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Meine Meinung
In letzter Zeit hat sich das Ganze ein wenig geändert. Ich habe meine ersten Klassiker außerhalb der Schule gelesen. Und als ich vor kurzem über eine Lovelybooks-Leserunde zu Was ich euch nicht erzählte stolperte, war ich bereits schwer begeistert von der Idee des Buches. Und das, obwohl es „nur“ von der Familie Lee handelt.
Das ist auch ein Aspekt, den ich gleich zu Anfang loszuwerden möchte. Man darf hier keine packende, chronologische Geschichte erwarten. Das braucht dieses Buch auch gar nicht. Stattdessen bekommt man Fragmente, sowohl aus der Gegenwart – nach Lydias Verschwinden/Tod – und aus den Jahren/Jahrzehnten davor. Stück für Stück entwirrt sich die Geschichte der Familie, die so zerrissen ist.
Da ist Marilyn Lee, eine Frau, die eigentlich Ärztin werden wollte. Doch die Steine, die ihr in den Weg gelegt wurden, waren zu groß, und so entschied sie sich, ihre Hoffnungen auf ihre Tochter Lydia zu projizieren.
Da ist James Lee, der seit jüngster Kindheit gegen Anfeindungen aufgrund seiner chinesischen Abstammung kämpfen musste, und irgendwann einfach aufgegeben hat.
Da ist Nath Lee, der in dem Schatten seiner Schwester leben musste. Der irgendwann nicht mehr die Kraft hatte, Trost zu spenden, die Nebenrolle zu spielen.
Da ist Hannah Lee, der Sprössling, die nach Liebe lechzt, die ihr niemand geben kann.
Und dann ist da Lydia. Ein Mädchen, das niemand so recht kannte.
Das hier sind alles oberflächliche Beschreibungen. Die Wahrheit, beinahe die Grausamkeit dieser Familiengeschichte geht noch viel tiefer. Umso mehr ich erfuhr, desto schockierter war ich. Ich wollte James und Marilyn schütteln. Ich wollte die Kinder in die Arme nehmen. Ich hatte das Gefühl, Zuschauerin zu sein bei einer Familie, die auf den Abgrund zusteuert und nicht ans Abbremsen denkt.
Projektion, Rassismus, Liebe – alles sehr präsente Themen, die Celeste Ng in Was ich euch nicht erzählte anspricht. Nie belehrend, nie laut, immer sehr sanft und subtil – was nur dafür sorgte, dass meine eigenen Gedanken sich umso mehr drehten.
Und dann ist da noch der Schreibstil. Obwohl es sich hierbei um ihren Debütroman handelt, könnte man meinen, dass Celeste Ng schon ihr Leben lang schreibt. Ich wollte jedes Wort, jeden Satz auskosten, als wäre er ein wertvoller Schatz – am liebsten würde ich das Buch noch einmal lesen, und dann noch mal, bei jedem Durchgang ein weiteres Wortfragment entdecken, das sich genau am richtigen Platz findet.
Während des ganzen Romans schwebt die Frage Wer hat Lydia getötet? im Raum. Die Auflösung, ebenso subtil wie der Rest der Geschichte, ist schlichtweg schockierend. Nicht unbedingt überraschend, aber irgendwie doch.
Auf jeden Fall hat sie, wie der Rest des Buches, mich mitten ins Herz getroffen.
Ein Buch, das man gelesen haben muss. Auch wenn man sich, wie ich, dabei in unbekannte Gewässer vortastet.
Fazit
Ein Kommentar
Klingt wirklich richtig gut und spannend, auch wenn das ja eigentlich überhaaaupt nicht mein Genre ist!
Mal sehen, vielleicht überwinde ich mich irgendwann mal und versuche es! 🙂
Ganz liebe Grüße!