allein, weil man die Inhalte von Paper Princess auch nicht objektiv gut finden kann. Oder Den Mund voll ungesagter Dinge oder Trinity oder wie sie alle heißen.
Aber ich kann doch die problematischen Inhalte eines Buches sehen, darauf aufmerksam machen und das Buch trotzdem lieben, oder?
Kann ich das? Ich habe mir die Frage schon vor Monaten gestellt. Damals habe ich sie mit ja, klar beantwortet. Natürlich kann ich das. Heute sehe ich das nicht mehr so. Heute weiß ich gar nicht mehr, was ich sagen soll.
Ich wollte zuerst argumentieren, dass in der Throne of Glass-Reihe das Problem ja „nur“ darin besteht, dass die Charaktere zu 99% weiß sind und heterosexuelle Beziehungen führen und allein schon, dass jeder unbedingt einen sexy Fae-Partner haben muss. Aber wer bin ich, zu sagen, dass Rassismus weniger problematisch ist als Ellas Prostitution in Paper Princess? Eben. Da gibt es kein Abwägen. Es ist beides verdammt noch mal ein Problem. Es ist sogar ein Problem, über das gesprochen wird. Aber die Fans — und da nehme ich mich nicht aus! — verschließen davor die Augen. Geht ja um die Lieblingsbücher. Kann gar nicht sein, dass die problematisch sind. Ist alles nur Fiktion! Die Leute motzen doch bloß, weil [hier absolut nicht legitimen Grund einfügen].
Oder A Court of Thorns and Roses. (Leichte Spoiler für den ersten Band folgen.) Ich habe das Buch zum ersten Mal vor etwas über einem Jahr gelesen. Damals kam es mir schon komisch vor, dass die Fae auf dem Fest ihren Trieben nachgehen müssen. Dass Tamlin sich fast auf Feyre stürzt. Aber ich hab‘s auf mein Alter geschoben. Habe nicht weiter darüber nachgedacht. Aber das hat nichts mit dem Alter zu tun. Höchstens damit, dass zu wenig darüber gesprochen wird, dass Männer sich nicht wie liebesgeile Tiere auf Frauen stürzen und sich dabei einen Sch*** um die Zustimmung der Frau kümmern sollten. Jetzt lese ich das Buch zum zweiten Mal. Schließlich kommt nächste Woche der letzte Band der Trilogie raus. Aber zum ersten Mal in meinem Leben lese ich ein Maas-Buch und es schüttelt mich einfach. Das Weiterlesen ist fast schon schmerzhaft.
Das war der fast-Auslöser für diesen Beitrag. Den letzten Anstoß hat mir dann folgendes gegeben:

TW // APHOBIA AND HOMOPHOBIA

In chapter 3 of the sample of ACOWAR, we see this. My ace and queer friends, be careful. This isn‘t okay. pic.twitter.com/faqRnvRYxc

— Ava (@Bookishwithtea) 27. April 2017

Wisst ihr, als allererstes hat mein Kopf wieder nach Ausreden gesucht. Ich würde abwarten, bis A Court of Wings and Ruin draußen ist und mir dann selbst ein Bild machen. Die beiden Charaktere in dem Ausschnitt sind Zwillinge. Und so weiter und so fort. Dieses Rechtfertigungs-Denken ist so tief in mir drinnen, dass es zum Reflex geworden ist. Es erschreckte mich selbst. Es führte dazu, dass ich vor meinem Laptop saß und dutzende Diskussionen zu dieser Leseprobe durchlas, neben mir wohlgemerkt das Exemplar von A Court of Thorns and Roses. Und ich überlegte, wie ich es rechtfertigen würde, wenn ich mir A Court of Wings and Ruin zulegen würde. Was, wenn ich es mögen würde? Was, wenn ich es nicht mögen würde? Wie sollte ich das rezensieren?

Wie sollte ich das rezensieren und dabei noch länger ignorieren, dass die Frau, die ich als Lieblingsautorin beschrien habe, verdammt üble Dinge in ihren Büchern stehen hat? Wie sollte ich das rezensieren und über diese Dinge reden, ich, die das alles sonst gefeiert hat? Macht mich das zu einem schlechten Fan?

Aber bin ich überhaupt noch ein Fan? Vor allem, was habe ich getan? Schließlich habe ich diese Bücher empfohlen. Es gibt genug Leute in meinem Umfeld, die die Throne of Glass-Reihe oder die ACOTAR-Bücher wegen mir zur Hand genommen habe. Und irgendwie fühle ich mich, als hätte ich versagt. Ich fühle mich elend, und das zurecht. Denn auch ich habe eine Vorbildfunktion, jedes verdammte Mal, wenn ich hier auf Veröffentlichen drücke.

Ich weiß nicht mehr, was ich mit dem Beitrag sagen wollte. Ich weiß nur, dass ich es sagen musste, weil ich es nicht länger nicht sagen konnte. Weil ich auch weiß, dass es unter euch viele Maas-Fans gibt, und es tut mir leid, aber irgendwie können wir das Ganze nicht mehr totschweigen. Nein, es tut mir nicht leid. Es tut mir nur leid, dass ich ebenfalls nicht besser war. Dass ich ebenfalls zu den „Das Buch ist problematisch, aber…“-Sagern gehöre. Gehörte? Ich hoffe, gehörte.

Ich weiß nicht, ob ich A Court of Wings and Ruin kaufen werde. Ich denke, dass ich die Throne of Glass-Reihe beenden werde, wenn es so weit ist. Macht mich das zu einem schlechteren Menschen? Das weiß ich nicht. Aber ich kann mit Sicherheit eines sagen: Ich werde nicht mehr die Klappe halten, wenn ich es komisch finde, dass jetzt jeder Charakter ein Loveinterest hat. Ich werde nicht mehr still sein. Denn der Status „Lieblings“-irgendwas schützt kein Buch, keinen Autor vor seinen Fehlern. Niemals.


Weitere Links:

Über Paper Princess‘ Problematik: Paper Princess, ein Exempel; Oder: Was zur Hölle ist los mit euch?! ಠ_ಠ von Bücher verschlingen.

Auch sehr lesenswert: die Rezension zu ACOTAR von Mareike.

Ein Video von whittynovels über schädliche Beziehungen in Young Adult.

Und zuletzt noch der Blog Writing with Color, an dem einfach alles grandios ist — nicht zuletzt, weil er über all die PoC-Tropes spricht, die viel zu viele von uns viel zu lange hingenommen haben.

Nina C. Hasse hat einen exzellenten Beitrag über Probleme in Liebesromanen geschrieben.

(Wer mehr Beiträge hat, nur her damit: Ich würde euch gerne verlinken.)

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39 Kommentare

  1. Oh wow, das ist mal ein Post, man merkt richtig, wie wütend du bist.
    Paper Princess wollte ich lesen, habe dann in einigen Rezension gelesen, wie gewaltverherrlichend und moralisch eher fragwürdig dieses Buch ist und habe mich dann dagegen entschieden. Dein Post zeigt mir jetzt nur, dass es die richtige Entscheidung war.
    Weil vom Klappentext her, habe ich das nicht erwartet, ich konnte es von Außen nicht erkennen und vielleicht steht es deshalb noch in vielen Buchhandlungen. Okay, wie es das Lektorat überzeugen konnte bleibt hier noch die Frage, aber wenn es einmal auf der Spiegel Bestseller Liste steht, muss die Buchhandlung das Buch ja haben.

    Mir ist Sexismus aber immer häufiger in letzter Zeit aufgefallen. Ich weiß nicht mehr welches Buch, welcher Autor/welche Autorin es war, aber die Protagonistin sagte etwas wie "Er ist ein richtiger Mann, er weiß auf was Frauen stehen" und das war tatsächlich das erste Mal, dass mir so etwas bewusst beim Lesen aufgefallen ist und angefangen habe, mir Gedanken drüber zu machen.

    Man muss da aber natürlich auch differenzieren, ob das Buch die Thematik behandelt und einem am Ende mit dem Gefühl zurücklässt, etwas an sich und der Gesellschaft ändern zu wollen. Oder ob das Buch die Thematik behandelt und einem mit dem Gefühl zurücklässt, dass Sexismus, Diskriminierung, Gewalt, Vergewaltigung, Prostitution etc. gar nicht soooo schlimm sein.

    Liebst, Lara.

  2. Liebe Lara,

    Vielen Dank für den Kommentar! <3 Dein letzter Absatz bringt es perfekt auf den Punkt, ich stimme dir da voll und ganz zu. Leider fehlt diese Reflexion zumindest in den Büchern, die ich bisher gelesen habe. Dabei ist sie SO wichtig – denn sonst passiert das Umdenken niemals. Und es muss passieren, wenn man mich fragt.

    Und es ist echt erschreckend, wie Paper Princess vermarktet wird. Ich dachte anfangs auch, dass es nur ein weiterer "harmloser" Liebesroman. Ich habe auch Posts von Minderjährigen gesehen, die das Buch als Rezensionsexemplar erhalten haben… brrr.

    Hab ein schönes Wochenende <3

  3. Bei mir liegen sowohl Throne of Glass Band 1 als auch Reich der sieben Höfen Band 1 noch ungelesen. (Ich bin gespannt, wie ich sie finde)

    Problematische Handlungen/Charaktere in Büchern sind ja in Ordnung, aber im Nachhinein sollte irgendwo über das Weltbild oder das Bild der Charaktere reflektiert werden.

    Ich kann dir inj vielen Punkten nur zustimmen. Früher habe ich auch Bücher gelesen und gefeiert bei denen ich mir heute an den Kopf fassen würde.
    Weiterentwicklung ist etwas Gutes!

    Das Schlimme ist ja oftmals eigentlich, dass viele dieser Dinge einem Großteil der Leserschaft nicht auffallen oder sie nicht empören. Ich glaube auch, dass das einigen Autoren nicht wirklich bewusst ist, WAS sie das für Aussagen niederschreiben. Und das ist das Traurigste für mich an der ganzen Sache. 🙁

    Toller Beitrag, jedenfalls! <3
    Liebe Grüße,
    Babsi

  4. Liebe Isabella
    Irgendwie weiss ich gerade nicht, waa ich auf deinen Beitrag antworten soll. Ich will etwas antworten, weiss aber nicht genau was. So viel dazu. Deshalb entschuldige, falls dieser Kommentar etwas wirr wird.
    Erstens mal ein dickes Kompliment an diesen Beitrag! Es ist verdammt stark zuzugeben, dass das eigene Lieblingsbuch bzw die Lieblingsautorin problematisch ist. Das nicht nur zugibt, sondern sich auch hinterfragt. Ich habe damals Twilight in den Himmel gelobt, wollte meinn eigenen Jacob oder Edward haben, einen Typen, der mich beim Schlafen beibachtet und mir sagt, wann ich wen zu treffen habe. Ich fand es romantisch. Jetzt denke ich anders darüber.
    Red Rising gehört wie du weisst zu meinn absoluten Lieblingsbüchern. Aber jetzt schwanke ich ein bisschen. Habe ich aufmerksam genug gelesen? Gab es kritische Stellen? Ich will nicht, dass es mir nicht mehr gefällt. Es ist mein Lieblingsbuch und wenn mich jemand darauf anspricht "Aber Textstelle X war sehr kritisch" würde ich auch anfangen zu argumentieren, dass es trotzdem ein gutes Buch ist. Auf der einen Seite finde ich es wahnsinnig schade, wenn mein Lieblingsbuch so kritisiert werden würde und ich erst jetzt merken würde, was nicht damit stimmt. Ich glaube für mich als riesiger Fan, würde eine kleine Welt zusammen brechen. Und trotzdem hätte ich wie du eine Verantwortung zu tragen. Wir tragen sie alle. Wie oft schreie ich in die virtuelle Welt hinaus, wie sehr ich Red Rising liebe? Ich spiele sogar mit dem Gedanken ein Red Rising Motiv zu tätowieren weil ich die Geschichte und Darrow und Sevro so liebe. Bin ich verrückt? Ein bisschen.
    Der Punkt ist aber, dass ich noch nicht an diesem Punkt bin, wo du gerade bist. Du siehst Fehler ein und weisst nicht mehr, ob Sarah J. Maas deine Lieblingsautorin ist. Du weisst nicht, was du von alldem halten sollst. Und hier bin ich, weigere mich irgendwelche negativen Stimmen zu Red Rising zu akzeptieren. Dein Beitrag trifft mich mitten ins Herz, weil er voller Emotionen ist. Zumindest lese ich so vieles aus diesem Text hinaus und finde es absolut genial. Ich mag dein Schreibstil sehr, weil er deune Gefühle so wunderbar wiedergibt. Aber jetzt zweifle ich an mir selbst und meiner Art, Bücher zu lesen. Lese ich aufmerksam genug? Übersehe ich etwas? Ist es okay, was er gerade mit ihr macht? War das gerade nicht etwas homophob?
    Ich finde es super toll, dass Leser aufmerksamer werden und solche Dinge herauslesen können und kritisieren. Sonst ändert sich nie was. Aber das bedeutet auch, zumindest für mich, das ich aufmerksamer lese. Jedes Buch micht nur zur Unterhaltung lese,sondern darauf achte, welche Werte es vermittelt. Ich bin bereit kritischer zu lesen. Aber ich habe auch ein bisschen Angst, Bücher nicht mehr geniessen zu können. Ich finde es deshalb super, wenn ich ein Buch lesen kann und danach Meinungen von anderen lesen kann. Habe uch etwas übersehen? Oder mögen die Red Rising einfach nicht, weil es nicht ihre Genre ist?
    Ich glaube dieser Kommentar wird gerade etwas zu kang und vielleicht, also ssehr wahrscheinlich, bin ich etwas emotional geworden.
    Lange Rede kurzer Sinn: Genialer Beitrag. Danke für deine Worte, ich werde nun kritischer lesen.
    Liebe Grüsse und ganz dicke Umarmung
    Julia

  5. Liebe Julia,

    Eine ganz dicke Umarmung zurück <3 Vielen lieben Dank für deinen Kommentar, mir ist gerade das Herz aufgegangen – ein besseres Kompliment kannst du mir nicht machen. <3 Ich hatte unglaublich Angst, das zu veröffentlichen – bin immer noch ein wenig unsicher. Man macht sich unglaublich verletzlich, indem man solche Gedanken äußert, aber ich glaube, der Zeitpunkt ist einfach gekommen. Vor allem glaube ich, dass der Zeitpunkt bei jedem kommt.
    Mach dir keinen Kopf darum, ob du jetzt schon kritisch genug liest. Es ist ein Lernprozess. Du lernst, ich lerne, wir alle lernen – und wir können alle danach streben, kritischer zu lesen, aber da gibt es kein Ultimatum, kein Endziel. Das machst du schon gut so, ich glaube da ganz fest dran! 🙂
    Ich habe Red Rising noch nicht gelesen – habe dir aber versprochen, es nachzuholen, und das werde ich dieses Jahr auch noch einlösen! -, von daher kann ich dir nichts über problematische Inhalte sagen. Mir ist aber auch noch nichts in der Art zu Ohren gekommen (auch wenn das nichts heißen muss). Ich verstehe aber sehr gut deine Angst, nichts mehr genießen zu können. Ich habe auch Momente, in denen ich innehalte und denke: Okay, irgendwie erschlägt mich das alles gerade. Und ich werde auch traurig, wenn ich ein Buch, das ich mal mochte oder liebte (gerade bei Maas' Büchern), nicht mehr vorbehaltlos genießen kann. Aber gerade durch die offene Diskussion im Internet entdeckt man auch immer mehr Bücher, die die Klischees herausfordern und zeigen, dass es auch anders geht. Man denkt da gar nicht so aktiv daran, ob es jetzt problematisch sein könnte – da entwickelt man vielmehr ein geschultes Auge dafür, finde ich.
    Jetzt ist es bei mir auch ziemlich lang geworden. 😀 Noch einmal vielen Dank für deinen Kommentar, er hat mich sehr berührt. <3

    Alles Liebe und viel Spaß auf der FantasyCon! <3

  6. Liebe Babsi,

    Vielen lieben Dank <3 Ich bin gespannt auf deine Rückmeldung zu den Büchern und stimme dir absolut zu: Reflexion ist das A und O, wenn man schon solche Problematiken einbringt.
    Und es ist immer klasse, zu merken, dass man sich weiterentwickelt. Das zeigt auch, dass man wächst – auch wenn es unangenehm ist.
    Gerade dafür muss man eben ein Bewusstsein schulen. Besonders Heranwachsende werden von solchen Inhalten echt krass beeinflusst. Die Verfasserinnen von Paper Princess sind ja auch Frauen – und schreiben trotzdem frauenverachtende Inhalte. Das ist wirklich traurig, da stimme ich dir zu. :/

    Alles Liebe und ein schönes Wochenende,
    Isabella

  7. Ich weiß richtig gut, wie du dich fühlst. Das Thema beschäftigt mich momentan auch extrem und ich denke immer wieder darüber nach, was ich in der Vergangenheit für Bücher gelesen habe und ob die denn überhaupt so okay waren und ob es richtig ist, dass ich sie in den Himmel gelobt habe. Und meistens ist es einfach nicht so, aber das habe ich früher einfach so akzeptiert und dahingehend hat sich mein Blick jetzt verändert.
    "Das ist ja nur fiktiv" ist immer ein Satz, der in der Diskussion gebracht wird, genau wie "lasst die Leute doch lesen was sie wollen", aber dabei wird einfach zu oft übersehen, dass das alles dazu beiträgt, dass solche Dinge als normal angesehen werden. Es gibt ganz sicher 12-jährige, die aufgrund des schönen Covers "Paper Princess" gekauft haben und jetzt davon überzeugt sind, das was darin steht ist alles realistisch und super romantisch. Und sowas ist einfach etwas, was nicht sein darf.
    Alle wollen immer, dass man sich immer weiter in Richtung Emanzipation bewegt und gleichzeitig werden überall Bücher gefeiert, in denen die Protagonistin ganz klar unterdrückt oder misshandelt wird und es als #relationshipgoals angesehen wird. Für erwachsene Leser ist meist klar, dass das so nicht in Wirklichkeit aussehen sollte, aber bei Büchern gibt es nunmal keine Altersbegrenzung und niemand kann sagen, wie viele Teenager sowas lesen und eben nicht wissen, dass das falsch ist.
    Das gleiche kann man natürlich auch auf Homophobie, Rassismus und generell sämtliche andere Probleme übertragen. Bücher beeinflussen Menschen einfach zu einem gewissen Grad und das sollten Verlage, Autoren und auch viele Leser endlich einsehen und entsprechend handeln.

    Die Frage, ob man betroffene Bücher trotzdem gut finden kann, finde ich aber auch sehr schwer zu beantworten. Eine Geschichte kann nahezu perfekt sein und tolle Charaktere haben und dann wegen einer kurzen problematischen Szene das Buch in die Kategorie "Müll" stecken? Ich weiß um ehrlich zu sein nicht, ob ich das machen würde. Wichtig finde ich aber auf jeden Fall, solche Dinge anzusprechen und darauf hinzuweisen.

    Danke für diesen Beitrag!

  8. Liebe Isabella, ein sehr ehrlicher Beitrag, interessant zu lesen.

    Wenn ich nun alle Bücher, egal aus welchem Genre, beim Lesen auseinander pflücken würde, hätte ich nach kurzer Zeit keine Freude mehr daran. Schließlich kann jeder in fast jedem Buch etwas anstößiges oder problematisches sehen, je nach Empfinden des Lesers. Wo bleibt da der Spaß? Denn den erhoffe ich mir, wenn ich Bücher lese. Ich möchte nicht immer darüber nachdenken müssen, ob und wenn ja inwiefern der Inhalt in irgend einer Form gegen irgendwas verstößt, etwas verherrlicht oder im falschen Licht darstellt. Ich möchte unterhalten werden, mit Protagonisten mitfiebern oder mitleiden oder ggfs. auch etwas lernen (z.B. bei historischen Romanen).

    Vielleicht solltest du das auch probieren. Ein Buch lesen und es einfach nur genießen anstatt jeden Satz oder jede Handlung zu hinterfragen. Evtl mal was positives einfangen, anstatt Fehler zu suchen oder den Autor für seine Meinung abzustrafen.

    Alles Liebe,

    Janine

  9. Liebe Isabella,

    ein großartiger Beitrag, der zum Nachdenken anregt. Ich habe mir die letzten Tage auch viele Gedanken um das Thema gemacht und bin an einem ähnlichen Punkt wie du angekommen. Kann bzw. darf man ein Buch gut finden, indem es um Rape Culture, Rassismus oder auch nur ungesunde Beziehungen geht?
    Ich war noch nie ein Fan von Sarah J Maas und habe ACOTAR auf dem Blog auch eher negativ kritisiert. Vorwürfe mache ich mir trotzdem, da ich mit keinem Wort auf die Problematik der Feier eingegangen bin. Während des Lesens ist es mir definitiv negativ aufgestoßen und ich habe mich im Anschluss mit einer Freundin, die das Buch auch gelesen hat, darüber unterhalten. Gesehen habe ich die Problematik, aber aus Spoilergründen nicht in der Rezension erwähnt. Und sobald man weiterliest, ist die Stelle auch in den Hintergrund gerückt.
    Mit meinen 26 Jahren bin ich der Meinung, dass ich kritische Stellen in Büchern sehr gut reflektieren und einordnen kann. Aber kann das auch die eigentliche Zielgruppe? Da ich erst seit 2 Monaten blogge, stecke ich gerade noch mitten im Lernprozess und merke, dass ich nicht nur für mich in den Rezensionen sprechen kann und auch alles in Hinblick auf die Zielgruppe hinterfragen muss.
    Den größten Denkanstoß hat mir whittynovels gegeben, da ich als Jugendliche natürlich auch Twilight gelesen und geliebt habe. Die ungesunde Beziehung war für mich „perfekt“, ich habe damals nichts hinterfragt.

    Ich bin begeistert davon, wie viele Blogger auf solche Themen aufmerksam machen und auch anderen Bloggern aufzeigen, dass man Verantwortung hat und kritischer lesen sollte. Und ich finde es ganz wundervoll, wie du dich mit dem Thema ehrlich auseinandersetzt und uns daran teilhaben lässt.

    Liebste Grüße,
    Nadine

  10. Ein wirklich verdammt guter Artikel! Mir geht es momentan ähnlich – wenn ich mir überlege, was ich früher für Bücher gelesen habe, ist das teilweise wirklich gruselig. Ich glaube das Problem ist aber, dass es ohne die kritischen Stimmen von außen schwer ist, da selbst drauf zu kommen. Vor zwei oder drei Jahren war das alles natürlich schon ein wichtiges Thema, aber wenn man wenn man nicht danach Ausschau hält, denkt man eben auch nicht explizit darüber nach. Arghh, man, das ist so schwer zu erklären, aber ich hoffe du weißt, wie ich das meine! 😀

    Vor allem der Sexismus regt mich einfach SO auf! Und zwar in beide Richtungen – sowohl hilfsbedürftige, schwache Mädchen als auch komplett makellose und unendlich gemeine Kerle will ich in Büchern einfach nicht mehr haben.

    ACOMAF habe ich ja auch vor Kurzem wieder gelesen und kann verstehen, was du meinst. Ich bin von Feyres Entwicklung immer noch begeistert und auch Rhysands Charakter wird einer meiner liebsten bleiben. Aber mir ist eben auch zum ersten Mal aufgefallen, wie oft die männlichen Figuren als "males" bezeichnet werden, wie stark sich die Geschichte auf das Sexuelle konzentriert (vor allem durch die ganze "Mate"-Sache) und wie sehr Frauen da teilweise zum Objekt gemacht werden. Trotzdem mag ich das Buch aber ehrlich gesagt immer noch sehr, eben wegen der beiden zuerst genannten Punkte. Aber mal sehen, vielleicht ändert sich das ja noch – man lernt schließlich immer dazu!

    Auf jeden Fall gehe ich dank der verschiedenen Diskussionen jetzt mit etwas offeneren Augen durch die (Buch-) Welt! Gerade lese ich "Six of Crows" nochmal und mir fällt zum ersten Mal auf, wie unglaublich viel Diversität dort drinnen ist – Jesper mit seiner dunklen Haut, Kaz' verletztes Bein, Nina mit ihrer Figur und so weiter!
    Ich habe mir für die Zukunft jedenfalls vorgenommen, noch mehr auf solche Dinge zu achten und mich vor allem von den "klassischen" Young-Adult-Büchern fernzuhalten. Mal sehen, wie das funktioniert! Wie gesagt, ich bin da noch lange nicht perfekt und schwärme wohl immer noch von einigen Büchern, die vielleicht problematisch sind – aber Schritt für Schritt wird das hoffentlich!

    (So, das war jetzt sehr sehr lang, entschuldige! :D)

  11. Wow. Ich habe Tränen in den Augen, weil dein Beitrag einfach so voll von Gefühlen ist. Riesiges Kompliment dafür!
    Ich habe die ganzen Diskussionen rund um "Paper Princess" etc. auch mitbekommen und versuche nun kritischer, vorsichtiger und aufmerksamer zu lesen. Leider nimmt mir das teilweise auch den Spaß an meinen Büchern und dem Lesen im Allgemeinen, da ich wegen dem ganzen Nachdenken, ob Kapitel XY jetzt problematisch ist oder nicht, gar nicht mehr im Buch "versinken" kann und das Lesen genießen kann. Auch das Rezensionenschreiben stellt sich nun als schwieriger heraus, schließlich stelle ich mir während dem Schreiben ständig die Frage "Was wenn ich dieses Buch gut fand, habe aber kritische Aspekte übersehen, und nun empfehle ich das Buch weiter? Vielleicht wurde ich auch vom Hype und dem ganzen 'Fangirling' um meine Lieblingsbuchreihe geblendet und übersehe deshalb alles Wichtige?!" Dieses Thema sprichst du ja auch schon in deinem Beitrag an und ich muss nun ganz ehrlich sagen: In letzter Zeit nagt immer wieder an meinem Gewissen, dass ich vielleicht Bücher, mit den von dir genannten problematischen Punkten meinen Freunden zum Lesen gegeben habe. Sie haben sie eben wegen MIR gelesen.
    Um nochmal auf "Paper Princess" zurückzukommen: Erst gestern haben Mädchen in meiner Schule lautstark von dem Buch geschwärmt, wie toll alles ist, wie realistisch alles ist und vor allem wie toll die Story des Buches ist. Ich saß dabei neben ihnen und musste mich ehrlich zusammenreißen, dass ich ihnen nicht all die tollen Rezensionen und Beiträge der letzten Wochen zu ihrem "Lieblingsbuch" vor die Nase halte und rufe: "Hallo, schaut doch mal, was an diesem Buch alles falsch ist!" Ich war dann den ganzen restlichen Tag richtig wütend und schockiert und konnte gar nicht glauben, dass diese Mädchen eben so denken. Wie du schon so schön geschrieben hast: "Da wurde das Ganze dann um einiges realer".
    Jetzt bin ich ein bisschen durcheinander und ein bisschen wütend und ein bisschen traurig. Von Allem ein bisschen was. Deshalb beende ich jetzt dieses Kommentar, bevor er noch ins sinnlose Herumgeschimpfe abdriftet.
    Nochmal: Großes Kompliment an dich, denn dieser Beitrag ist voller Emotionen – man merkt richtig wie du dich beim Schreiben gefühlt hast. Er hat mich sehr berührt.
    Ich wünsche dir ein schönes, langes Wochenende und ganz liebe Grüße! <3
    Denise

  12. Liebe Janine,

    Ich glaube, man muss zwischen "etwas bewusst lesen" und "etwas auseinanderpflücken" unterscheiden. Auch wenn ich in den letzten Monaten manche Bücher kritischer gesehen habe, ist das noch lange nicht die Mehrheit, und meinen Spaß am Lesen habe ich auch nicht verloren.

    Ich persönlich fände es sehr schade, wenn ich bspw. Paper Princess empfehlen würde, woraufhin Minderjährige das Buch erwerben und ein völlig desillusioniertes Bild von Beziehungen vermittelt kriegen – nur, damit ich das Buch "genießen" konnte und deshalb die problematischen Aspekte ignoriert habe. Schließlich habe ich als Bloggerin – so klein oder groß meine Reichweite auch sein mag – eine Verantwortung. Und, wie gesagt, kritisch lesen bedeutet für mich nicht, dass ich gar nichts mehr genieße oder keinen Spaß mehr am Lesen habe. Sonst würde ich ganz sicher nicht weiter Bücher rezensieren.

    Vielen Dank für deinen Input!

    Liebe Grüße,
    Isabella

  13. Liebe Jacquy,

    Vielen Dank für deinen Kommentar <3 Ich kann die Dinge, die du angesprochen hast, ganz klar unterschreiben. Es sind wirklich viele Bereiche, in denen viele Fehler gemacht werden – ich glaube aber auch fest daran, dass sich das bessert, oder dass zumindest bei den Rezipienten da allmählich ein Bewusstsein entsteht.

    Auch in deinem letzten Punkt stimme ich dir absolut zu! Es ist eben wichtig, darauf hinzuweisen und ggf. keine Empfehlung auszusprechen. Aber ich versuche da auch noch, meine Antwort zu finden. Vermutlich kann man das einfach nicht verallgemeinern und muss je nach Buch entscheiden.

    Wünsche dir ein schönes Wochenende!

  14. Liebe Denise,

    Vielen lieben Dank für das Kompliment <3 Das freut mich unglaublich.
    Wenn ich dir etwas raten darf – versuche, dich da nicht zu sehr zu verkopfen, eventuell einen Fehler zu machen. Das ist vollkommen in Ordnung. Das hier ist doch alles ein Lernprozess, in dem wir alle drin stecken und unterschiedlich weit sind. Selbst wenn du einmal etwas Problematisches übersehen solltest (was ich in der Vergangenheit zu oft getan habe), gibt es immer die Möglichkeit, dass dich jemand darauf hinweist. Oder du selbst über andere Meinungen stolperst und Aspekte bemerkst, die dir vorher nicht aufgefallen sind. Mach dir bitte keine Sorgen, dass du nichts mehr genießen kannst – du darfst (und sollst!) Spaß am Lesen haben. Solange nicht ein Buch andauernd irgendwelche komischen Sachen gebracht hat, saß ich in letzter Zeit nicht vor einem Roman und suchte aktiv nach irgendwelchen Problemen. Das ist eher wie so ein Radar, das im Hintergrund läuft? 😀
    Dass das Gewissen da nagt, kann ich jedoch sehr gut nachvollziehen. Wie gesagt, ich habe ja auch mehrere Rezensionen hier auf dem Blog, die ich längst nicht mehr so unterschreiben würde, und mich auch schon gefragt, was ich mit denen machen soll. (Ob ich etwas machen soll?) Dass bei dir in der Schule Paper Princess so gefeiert wird, ist echt krass 🙁 Klar kann (und soll) man niemanden vom Lesen abhalten, aber das Buch zeigt eben nirgends, dass solche Beziehungen nicht gesund sind.
    Und noch einmal einen Dank von meiner Seite – freut mich, dass der Beitrag bei dir Anklang gefunden hat. <3

    Ganz liebe Grüße zurück und dir auch ein schönes Wochenende! <3
    Isabella

  15. Liebe Nadine,

    Vielen Dank für deinen Kommentar – ich kann dir da nur zustimmen. Als ich ACOTAR zum ersten Mal gelesen habe, wusste ich nur, dass irgendetwas mit der Szene nicht stimmte – ich konnte das Ganze noch gar nicht benennen. Und wie du sagst, auch wenn man selbst mittlerweile bestimmte Inhalte erkennt, heißt das noch längst nicht, dass es den Lesern genauso geht.
    Außerdem kann ich dir eines sagen: Ich blogge seit fast fünf Jahren und bin mir immer noch nicht sicher, ob ich die Rezensionen richtig angehe. 😀
    Das Video von whittynovels hat mich auch zusätzlich wachgerüttelt, weil ich erst mit meiner Mutter letztens darüber gesprochen habe, dass Twilight "gar nicht so problematisch" sei. Dabei ist es problematisch. Edward schaut ihr beim Schlafen zu, erhebt Besitzansprüche… Und ich habe den ersten Band mit neun Jahren gelesen und mir natürlich nichts dabei gedacht. (Wie auch.) Schon verrückt, wie sich die Perspektive im Nachhinein verändern kann.

    Ich freue mich auch sehr darüber, dass mehr und mehr darüber gesprochen wird – es gibt so viele wundervolle Beiträge! Vielen Dank für dein Feedback. 🙂

    Alles Liebe und ein schönes Wochenende,
    Isabella

  16. Von Sarah J. Maas habe ich noch nichts gelesen, nur mitbekommen das ihre Bücher sehr stark polarisieren – und ich denke ich kann sie jetzt auch getrost von meinem Buchradar löschen.

    Nein, man muss als Leser nich alles und jedes ständig hinterfragen, und man darf auch Bücher mögen die problematisch sind – seine sogenannten Guilty Pleasures haben – solange man nur zu sich selbst und anderen ehrlich ist, so lange man offen bleibt die Kritik anderer an diesen Büchern anzuerkennen und vielleicht auch ein Stück weit zu verinnerlichen.

    Man kann Bücher mögen und weiterempfehlen und sich trotzdem deren Problematik im Bezug auf Dinge bewusst sein, auf diese hinweisen. Denn das ist es worauf es ankommt, das wir einen Diskurs führen, darüber was wir warum problematisch finden.

  17. Kann ich so unterschreiben. Es ist wichtig, dass man darüber spricht, und ich glaube, in die Richtung entwickeln wir uns so langsam. Danke für deinen Kommentar, hab ein schönes Wochenende!

  18. Liebe Isabella,

    das klingt jetzt wahrscheinlich blöd, aber ich bin so froh, dass du diesen Post geschrieben hast.
    Du sprichst mir da echt aus der Seele. Ich habe auch schon so oft darüber nachgedacht, etwas darüber zu schreiben, wusste aber nie, wie. Denn du hast völlig recht. Man macht sich irgendwie verletzlich, indem man so etwas veröffentlicht. "Zugibt", wenn man es so sagen will.

    Ich fühle mich so mies dabei, dass mir diese Dinge nicht früher aufgefallen sind und dass ich die Bücher weiterempfohlen habe und dass es selbst, wenn man anspricht, dass etwas problematisch ist, es noch so viele Leute gibt, die dagegen reden. Und, dass ich einer davon bin (hoffentlich war).

    Bei Sarah J. Maas bin hat das bei mir leider auch viel zu lange gedauert und das obwohl ich die "A Court of…"-Reihe gar nicht mal so toll fand. Dafür hatte ich nämlich andere Gründe. Ziemlich bescheuerte, wenn man es rückblickend betrachtet.
    Deswegen werde ich kein Problem damit haben, die Reihe auszusortieren und ACOWAR nicht zu kaufen. Bei der "Throne of Glass"-Reihe sieht das aber ein bisschen anders aus. Da weiß ich auch noch nicht, ob ich sie zu Ende lesen werde oder nicht.

    Eine andere Autorin, bei der es mir hingegen auch gar nicht schwer gefallen ist, mich von den Büchern zu trennen, ist Colleen Hoover. "Hopeless" habe ich vor zwei Jahren auch total geliebt und jetzt war ich einfach froh, dass ich es nicht mehr im Haus habe.

    Am Ende kann ich dir also nur zustimmen und bin froh, dass jetzt immer mehr darüber gesprochen wird und hoffentlich immer mehr Leute darauf achten, was sie lesen und doch zweimal überlegen, bevor ein Buch in die Hand nehmen.

    Liebe Grüße ♥
    Aileen

  19. Liebe Aileen,

    Es freut mich sehr, dass der Post bei dir Anklang finden konnte. Ich war unglaublich nervös, das zu veröffentlichen, und so eine Rückmeldung zu kriegen, ist klasse.

    Ich fühle mich auch ein wenig schlecht beim Gedanken daran, was ich alles in der Vergangenheit empfohlen habe, und vor allem, was ich empfohlen habe, obwohl da eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf war, die aufschrie. Aber das ist ein Lernprozess, und ich glaube nicht, dass ich damals in der Lage gewesen wäre, mir das einzugestehen. Wir können alle nur danach streben, es besser zu machen, und das ist gut genug.

    Ohja, von Colleen Hoover kann man auch ein Lied singen – ich habe hier ein einziges Buch von ihr herumstehen, und wenn ich das schon sehe, schüttelt es mich. In November 9 gibt es ja mehrere wirklich krasse Aussagen, und das in Young Adult! Ich finde es übrigens sehr beeindruckend, dass du dich einfach von den Autoren trennen kannst – allein das zeigt schon viel Einsicht.

    Vielen lieben Dank für deinen Kommentar <3 Hab ein schönes Wochenende!
    Isabella

  20. Hi Isabella,
    stimmt, das mit dem Bewusstsein ist ganz wichtig. Wenn es von genug Leuten bemerkt und kritisiert wird, kommt das hoffentlich auch bei den Verlagen und Autoren an und da wird mehr drauf geachtet. Das ist zumindest der Idealfall.
    Das stimmt, eine allgemeine Antwort gibt es ja ohnehin selten 😀

    Liebe Grüße!

  21. Huhu,

    ich bin jetzt keine moralisch normative Instanz, daher kann ich nur meine Meinung sagen. Aber ich finde schon, dass du ein Buch auch noch mögen DARFST, wenn es kritische Themen beinhaltet und falsch oder schädlich darstellt. Solange du dir bewusst sind, dass sie existieren, sie kritisch betrachtest, und nicht zulässt, dass sie DICH negativ beeinflussen? Ein Buch ist ja nun einmal mehr als nur einzelne Szenen. Du könntest den Erzählstil mögen, eine kunstvolle Wortwahl, den Grundplot, einzelne Charaktere. Man muss nicht alles mögen, nicht alles unkritisch sehen, um eine Sache an sich zu mögen.

    (Beispiel Star Trek. Ich bin ein großer Trekkie, liebe vor allem TOS – wegen Spock. Und wegen Uhura, die quasi die Tür für die Repräsentanz von PoC abseits von Hausmädchenrollen aufstieß, die dafür von Martin Luther King gebeten wurde, doch bitte nicht nur wegen ihrer in ihren Augen – und auch in meinen – zu geringen Rolle zu kündigen. Gleichzeitig haben wir da Kirk, der hinter jedem Rock herrennt. Der zwar in Momenten, in denen es nicht drauf ankommt, durchaus feministische Aussagen macht, dann aber doch, wenn er es kann, mit einer Sexsklavin(!) schläft. Oder Frauen aufreißt, um an Informationen zu kommen. Der Dinge macht, die einfach FALSCH sind, und die nicht als eben falsch transportiert werden. Ich sehe diese Szenen kritisch. Aber deswegen die Serie nicht mögen? Das kann ich einfach nicht.)

    Letztlich kommt es immer auf dich an. Mögen ist nichts, was wir völlig rational steuern können.

    Nur eine Sache geht – finde ich – eben nicht: Sobald man es bewusst merkt, die negativen Aspekte kleinreden oder gar ignorieren. Aber das tust du nicht mehr. 😉

    Ich weiß nicht, ob das geholfen hat. Ich weiß nicht, ob ich nicht selbst zur Fraktion der Paper Princess-Fan-Alikes zähle, wenn ich Star Trek immer noch mag. Aber ICH würde dich jedenfalls nicht verurteilen, wenn du etwas kritisch betrachtest und die positiven Aspekte dann immer noch magst. Wenn es sie denn gibt. Ich kenne keines der genannten Bücher.

    Liebe Grüße
    Taaya

    1. Liebe Taaya,

      vielleicht hast du mich ein wenig missverstanden – ich habe zu keinem Zeitpunkt gesagt, dass ich ein Buch nur, weil es problematisch ist, nicht mehr mag. Obwohl, seien wir ehrlich, die beiden Dinge oft Hand in Hand geben. Es ging mir in diesem Beitrag einzig und allein um das Eingeständnis, dass ich mich in den Beitrag vorausgehenden Jahren nicht getraut hatte, zuzugeben, dass auch meine damaligen Lieblingsbücher nicht unproblematisch sind.

      Es ist ohnehin immer schwierig, den „Problemfaktor“ eines Buches zu bewerten. Bei Artemis konnte ich vor lauter problematischen Inhalten nichts Positives mehr finden, A Court of Wings and Ruin habe ich vier Sterne gegeben, obwohl es ebenfalls vielerlei Problematiken hat. Es geht mir nur darum, dass man diese Aspekte nicht unter dem Tisch fallen lässt, wie du richtig erkannt hast 🙂

      Alles Liebe
      Isabella

      1. Huhu,

        zu keinem Zeitpunkt stimmt nicht. Du schreibst: „Aber ich kann doch die problematischen Inhalte eines Buches sehen, darauf aufmerksam machen und das Buch trotzdem lieben, oder?
        Kann ich das? Ich habe mir die Frage schon vor Monaten gestellt. Damals habe ich sie mit ja, klar beantwortet. Natürlich kann ich das. Heute sehe ich das nicht mehr so. Heute weiß ich gar nicht mehr, was ich sagen soll.“

        Das liest sich, als wärst du dir unschlüssig, ob du es noch lieben kannst.

        Ansonsten sind wir ja eh einer Meinung 🙂 … Wollte nur noch ein wenig klugscheißen, dass du es eben sehr wohl so geschrieben hast – oder zumindest diese mögliche Bedeutung deiner Worte übersehen hast.

        LG
        Taaya

        1. Da hast du recht, das kann ich dir nicht absprechen. Ich muss auch gestehen, dass ich den Beitrag nicht mehr 1:1 im Gedächtnis hatte. Zumindest bin ich jetzt an einem Zeitpunkt, an dem ich es pauschal nicht ausschließen würde, ein Buch mit problematischen Inhalten zu mögen – auch wenn es meistens der Fall ist, dass mir das Buch dann generell nicht zusagt. 😀

          Alles Liebe
          Isabella

  22. Applaus auch von mir zu diesem Beitrag! Es ist ein langer Weg sich einzugestehen, dass nur weil du etwas magst, es noch lange nicht unproblematisch ist. Merke ich ganz aktuell grad bei der Tv-Serie „Hart of Dixie“, welche mir sehr gut gefällt, aber wo ich mich frage, ob „Wade“ heutzutage noch so als Figur geschrieben würde.

    Jedenfalls bin ich ja noch paar Jährchen älter als du und wenn ich auf meine Rezensionen in deinem Alter schaue, dann kann ich da heute nicht mehr hinterstehen. Einer der Gründe, warum ich nur eine Auswahl auf Gedankenfunken nun als Entwurf stehen habe und mir noch gründlich überlegen muss, ob und wie ich sie überarbeitet online stelle.

    Ich denke, in den letzten Jahren gab es einen sehr positiven Wandel, was den kritischen Blick angeht. Aber es wird noch ein langer Weg sein, bis eine breite Masse bereit ist zuzugeben, dass ihr Sachen gefallen, die kritikwürdig sind.

    1. Vielen, vielen Dank für deinen Kommentar! Insbesondere für das Ansprechen von älteren Rezensionen – das ist definitiv ein Bereich, in dem ich auch noch eine Lösung finden muss (bzw. die Beiträge einmal ordentlich durchschauen sollte). Immerhin zeigt es, dass man in der Hinsicht ein besseres Bewusstsein erlangt hat.
      Und ja, der Wandel ist da und breitet sich auch allmählich mehr aus – das ist zumindest das, woran ich glauben möchte. Manchmal kann es sehr frustrierend sein, immer dieselben Diskussionen zu führen. (Mein Lieblingsargument: „Aber ich will doch Spaß beim Lesen haben!“) Aber ich bin zumindest froh, dass ich das Gefühl habe, stetig dazuzulernen.

  23. Hallo

    Ich habe von der Mass Problematik erst in den letzten Tagen etwas mitbekommen, aber ich verstehe allmählich, was da geschehen ist. Ich habe noch nie ein Buch der Autorin gelesen, aber frage mich nun ernsthaft, weshalb es denn bis vor kurzem nur sehr wenige negative Stimmen gab. Hat das niemand bemerkt?

    Ich bemerke solche Problematik nicht immer. Wo mich aber zum Beispiel die Wut der Fans sehr gestört hat, war bei Der Rat der Neun. Da war das böse Volk sonnengebräunt oder dunkelhäutig, weil es eben eine Kultur war, welche viel Zeit draussen verbringt. Dass die Autorin gleich als Rassisstin beschimpft wurde, war für mich unverständlich! Müssen denn immer nur die weissen die Bösen sein damit es nicht gleich diskriminierend wird?

    Wo ich aber Probleme sehem, sind bei der Maxton Hall Reihe von Mona Kasten. Da stört mich, dass sich Mädchen in Leute verlieben, welche mit ihnen umgehen, als wären sie Dreck.

    Ich versuche kritisch zu bleiben auch bei meinen Lieblingsautoren, aber wie du sagst, es ist gar nicht so leicht.

    Liebe Grüsse und herzlichen Dank für diesen sehr starken Post!

    Josia

    #litnetzwerk

    1. Hey Josia!

      Vielen lieben Dank für den Kommentar 🙂 Ich denke, dass bei Maas hinzukommt, dass sie einfach eine unglaubliche Fanbase hat, die sehr laut und sehr energisch sein kann, wenn sie es will. Und da ich selbst einmal ein riesiger Fan von ihren Büchern war (und ihre Bücher jetzt immer noch mag, das will ich gar nicht bestreiten – nur nicht so sehr wie früher), kann ich verstehen, dass das Ganze kaum auffällt, wenn man nicht wirklich betroffen ist. Da hält man die Beziehungen für „romantisch“, nicht besitzergreifend, und dass jeder Charakter heterosexuell und weiß ist, fällt einem nicht auf, wenn man nicht selbst einer anderen Gruppe angehört etc.

      Ich habe mich damals in die Problematik von „Rat der Neun“ eingelesen, das Buch aber selbst nie gelesen, deswegen kann ich das nicht ganz beurteilen. Ich weiß nur, dass viele Vorwürfe gemacht wurden, und dass es ebenso viele Leute gab, die diese Vorwürfe mit Textstellen zurückgewiesen haben. Das, was du beschreibst, könnte wegen diesem Trope problematisch sein, aber da ich, wie gesagt, den Text nicht kenne, will ich da auch nichts urteilen. Ich hatte mich nur damals aufgrund der Kontroverse entschieden, das Buch nicht zu lesen.

      Und das letzte Problem, das du erwähnst, ist leider viel zu gängig. :/ Gerade, weil es oft romantisiert wird.

      Es ist okay, wenn man nicht immer alle kritischen Aspekte erfasst – man sollte nur mit offenen Augen durch die Welt gehen und Anmerkungen von anderen, falls sie kommen sollten, annehmen. 🙂

      Hab noch ein schönes Wochenende!
      Isabella

      1. Puh, verflixt. Dein Beitrag versetzt meinem Lesevergnügen gerade einen mächtigen Dämpfer.
        Ich bin eine Weiße, hetero, Krankenschwester, verheiratet, Kinder und das in einer Kleinstadt in Ostdeutschland. Ich bin so mittendrin in dem, was als „normal“ gilt, dass ich mir echt gar nicht bewusst war wie dermaßen konservativ sich bei mir und teilweise meinem Denken alles gestaltet.
        Trotz, dass ich keinen offensichtlichen Grund für schlechte Behandlung biete, war mein Leben nicht immer ein Zuckerschkecken. Suchtkranke im Elternhaus, Untreue, Beleidigungen… Meinen Anteil an Schmerz und Dunkelheit hatte ich auch, wenn auch nicht so wie jemand aus einer Minderheit. Meine Flucht waren immer die Bücher, ich tauche in die Welten ab und verabschiede mich ein bisschen von der Realität.
        Ich habe nie kritisch gelesen. Bisher. Ich hatte ein dumpfes Gefühl, wenn etwas, wie du sagst, problematisch war, aber oft habe ich es dann einfach überlesen und gut war es.
        Ich habe mich immer als tolerante Person gesehen. Vielleicht muss ich das auch noch einmal überdenken.
        Der Satz vorher, dass es ja in Ordnung ist, solange es in dem Büchern auch reflektiert wird, entsprach auch meinem ersten Gedanken. Dann fragte ich mich, wenn ich ein Buch schreiben würde… Wie oben schon… Meine Berührungspunkte mit z. B. LGBT sind sehr sehr klein. Ich müsste mir also etwas aus den Finger säugen, wovon ich keine Ahnung hätte.
        Bestimmt ging es Frau Maas ähnlich. Tatsächlich traurig, dass wir so privilegiert sind, dass es uns nicht mal bewusst ist. Dass wir heute noch so sozialisiert werden, dass das Alpha Männchen das Idealbild ist…
        Oo es erschrickt mich welche Tragweite das hier für mich und mein Lese- und Denkverhalten hat.
        Ich bin durch Zufall dieses Jahr über das Buch „Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums“ gestoßen. Das war tatsächlich mein erstes Buch mit einer schwulen Liebesgeschichte im Vordergrund. Ich liebe das Buch. Der Schriftsteller Benjamin Alire Saenz gehört eindeutig zu meinen Lieblingen. Allerdings hatten es auch die Sieben Höfe in meine Top Ten geschafft. Zu gegensätzlich?

        Ein Kauderwelsch. Entschuldige. Mein Geschwafel leistet keinen großen Wert. Ich denke es geht zu vielen wie mir, ich begegne in meinem echten Leben zu wenig Menschen, die mir ihre Geschichte erzählen könnten. Lebensgeschichten, die ganz anders sind als meine eigene. Hier sind alle gleich…
        Au mann. Ich muss alle Bücher noch einmal lesen und ich bin mir sicher ich werde kaum eins noch einmal so genießen wie vorher.

        Liebe Grüße Christin ?

  24. Hallo Isabella,
    Also eigentlich muss ich deinen Blog ja nicht mehr „kennenlernen“, aber mich hat der Beitrag interessiert und gleichzeitig musste ich meine doofe Frage so nicht mehr stellen. Ich muss gestehen, dass ich zu einem der Über-Leser von SJM gehöre. Ich meine, ich habe schon Probleme in den Büchern bemerkt, aber es waren nie die, die so groß thematisiert wurden. Allerdings ging das eher in die Richtung, wie die Figuren sich gegenseitig behandelt haben. Das liegt aber – zum Glück? – daran, dass ich die entsprechende Textstelle nicht verstanden habe. Diese kleinen Aussagen kamen bei mir einfach nicht an, weil ich nicht jedes Wort nachgeschlagen habe – ich sollte öfter zum Wörterbuch greifen, wenn ich auf Englisch lese. Viele Probleme sehen wir als Leser auch nicht, weil sie so oft vorkommen, denke ich. Ich habe zum Beispiel eine Reihe gelesen, in der es auch das ultimative Ziel war den Seelenpartner zu finden, deswegen ist mir das bei ToG/ACOTAR gar nicht aufgefallen. Kannte ich ja so schon. Und das die meisten Figuren weiß sind – Hmpf. Ich weiß nicht, ob es eine Ausrede ist, damit ich sie nicht schlecht machen muss; ABER kann man es den Autoren vorwerfen, wenn sie in einer sehr weißen Gesellschaft aufwachsen, dass sie sich Figuren automatisch Weiß vorstellen? Mir fällt das selber immer wieder auf, wenn ich eine neue Idee habe, da ist auch erstmal jeder Weiß. Ich kenne es nur so. Klar, kann man da im Nachhinein was ändern, aber wenn man es eben nicht bemerkt, bzw. die Figuren schon alle feststehen … Ist schwierig. Allerdings lobe ich SJM auch nicht mehr in den Himmel, dazu haben mir einige Teile in ihren Büchern nicht so zugesagt. Ich lese sie hauptsächlich wegen des Weltenbaus, der ist einfach Spitze. Und ich finde, solange nichts Negatives über eine sexuelle Orientierung, Herkunft, etc. gesagt wird, muss man den Autor nicht automatisch ankreiden, nur weil sein Buch etwas NICHT ist. (Da kommt aber wieder der Punkt ins Spiel, das ich solche Diskriminierungen nicht erkenne, weil ich nicht jedes Wort in all seinen Bedeutungen auf englisch kenne.) Natürlich sollte man Queerness und Diversity fördern, aber das kann auch schnell zu gewollt wirken und mir ist es wichtig, dass der Autor authentisch ist. Morrigans Homosexualität in ACOWAR fand ich nämlich sehr gewollt und habe es als lahme Ausrede für ihre unerwiderten Gefühle zu Azriel betrachtet.

    Aber ja, man sollte kritisch bleiben (Obwohl ich dein Argument „Ich will ja Spaß am Lesen haben“ durchaus vertretbar finde, ich will das nämlich auch.) und sagen, wenn man etwas problematisch findet. Deswegen kann man ein Buch aber trotzdem noch mögen, immerhin gibt es einige andere Aspekte, die SJM toll macht, finde ich.
    Ich glaube, die Kommentarleiste dieses Beitrages explodiert bald, aber es ist so wichtig, darüber zu reden.
    Alles Liebe, Frizzi.

    1. Liebe Frizzi,

      der Beitrag oben klingt vielleicht so, als hätte ich mit einem Mal die Erleuchtung gehabt, dabei ging es mir genauso wie dir – ich habe das Ganze auch erst überlesen. Irgendwann wurde ich durch kritische Rezensionen darauf aufmerksam und habe es ignoriert, bis ich es nicht länger ignorieren konnte/wollte. Ich sehe mich nicht mehr als SJM-Fan, aber ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich ihre Bücher nicht leiden kann. Ich werde allerdings bis zum Erscheinen von Kingdom of Ash noch ein paar rereaden und bin gespannt, wie sich mein Blick auf die verändert hat.

      Ich glaube, man überliest gewisse Aspekte aus ihren Büchern aus zwei Gründen: Weil man selbst nicht betroffen ist bzw. sich grundsätzlich repräsentiert sieht, und weil problematische Beziehungen (dabei denke ich vorwiegend an Tamlin in Bezug auf Calanmai) uns durchweg in Büchern begegnen, sodass man es als „normal“ empfindet, bis man das System hinterfragt. Deswegen kann ich dir nicht direkt eine Antwort darauf geben, ob man mangelnde Repräsentation kritisieren kann. Allerdings – denke mal an Nehemia. Sie war der einzige schwarzer Charakter, und sie wurde umgebracht. Das spricht nicht gerade für Maas.

      Ich kann dich gewissermaßen verstehen, wenn du sagst, dass sie vermutlich nicht so aufgewachsen ist – das glaube ich zwar auch, ist mir persönlich als Grund aber nicht gut genug. Unsere Gesellschaft ist einfach nicht weiß und heterosexuell – und auch wenn sie Fantasy schreibt, heißt das nicht, dass sie das mMn einfach unter den Tisch fallen lassen kann. Aber ich stimme dir zu, ich fand es auch nicht gut, wie Mors Sexualität eröffnet wurde – vor allem, dass sie so richtig als Plot Device eingesetzt wurde.

      Ich glaube, mein Kernproblem mit Maas ist, dass sie sich nicht zu der Kritik äußert. Es gibt Kritik, die man als Autor*in ignorieren kann (so was wie „Der Plot ist super langweilig“), aber eben solche, die man nicht ignorieren sollte – Maas hat allerdings nie ein rechtes Statement dazu gemacht, und zeigt nicht wirklich Bemühungen, das zu verbessern. Falls du EoS beendest, bin ich sehr gespannt, was du noch dazu sagst!

      Und danke für deinen Kommentar 🙂

      Alles Liebe
      Isabella

  25. Liebe Isabella,

    der Artikel ist zwar schon etwas älter (trotzdem nicht weniger aktuell), aber ich bin eben erst darauf gestoßen. Ich finde, du hast hier wirklich toll geschrieben und ich kann deine Gedanken total gut nachvollziehen. Ich lese auch immer wieder Bücher zur schlichten Unterhaltung, von denen ich weiß, dass da inhaltlich einige Dinge / Vorstellungen drin sind, bei denen ich in der Realität das kalte Grausen bekäme, z.B. die Midnight Breeds von Lara Adrian.

    Ich sehe auch über manch zweifelhafte Inhalte hinweg, wenn ein Buch mich durch irgendetwas mitreißt, begeistert. An manche Bücher kam ich aber gerade wegen der (zweifelhaften) Inhalte nicht ran: S.J.Maas ist so eine Autorin (da habe ich das Buch schon zugeklappt, als dieses Prinzessinnen-Gedöns anfing) und auch Shades of Grey … uhhaa. Den Hype habe ich nie verstanden.

    Manchmal denke ich wir du: Was ist los mit den Verlagen, dass die so was veröffentlichen? Sollten die nicht als Gatekeeper darüber wachen, dass so ein Schund nicht noch verbreitet wird? Meine Antwort drauf ist letztlich aber ein klares Nein. Das wäre Zensur – und noch tausendmal schlimmer. Mag sein, dass uns nicht alles gefällt, was da in solchen Büchern (auch für jüngere Leser) publiziert wird. Verbieten oder es rauslektorieren dürfen wir nicht. Der Leser ist mündig genug, so was zu lesen, wenn er will. Und er darf und soll darüber diskutieren. Was wäre denn, wenn es nur noch Bücher mit glattgebügelten Inhalten gäbe?? Wo fängt man an zu bügeln und wo hört man auf?? Eine Horrorvorstellung!

    Der andere Punkt, den du angesprochen hast, ist dieser Fanhass. Den kenne ich auch – z.B. von unserem Verriss von Die Rote Königin. Ich sehe darüber hinweg und antworte freundlich auf die Kommentare. Am Ende disqualifizieren sich die Leute mit ihren Äußerungen doch selbst. Aber ich finde es echt bedenklich, mit welchem Hass manchmal reagiert wird – das zeigen ja auch viele Blogger-Diskussionen, die in letzter Zeit geführt werden. Sehr erschreckend und traurig! Aber nicht verwunderlich. Bei all den Regelungen und Normen, an die wir uns halten, die Natur des Menschen muss anscheinend irgendwo ausgelebt werden. Dieser Ort ist eben das Internet geworden. Aber keiner der Leute, die hier so bösartig vom Leder ziehen, würde sich doch in der analogen Welt trauen, auch nur den Mund aufzumachen.

    Liebe Grüße aus dem Tintenmeer,
    Sandy

    1. Liebe Sandy,

      danke für deinen Kommentar! Freut mich, dass du dich mit dem Artikel identifizieren konntest – obwohl es jetzt über ein Jahr her ist, dass ich ihn geschrieben habe, gehört er definitiv zu den Posts, hinter denen ich nach wie vor voll und ganz stehe, obwohl ich es natürlich zusätzlich spannend finde, derartige Entwicklungen zu beobachten.

      Ich finde es wichtig, bei problematischen Inhalten und der Bewertung zu differenzieren: Selbst wenn mich die Aspekte nicht übermäßig gestört haben, dass sie meine Wertung beeinflussen würden, würde ich sie immer noch in der Rezension erwähnen, sie quasi anerkennen. Alles andere könnte ich nicht mit mir vereinbaren.

      Hmmm, ich bin immer vorsichtig, wenn man von „Zensur“ redet. Das wäre für mich, wenn man a) derartige Inhalte generell verbietet oder b) rauslektoriert – und das würde ich in keinem Fall gutheißen. Dennoch würde ich es begrüßen, wenn Verlage in dieser Hinsicht mehr Verantwortung übernehmen würden; sowohl bei der Auswahl von Werken, als auch, wenn eben Kritik ausgeübt wird. (Obwohl es in letzter Zeit immer mehr positive Beispiele gibt, wie Verlage aktiv auf Kritik reagieren, was ich grandios finde!) Ich meine, es gibt ausreichend Nachfrage für Literatur, die nicht toxische Beziehungen romantisiert oder nicht nur weiße und heterosexuelle Charaktere abbildet – es stellt sich mir eher die Frage, wann das entsprechende Angebot kommt. (Natürlich gibt es jetzt schon positive Einzelfälle – aber es ist meistens dann doch eher eine Minderheit.)

      Was deinen letzten Absatz anbetrifft, kann ich dir nur zustimmen. Es ist erschreckend, wie bereitwillig Grenzen ignoriert werden, was solche Themen anbetrifft. Dass man von einen Buch auf einen Autor schließt, oder dass man Kritik an einem Buch ausübt und dafür selbst in die Mangel genommen wird – beides ist nicht okay, und es ist schwierig, dagegen anzukommen.

      Alles Liebe
      Isabella

  26. Hallöchen 🙂
    Ich muss jetzt einfach mal einen Kommentar hierlassen. Ich bin in den letzten Tagen nämlich auch immer wieder auf diese Diskussionen, die zu diesem Thema entstanden sind, aufmerksam geworden (überwiegend auf Instagram) und habe mich gefragt: Was zur Hölle ist hier los? Und Was stimmt mit mir nicht, dass ich nicht genau weiß, auf welcher Seite ich eigentlich bei dieser Diskussion stehe. Letztendlich habe ich mir nämlich ganz ähnliche Fragen gestellt, wie du dir in diesem Post. Ich hatte plötzlich so viele Fragezeichen im Kopf, dass ich bei Google auf die Suche nach sachlichen Erklärungen ging, (So bin ich übrigens auf deinen Blog hier gestoßen) weil irgendwie haben mir diese ganzen Instagramdiskussionen nicht geholfen. Sie haben mich wütend und gleichzeitig auch traurig gemacht und total verwirrt. Ich habe mich plötzlich gefragt, ob ich ein schlechter Mensch bin, weil mir Paper Princess gut gefallen hat. Und ob mir das Buch gefallen darf, OBWOHL mir die problematischen Themen aufgefallen sind. Denn das sind sie wirklich. Ich dachte immer und denke immer noch, dass es in Büchern all diese problematischen Themen geben darf, weil es sie in der Realität auch gibt. Wieso sollen die Bücher denn alles beschönigen? Damit sage ich nicht, dass ich es gut finde wenn Dinge wie Mobbing, Gewalt oder Sexismus in Büchern als gut dargestellt werden, sondern nur, dass ich es okay finde, wenn sie in der Geschichte vorkommen. Bleiben wir mal beim Beispiel Paper Princess. Es fängt an damit, dass sie als Stripperin arbeitet, obwohl sie minderjährig ist. Natürlich ist das nichts Gutes und sehr besorgniserregend. Ich weiß das. Und es wird im Buch auch deutlich. Zwar stehen die Autorinnen nicht mit erhobenem Zeigefinger vor einem und sagen es direkt, aber ich denke die Reaktion von ihrem Vormund (Callum? Bin gerade nicht sicher wie er heißt?) macht das deutlich. Dann erinnere ich mich an eine Szene, in der Ella ziemlich krass gegen Mobbing wehrt. Ich weiß leider nicht mehr, ob das in Band 1 war, aber viele haben empört aufgeschrien. Ich dagegen dachte: Klar die Aktion ist total übertrieben und sicher nicht die richtige Herangehensweise an das Problem, aber immerhin wehrt sie sich! Es gibt so viele Teenager, die stumm leiden und sich am Ende sogar wegen Mobbing umbringen. Ist es dann nicht auch mal gut, eine Protagonistin zu haben, die sich wehrt (wenn auch ziemlich krass, das gebe ich zu) ?

    Ich frage mich jetzt einfach, gibt es überhaupt ein richtig oder falsch in dieser Sache? Wenn ich für mich weiß, dass diese Momente in der Geschichte oder die Themen problematisch sind und sie nicht in meinen Alltag übertrage, also z.B. mich nicht mit einer solchen Tat gegen Mobber wehre, darf ich das Buch dann trotz der Problematiken mögen? Ich habe Das Reich der 7 Höfe auch gelesen und fand die von dir beschriebene Szene ebenfalls sehr merkwürdig und befremdlich. Aber davon abgesehen fand ich das Buch mega spannend und super geschrieben. Und wenn ich lese, will ich ja auch irgendwie dem Alltag entfliehen. Also kann ich das Buch doch eigentlich mögen, solange ich die problematischen Stellen erkenne und sie mir bewusst sind. Oder nicht?
    Ich denke irgendwie, jeder muss für sich einen Weg finden einerseits sensibel für solche Probleme zu sein und sich andererseits trotzdem einfach noch unterhalten zu lassen. Wenn man für sich entscheidet, solche Bücher dann gar nicht mehr zu lesen, ist das okay. Wenn man aber sagt, ich lese die Bücher und mag sie (weil es einfach so ist. Mal ehrlich, wie soll ich denn jetzt auch noch meine Gefühle bewusst beeinflussen?), aber erkenne Problematiken, lasse mir davon aber den Spaß am Lesen nicht verderben, dann ist das auch okay, oder nicht?
    Ich bin eben auch Booktuberin und frage mich, wie meine Meinung zu Büchern auf andere wirkt und auch, was die Zuschauer in einen Menschen für mir sehen, weil mir gewisse Bücher gefallen. Deswegen versuche ich auch immer die Problematiken in den Büchern anzusprechen, was allerdings schwer ist, da ja auch niemand gespoilert werden will. Meistens endet es deshalb in Sätzen wie“Es gibt ein paar Szenen die irgendwie befremdlich waren“ oder „Ich frage mich, wie realistisch das wirklich ist, dass die Protagonistin sich so entwickelt „(z.B. weil eine missbrauchte Protagonistin sich verliebt und plötzlich nach wenigen Wochen ihr Trauma überwunden hat) Aber versteht da wirklich jemand, was ich meine und dass ich die Probleme erkannt habe?

    Ist es nicht ein bisschen so wie z.B. mit dem Alkohol? Man trinkt den Alkohol, obwohl man weiß, dass er ungesund ist und sogar töten kann. Aber wenn man drauf achtet, nicht zu viel zu trinken und sich der Gefahren bewusst ist, dann ist ein Bier oder ein Glas Wein am Abend doch völlig in Ordnung.

    Letztendlich weiß ich gar nicht, was ich mit meinem Post hier sagen wollte. Ich war auf der Suche nach einem Ort, wo ich meine Meinung zu dem Ganzen mal loswerden kann, ohne gleich in Stücke gerissen zu werden. Denn auf Instagram habe ich gerade das Gefühl, es ist egal, welche Ansicht man vertritt, die Diskussion entwickelt sich immer in eine wie ich finde unangemessene und sogar beleidigende Richtung. Mit einem konstruktiven Austausch hat das nicht mehr wirklich was zu tun.

    Deinen Betrag finde ich dagegen super. Du bleibst sachlich und beleuchtest nochmal eine ganz andere Seite des Themas. Du fühlst dich nicht angegriffen, sondern gibst einfach mal wieder, wie sehr einen das ins Grübeln bringen kann, wenn man diese Diskussion verfolgt. Du sprichst mir total aus der Seele, ich habe mich in jedem Satz wieder erkannt.

    Liebe Grüße,
    Franzi

    1. Liebe Franzi,

      vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar! Ganz im Ernst, ich könnte dir nichts raten, auf das du nicht selbst schon gekommen bist. Wenn du dir problematischer Inhalte bewusst bist, würde ich sie immer ansprechen. Ob du das konkret machst oder andeutest, ist dir überlassen – ich persönlich mache beides und formuliere das Konkrete als Spoiler. Das lässt sich ja auch im Videoformat umsetzen. 🙂

      Grundsätzlich stimme ich dir zu, dass man problematische Bücher mögen kann (und darf sowieso). Aber ich finde es einfach wichtig, da zu sensibilisieren; nur, weil man selbst gewisse Problematiken erkennen kann, heißt das ja noch lange nicht, dass es anderen ebenfalls so geht. Deshalb bin ich auch persönlich unentschlossen, wie explizit man problematische Inhalte direkt in Büchern diskutieren soll. Aber da gehen die Meinungen ja, wenn möglich, noch weiter auseinander. 😀

      Auf jeden Fall danke für deinen Beitrag, ich kann gut verstehen, dass es schwierig ist, das auf Instagram auszudiskutieren, mir sind ähnliche Schwierigkeiten auf Twitter begegnet. Es ist am Ende des Tages auch immer noch etwas sehr Persönliches, weshalb es schnell geschehen kann, dass der Gesprächspartner sich angegriffen fühlt.

      Alles Liebe
      Isabella

  27. Zuallererst möchte ich dir für deinen klugen, weitsichtigen und selbstkritischen Beitrag danken. Er hat mich wirklich zum Nachdenken gebracht. Ich weiß zwar nicht, ob du meinen Kommentar überhaupt noch lesen wirst, denn wie so fot, bin ich mal wieder zu spät für alles dran und der Beitrag ein paar Jährchen alt, obwohl er nichts an Aktualität eingebüßt hat.
    Zuerst muss ich sagen, dass mir das Problem als priviligierte, weiße, heterosexuelle Frau lange nicht aufgefallen ist, da sehr viele Bücher zwar antifeministisch sind, aber ansonsten mein Lebensumfeld, was Hautfarbe und Sexualität angeht, lange sehr gut abgebildet haben. Ein Umdenken erfolgte bei mir erst so richtig, als sich mein Onkel, den ich immer für heterosexuell hielt, nach 20 Jahren Ehe outete. Plötzlich bemerkte ich, wie unterrepräsentiert queere Menschen sind, ebenso Menschen mit Einschränkungen.
    Dennoch war ich lange und bin es vereinzelt noch der Meinung, dass man etwas gut finden darf, auch wenn es problematisch ist, so lange man es benennen kann. Twilight beispielsweise, damals beim Lesen war mir direkt nach dem ersten Band klar, dass weder Stalker-Eddie, noch Best-Friend-aber-scharf-auf-dich-Jacob besonders tolle feste Freunde abgeben und ich hätte die Reihe abgebrochen, wenn da nicht die Cullens und Charlie wären. In diese Nebencharaktere hatte ich mich verliebt und habe daher eine sehr lang andauernde Fanbeziehung geführt und auch heute noch haben diese Bücher einen Nostalgie-Dauerplatz in meinem Regal. Würde ich sie weiterempfehlen? Ganz klar nein! Eben weil ich weiß, dass die eigentliche Zielgruppe dieser Bücher dies noch nicht gut filtern kann. Gleiches gilt für Harry Potter, wie alle bin ich damit groß geworden, aber Repräsentation? Sehr, sehr wenig.
    Die nächste Frage ist ja, kann man Werk und Autor*in trennen? Ich denke ja, denn realistisch betrachtet müsste man bei jeder/jedem nur gut genug graben und Dinge aus dem Kontext reißen, um sie/ihn als problematisch darzustellen. Allerdings ist mir bei Rowling aufgefallen, je mehr Mist sie absondert, desto kleiner wird meine Sammlung, es macht als emotional doch etwas aus.
    Nun kommen wir zu Maas, ihre Bücher werden ja sehr gehyped und da ich jetzt ein paar Jahre eher im Krimi/Thriller Bereich unterwegs gewesen und wollte gerne wieder etwas zu einem meiner Lieblingsgenres zurückkehren und habe mir die Maas Bücher ausgesucht, auch wenn ich wusste die werden spicy. Was ein Grund ist, weswegen ich überhaupt von dem Genre etwas weggekommen bin: Nur noch Sex und perfekte Charaktere, konnte ich noch nie besonders gut leiden. Bei Maas hieß es aber: Ist Spicy, aber nicht so schlimm und gut geschrieben. In letzter Zeit kriege ich aber mit, dass sie problematisch sein soll und bin auf diesen Beitrag gestoßen.
    Ich lese nun den ersten Band der ACOTAR Reihe und es langweilt mich zutiefst, es passiert nichts, außer dass ihre Gedanken ständig um ihn kreisen und sich einfach gefangen halten lässt…
    Nun, ich habe die Feier gelesen und bis zur ersten Sexszene und auch wenn mir viele sagen, im Zweiten wirds besser, ich muss die Reihe abbrechen. Seit Wochen liegt das halb gelesene Buch hier rum und diese beiden Szenen haben mich abgestoßen. Wie sehr kann man eine Frau objektifizieren? Und sie lässt das mit sich machen und glaubt ihm blind?
    Anderseits verstehe ich das es Fans hat, die Idee ist gut, die Charaktere interessant und das Worldbuilding eben auch. Bis vor ein paar Jahren hätte ich weitergelesen und es klein geredet und sogar verteidigt, aber man verändert sich. Ich bin nicht perfekt und ich habe noch Nachholbedarf und erkenne sicherlich nicht alles Problematische, aber ich merke, dass mir so etwas tatsächlich ein Buch ruinieren kann. Das gilt für problematische Stellen, ebenso wie für problematische Autoren. Natürlich möchte ich dem Alltag entfliehen, aber ich habe beschlossen künftig mehr auf mein Gefühl zu hören, um künftig nicht mehr zu den Aber-Sagern zu gehören, für mehr Diversität, mehr Feminismus, für mich und auch für den unterrepräsentierten Teil meiner Famile. Danke für deinen Beitrag 🙂

  28. Ich verstehe deinen Punkt finde es aber allerdings etwas kritischer zu betrachten. Zuerst verlässt Feyre Tamlin ja weil er sie so behandelt und finde die anderen Charaktäre haben klar auch ihre kritischen Seiten, sind aber schon sehr feministisch eingestellt. Außerdem greift Sarah J Maas immer Frauen in einer starken Rolle auf. Wären dann nicht 70% aller Autoren problematisch? Denn in fast allen Romance Books werden Klischees aufgegriffen und der Mann eher als ein aggressives Alpha-Arschloch dargestellt, in den sich alle verlieben???
    Auch Homosexuelle Charaktäre gibt es in den meisten Romance Books kaum… Coleen Hoover zum Beispiel. Ich zumindest habe in den meisten Romance Büchern nichts von Homosexuellen Charaktären mitbekommen.
    Morrigan aus ACOTAR ist Homosexuell und ich bin mir ziemlich sicher, dass auf diese Geschichte noch weiter eingegangen wird. Auch in Crescent City wird öfter nicht direkt von heterosexualität ausgegangen. Ich verstehe dass mehr diversity erwünscht wird aber ich denke nicht dass Sarah j maas das Problem ist sondern fast ALLE romance autor*innen, bei denen eine Heterobeziehung im Mittelpunkt steht.
    In anderen Büchern werden Homosexuelle Protagonist*innen auch nur mit krassen Klischees bedient und wir damit abgespeist. Finde ich persönlich auch nicht so gut…
    Dazu muss ich sagen sollte ich einmal ein Buch schreiben würde dies wahrscheinlich auch von einem Heterosexuellen Paar handeln, da ich selbst Heterosexuell bin und nunmal eher über etwas schreiben würde, das ich selbst auch kenne.
    Ich finde es problematisch, dass erwartet wird dass immer irgendwo und überall Homosexualität eine Rolle spielt, ist das dann nicht eher erzwungen, um euch abzuspeisen? Und nur weil dies nicht wirklich eine Rolle spielt heißt das ja nicht direkt dass Sarah J Maas gegen Homosexualität ist.
    Wie gesagt ich finde Diversity auch super wichtig in der heutigen Zeit allerdings finde ich, dass dann ein Großteil der Autor*innen zu hinterfragen wäre.

    Und ja Bücher greifen nunmal problematische Themen auf. Aber das war doch schon immer so und es geht doch nunmal auch etwas um das was Menschen beim lesen schockiert, bewegt etc.
    ich meine denken wir an Lolita oder it ends with us, cleopatra und Frankenstein, die Drogen und toxische Beziehungen normalisieren, the great gatsby, Anna Karenina,
    Diese alle beinhalten Themen, die uns teils schwer aufstoßen, aber es geht doch beim lesen auch um das eigene Denken und darum Dinge kritisch zu hinterfragen.
    Das Problem sollte nicht die Thematisierung von gewissen Themen sein, das Problem ist eher, wenn man über solche Themen liest und die Problematik dahinter nicht versteht.
    Wir alle kennen die Girlsgroup SXTN deren Texte zuerst super rasistisch und frauenfeindlich klingen, wenn man diese allerdings kritisch reflektiert und versteht, weiß man selbst dass sie nur das Problem unserer Gesellschaft aufzeigen und jns schockieren wollen jnd nicht hinter diesen Aussagen stehen, sondern diese gerade zu ihrem Nutzen machen um auf die Probleme einzugehen.
    Es geht also nicht nur um das was ihr geschrieben seht, sondern um das was der Leser/die Leserin damit macht und das wir es als problematisch verstehen.

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