Da es sich hierbei um den zweiten Band einer Reihe handelt, kann die Rezension Spoiler enthalten.
Inhalt
Obwohl es Feyre gelungen ist, Amarantha zu besiegen und den Fluch aufzuheben, ist ihr Leben grundlegend verändert. Tag für Tag geht es ihr schlechter, und sie droht, an den Dingen, die sie tun musste, um Tamlin zu retten, zugrunde zu gehen. Von Tamlin erhält sie keinen Beistand – im Gegenteil: er unternimmt alles, um sie zu schützen, was sie mehr zu einer Gefangenen macht als zu einer Geliebten. Das Ganze eskaliert, als Tamlin sie einsperrt, was dazu führt, dass Feyre geradezu in Rhysands Arme flüchtet, der High Lord des Night Courts, mit dem sie den Handel abgeschlossen hatte…
Zitat
“He thinks he‘ll be remembered as the villain in the story. But I forgot to tell him that the villain is usually the person who locks up the maiden and throws away the key. He was the one who let me out.”
― Sarah J. Maas, A Court of Mist and Fury
Meine Meinung
Nach A Court of Thorns and Roses war ich nicht nur ein emotionales Wrack, sondern auch verstört, dass ich bis Anfang Mai auf den Folgeband warten musste. (Jetzt bin ich verstört, dass ich EIN JAHR auf den letzten Band warten muss. Ich weiß, für George R. R. Martin ist das wahrscheinlich ein Wimpernschlag, aber, aber…)
Der Mai kam aber schneller als gedacht und vor allem war mein Mai stressiger als erwartet, sodass ich vor ein paar Tagen erst das Schätzchen erhielt und verschlang. Anders ausgedrückt: ich habe es vor etwa vier Tagen beendet, und ich bin immer noch mittelschwer verstört. So einen schlimmen Buch-Hangover hatte ich zuletzt bei den Chroniken der Unterwelt, was mittlerweile über vier (?) Jahre her ist.
Jetzt allerdings zurück zu A Court of Mist and Fury, was ich der Einfachheit wegen mit ACOMAF abkürzen werde. Was mir gleich zu Beginn des Buches entgegen schlug, war eine ganz neue, düstere Atmosphäre, die ich noch nie so erfahren hatte – nein, um ehrlich zu sein, habe ich selten solch ein düsteres Buch gelesen.
An der Stelle muss ich auch sagen, dass es so einige sehr explizite/erotische Szenen enthält, etwas, mit dem ich nicht gerechnet habe – es hat mich auch nicht weiter gestört, aber nur, damit ihr gewarnt seid. 😉
Feyre ist eine gebrochene Frau. Und Sarah J. Maas beschreibt ihren Charakter so bildhaft, so roh und authentisch, dass es selbst dem Leser schmerzt, zu lesen, wie Feyre wieder und wieder von Tamlin vor den Kopf gestoßen wird. Sie zerbricht, verliert ihre Identität mehr und mehr – ist von nächtlichen Alpträumen geplagt, erbricht sich die Seele aus dem Leib und erleidet Panikattacken, und niemand hilft ihr, weil angenommen wird, sie brauche nur Zeit – ein fataler Fehler.
Ihr erstes Treffen mit Rhysand verläuft noch widerwillig – besonders Tamlin ist wütend über den Handel, den Feyre damals gemacht hat, und sucht nach Auswegen. Als die Situation im Spring Court jedoch eskaliert, wird Feyre geradezu von Rhysand gerettet, und wir lernen erstmalig den Night Court kennen.
Gelinde ausgedrückt: Der Night Court ist so viel mehr als nur ein düsterer Ort, über den in A Court of Thorns and Roses Horrorgeschichten verbreitet wurden. Sarah J. Maas hat nicht an Überlegungen gespart, und kreiert einen malerischen Platz, der vor den Augen des Lesers zum Leben erwacht. In ACOMAF lernen wir außerdem noch den Summer Court kennen – auch dieser bis ins Detail ausgearbeitet und zum Leben erweckt. Maas beweist abermals, wie gut sie dreidimensionale Welten kreieren kann.
Was man jedoch zu ACOMAF anmerken muss, ist, dass es nicht ansatzweise so rasant vor sich geht wie beim Vorgänger. Das Buch ist gesunde 600 Seiten lang, und auch wenn sie nicht vor rasanter Action platzen (was keineswegs schlimm ist!), steht jedes Wort an seinem Platz. Ich habe den Fehler gemacht, pure Action zu erwarten, was mir einen ordentlichen Dämpfer verpasste. (Dennoch habe ich das Buch über alles genossen. Ich muss beide Bände unbedingt noch einmal lesen!) „Spannend“ ist das Buch dennoch – denn passieren tut letztendlich einiges, und wir erfahren vor allem, dass Amarantha nur der Anfang war.
Zuletzt noch ein paar Worte zu den Charakteren… dass Feyres Entwicklung unglaublich gelungen ist, auch wenn es mir schier das Herz brach, von ihrem Leid zu lesen, habe ich bereits erwähnt. Aber auch Rhysand ist ein ähnlich gebrochener Charakter: In den 50 Jahren, die er Under The Mountain verbracht hat, musste er ebenfalls unvorstellbare Grausamkeiten erleiden, ganz auf sich gestellt, da ihm der Hass der anderen Courts entgegengebracht wurde.
Aber Rhysand ist so, so viel mehr als nur ein bösartiger High Lord. Jede Neuigkeit über ihn war eine pure Überraschung für mich – Sarah J. Maas hat hier ein wahres Meisterwerk geschaffen. Neben Feyre ist er mein absoluter Favorit; so ein wandlungsfähiger, hingebungsvoller Charakter, der alles für sein Volk tun würde – nein, jemand, der alles für sein Volk tut.
Mit Rhysand kommen auch noch andere Charakter, wie zum Beispiel Mor, seine Cousine, oder auch Azriel und Cassian, die alle ganz besondere Persönlichkeiten sind, die Geschichte rund machen und der düsteren Situation lichte Augenblicke verleihen.
Ihr seht… Sarah. J. Maas did it again. Normalerweise fällt es mir schwer, ein Lieblingsbuch eines Autors auszuwählen (zum Beispiel bei Cassandra Clare), doch dieses Mal kann ich ganz klar sagen: ACOMAF ist vermutlich jetzt schon mein Jahreshighlight, und ganz gewiss mein liebstes Buch von Sarah J. Maas. War ich nach A Court of Thorns and Roses schwer berührt, bin ich es jetzt noch mehr. Es ist mir fast peinlich, das zuzugeben, aber ich habe selten so viel geweint bei einem Buch. A Court of Mist and Fury hat einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen – auf allen Ebenen.
Fazit
Mit A Court of Mist and Fury hat Sarah J. Maas womöglich ihr (bisher) bestes Buch verfasst. Das Buch ist düster, voller Wendungen und Emotionen, einer unglaublich dramatischen Geschichte, die in einer faszinierend gestalteten Welt spielt – meine uneingeschränkte Empfehlung!
(Obwohl es viel mehr Herzen verdienen würde!)
Titel: A Court of Mist and Fury
Taschenbuch: 626 Seiten
Verlag: Bloomsbury UK
Reihe: 2/3
Preis: ca. 9,50€
2 Kommentare
Ich hänge ja zugegebenermaßen immer noch beim ersten Band fest 😀 Irgendwie hatte ich da bis jetzt nicht so die Motivation, weiterzulesen – Feyre ist bisher einfach kein Charakter, mit dem ich mich anfreunden kann. Die Grundidee der Story finde ich aber eigentlich echt grandios, deswegen muss ich mich vielleicht doch nochmal ranwagen 😀
Liebe Grüße!
Toller Beitrag !