[Rezension] Empire of Storms – Sarah J. Maas

Da es sich hierbei um den fünften Teil einer Reihe handelt, kann die Rezension Spoiler enthalten.

Inhalt

Langsam aber sicher spitzt sich alles auf den finalen Kampf gegen Erawan zu, und Aelin versucht, Alliierte zu finden – doch nicht alle sind der Meinung, dass ihr Anspruch auf Terrasen berechtigt ist. Mit wem wird sie sich am Ende finden? Und wie weit wird sie dafür gehen?

Meine Meinung

Ich habe schon oft erzählt, was für ein Pech ich mit Spoilern habe. Wie sehr ich diese biestigen Sätze und Bilder verabscheue, die mich immer dann erwischen, wenn ich einen Augenblick lang unaufmerksam bin, die meine Vorfreude dämpfen oder komplett ruinieren. Game of Thrones, die Bestimmung 3, der dritte Ewiglich-Band, All the Bright Places… nur um ein paar Beispiele zu nennen.

Bei Empire of Storms ist schon Wochen im Voraus ein riesiges Drama ausgebrochen, das ich nicht nachvollziehen konnte (und irgendwie auch nicht nachvollziehen wollte). Es wurde teilweise förmlich mit Spoilern geworfen, weswegen ich mich letztendlich dazu entschieden habe, nicht mehr auf die US-Paperback-Ausgabe zu warten. (Und weil ich es, ehrlich gesagt, leid war, andauernd ein Jahr hintendran zu sein. Meine Geduld hat auch ihre Grenzen.)
Also… wo fange ich an? Dachte ich bei Queen of Shadows schon, dass die Serie an Komplexität kaum noch zu übertreffen ist, so hat Empire of Storms noch einmal eins draufgesetzt. Obwohl jetzt mehr und mehr Charaktere aufeinander treffen und Storylines zusammenlaufen, so gewinnt Sarah J. Maas‘ Plot immer mehr an Komplexität. Noch mehr an Komplexität. Empire of Storms beweist, wie gut und vorausschauend sie geplant hat – Dinge, die bereits in den ersten Bänden erwähnt wurden, werden hier wieder aufgenommen. Das Weltbild wieder und wieder auf den Kopf gestellt. Ich habe das Gefühl, Queen of Shadows und Empire of Storms mindestens noch einmal lesen zu müssen, um sie in ihrer Komplexität vollkommen erfassen zu können. Im Moment kann ich eigentlich nur so viel sagen: Ich bin beeindruckt und ziehe meinen Hut vor Sarah J. Maas. So viel Genie beweisen nur wenige Autoren.
Wer noch nicht The Assassin‘s Blade gelesen hat, sollte es spätestens vor Empire of Storms tun, besser noch vor Queen of Shadows. Maas bezieht sich mehr und mehr auf die Ereignisse dort. Ja, man kann Empire of Storms ohne dieses Wissen lesen und gut verstehen. Aber ich persönlich habe es genossen, noch einmal zu diesen Kurzgeschichten zu greifen und mich an die verschiedenen Charaktere aus ihnen zu erinnern. Ein weiterer Aspekt, der der Geschichte Tiefe verleiht.
Empire of Storms beginnt im gemäßigten Tempo, aber das ist man eigentlich seit Heir of Fire gewöhnt, um ehrlich zu sein. Und das meine ich nicht negativ: Wenn Maas das Tempo, das sie gegen Mitte/Ende hin anstrebt, von Anfang an vorlegen würde, würde ich vermutlich spätestens bei der Hälfte des Buches einen Herzinfarkt erleiden. Ich sehe auch keinen Grund, mich darüber zu beschweren: Die Charaktere müssen sich schließlich auch entwickeln, und ich hatte nie das Gefühl, dass ich Szenen gelesen habe, die nicht die eigentliche Geschichte vorangebracht haben.
Und wo wir bei Charakteren sind: Hier meine übliche Schwärmerei, was die Charaktere anbetrifft.
Nein, natürlich nicht.
Aber wieder einmal bin ich beeindruckt von der Wandlungsfähigkeit der Charaktere. Manon ist mir mittlerweile richtig ans Herz gewachsen, aber indem Sarah J. Maas auch Rowans „Cadre“ (damit meine ich vor allem Lorcan, Fenrys und Gavriel, mein persönlicher unterschätzter Favorit) einbringt und wir diese besser kennen lernen, wächst nur die Liste der Charaktere, die ich nie wieder loslassen will. Allein Elide zeigt in Empire of Storms, wie widerstandsfähig sie ist – und dass sie Stück für Stück immer stärker wird.
Über das Ende habe ich in der Zeit, in der ich auf meine Kopie gewartet habe, einiges gehört. Worüber sich alle einig waren: Es ist verstörend zerstörend. Ich habe, ehrlich gesagt, mit dem Schlimmsten gerechnet. Die gute Nachricht? Das, was ich befürchtet habe, traf nicht ein. Die schlechte Nachricht? Es war viel schlimmer als alles, was ich mir jemals erträumt habe. Ähnlich wie bei A Court of Mist and Fury habe ich ein wenig, äh, meine Contenance verloren und auch Tage später bin ich immer noch leicht verstört.
Ihr habt es schon erwartet, oder? Ich sage es trotzdem noch einmal: Sarah J. Maas hat es wieder getan.
Und weil meine Gedanken hier noch gar nicht enden, gibt es ausnahmsweise eine Spoiler-Diskussion, in denen ich explizit über ein paar Stellen in Empire of Storms sprechen werde.

Spoiler-Diskussion

Wie oben schon angedeutet, habe ich zuallererst von der ganzen Kontroverse rund um Sarah J. Maas gehört. Ich habe weder Zeit noch Lust, mich auf all diese Punkte zu beziehen, die ihr an den Kopf geworfen wurden, aber zumindest ein paar Gedanken meinerseits kann ich mir nicht verkneifen.
Zuallererst muss ich wohl sagen, wie schockiert ich bin, was für hassvolle Nachrichten sie erreicht haben. Am Ende des Tages sind Autoren – egal, was sie schreiben – immer noch Menschen. Vor allem sind sie nicht das, was sie schreiben – und sie sind berechtigt, Fehler zu machen und daraus zu lernen.
Einer der größeren Kritikpunkte war zum Beispiel Chaols Abwesenheit. Ich stehe Chaol eher neutral gegenüber, gerade in Queen of Shadows hat er doch bewiesen, dass er von seinem Denken her immer noch festgefahren ist und es da noch einigen Platz für Fortschritt in seinem Kopf gibt. Am Ende von QoS wurde er weggeschickt in dem Versuch, seine Lähmung zu heilen – und demzufolge taucht er nicht in EoS auf. Und dahinter steckt eine ganz klare Logik: Sarah J. Maas hat sämtliche Storylines miteinander verflochten. Alle Charaktere sind jetzt (mehr oder weniger) an einem Platz. Chaols Storyline hätte also gar nichts, rein gar nichts mit dem anderen Geschehen zutun gehabt. Und alleine mit seiner Denkweise hätte er die Atmosphäre des Buches völlig zerstört. Ihn in EoS reinzubringen, hätte das Buch unnötig verlängert, wenn man mich fragt. (Und für alle, die mich jetzt verfluchen: Was Chaol in der Zeit erlebt, kommt in einer Novelle raus.)
Dann haben sich noch viele über Aelins Charakter aufgeregt – was ich vollkommen nachvollziehen kann. In EoS wirkt Aelin sehr fokussiert, aber auch sehr… harsch und unnachgiebig. Auch ich saß oft da und dachte mir: Wow, das ist aber ganz schön hart gewesen. Aber der Gedanke hat mich nicht mehr losgelassen – und umso länger ich darüber nachgedacht habe, umso berechtigter finde ich ihr Verhalten. Zuerst darf man nicht vergessen, was sie in den letzten Monaten/Jahren durchgemacht hat – und unter was für einen Druck sie jetzt ist. Sie weiß, dass sie die Einzige ist, die Erawan stoppen kann, und man kann als Leser nur ansatzweise erahnen, was dieser Druck mit sich bringt. Zudem hat sie das ganze Buch über alle Räder in Bewegung gesetzt: Von Ansel bis hin zu Ilias, all darum hat sie sich gekümmert, ohne es zu wagen, jemandem davon zu erzählen, aus Angst, dass sie versagen könnte. Aelin hat meinen ganzen Respekt – und gerade in den letzten Kapiteln ist mein Herz vollkommen gebrochen.
Die Sexszenen hingegen… sowohl zwischen Aelin und Rowan als auch zwischen Manon und Dorian. Mir persönlich reicht es, wenn der Autor derartiges andeutet – Sarah J. Maas hat es nicht gemacht, und ich respektiere ihre Entscheidung, gerade, weil man meistens merkt, was sie damit erzählen will. Ich finde beides insofern etwas gewagt in der Hinsicht, dass Throne of Glass als Young Adult beworben wurde, aber… gut. Ich sehe mich auch nicht wirklich in der Position, mehr dazu zu sagen.
Dorians und Manons Beziehung hingegen habe wirklich geliebt. Die beiden ergänzen sich auf eine seltsame Art und Weise – und harmonieren auf noch eine viel seltsamere Art und Weise. Auch hier kann ich nicht nachvollziehen, dass manche behaupten, Dorian handele völlig out of character. Einerseits wird bereits in Throne of Glass erwähnt, dass er ein Frauenschwarm ist und auch dementsprechend viele Beziehungen hat – selbst seine Arroganz wird da ins Spiel gebracht. Dorian ist zwanzig und sicher nicht unschuldig – vor allem ist er gerade erst Zeuge davon geworden, wie Sorscha enthauptet wurde. Ach ja, nicht zu vergessen: Er war in den Klauen eines Valg-Prinzes gefangen. Da ist das Verhalten des Guten absolut nachvollziehbar und verständlich. Wirkt es im ersten Moment befremdlich? Ja. Aber es brachte mich auch zum Nachdenken – und somit zu diesem tieferen Verständnis, das ich hoffentlich noch weiter vertiefen kann, wenn ich EoS ein weiteres Mal lese.
Da dieser Abschnitt bereits viel zu lang ist, – wenn du hier noch mitliest, lass mir bitte einen Kommentar da, ich würde dir gerne persönlich danken – möchte ich mich zu guter Letzt noch auf die Parallelen zu A Court of Mist and Fury beziehen. Zugegeben sind mir diese erst aufgefallen, als ich mir ein paar Rezensionen von anderen Bloggern angesehen habe. Ja, sie sind da – und sie sind auch nicht gerade sehr subtil. Stört mich das? Nicht wirklich. Ich sehe mich auch im Moment nicht in der Lage, die ganzen Parallelen zu beurteilen, denn wohlgemerkt haben beide Reihen noch ein Buch vor sich. 
Grundsätzlich kann ich wohl sagen, dass ich selten über ein Buch so viel nachgedacht habe wie über Empire of Storms. Das Buch hat einen Wirbelwind an Emotionen in mir losgelassen – und mich wieder auf jeder Ebene überzeugt und begeistert.

Fazit

Mit Empire of Storms wird Sarah J. Maas ihrem Ruf definitiv gerecht. Mehr Charaktere, mehr plötzliche Wendungen und generell einen zur Perfektion ausgestalteten Plot. Ich bin immer noch schwer begeistert – und bewegt.
Titel: Empire of Storms
Hardcover: 704 Seiten
Verlag: Bloomsbury
Reihe: 5/6
Preis: ca. 15,99€

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4 Kommentare

  1. Weil du in deinen Rezensionen immer so von der Reihe schwärmst, hab ich mir jetzt mal Crown of Midnight bestellt 😀
    Bei ACOTAR fand ich den ersten Band ja anfangs auch eher nicht so toll und ACOMAF hat mich dann richtig umgehauen – hoffen wir mal, dass es hier genauso ist! 😀

  2. Also, bis jetzt ist "Crown of Midnight" zumindest schon mal besser als der erste Band! Celaena und vor allem Chaol mag ich zwar immer noch nicht wirklich, aber vielleicht wird das noch! 😀

    Und jaaa, bei Lucian hoffe ich auch, dass er im nächsten Buch noch die Kurve kriegt! Hach man, ich will das jetzt lesen. SOFORT! 😀

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