[Rezension] Jackaby – William Ritter

Inhalt

Als Abigail Rook in New Fiddleham ankommt, will sie nur eines: Einen Job finden. Eins führt zum anderen, und so wird sie Assistentin des Detektivs R. F. Jackaby. Doch Jackaby ist kein gewöhnlicher Detektiv – er hat ein Auge für Ungewöhnliches… und ist meistens in ungewöhnliche Fälle verstrickt. Noch am selben Tag wird Abigail in ihren ersten Fall verstrickt. Ein Serienmörder ist am Werk, und als die Hinweise sich häufen, steigt auch der Verdacht auf, dass es sich dabei um keinen Menschen handelt…

Meine Meinung

Ich weiß gar nicht so genau, was ich von Jackaby erwartet habe – was seltsam ist, denn nach dem Lesen des Buches fühle ich mich, als wären meine Erwartungen überhaupt nicht erfüllt worden. Andererseits fällt es mir schon schwer, die Essenz des Buches zu umreißen; denn auch wenn es gute dreihundert Seiten lang ist, habe ich irgendwie das Gefühl, dass nichts passiert ist.
Aber zurück zum Wesentlichen. Zuallererst wäre da unsere Protagonistin Abigail. Am Anfang war sie mir irgendwie sympathisch: Das Geld, das ihre Eltern für ihr Studium gespart haben, hat sie verwendet, um die Welt zu bereisen – irgendwann aber landet sie in New Fiddleham und muss sich eingestehen, dass sie keinen Schritt weiter ist. Sie wirkt wie ein eigenständiges Mädchen, das für sich denken kann und vor allem einen eigenen Willen hat, was insbesondere in Anbetracht der Tatsache interessant ist, dass die Geschichte im späten 19. Jahrhundert spielt. Doch nach ein paar Kapiteln geht es mit ihr schlichtweg bergab. Sie heftet sich Jackaby an die Fersen; wenn sie überhaupt noch etwas sagt, dann etwas Offensichtliches. Das fast schon Absurde ist, dass sie genau wegen ihrer „Fähigkeit“, das Offensichtliche und Banale auszusprechen, von Jackaby geschätzt und letztlich engagiert wird. Detektivarbeit leistet sie gar keine.

„[…] Genau das ist es, was mich gleich vom ersten Tag an so an Ihnen beeindruckt hat — Ihr Gespür für Banales und Nebensächliches.“
(Jackaby, William Ritter, cbt)

Und das ist nur das Oberflächliche. Die Art und Weise, wie William Ritter von ihr erzählt, hat mir auch nicht gefallen – und dabei ist das Buch aus ihrer Perspektive geschrieben! Es misslang mir, auch nur die kleinste Verbindung zu Abigail aufzubauen. Ich interessierte mich einfach null für sie. Vielmehr hatte ich das Gefühl, dass sie alles nur observierte und letztendlich tatenlos war.
Besonders schade war auch, dass andere Frauencharakter typisch negativ dargestellt wurden – es wird beschrieben, wie sie über Abigails Auftreten lästern und sich klischeehaft verhalten. Bis auf einen Geist gibt es keinen weiblichen Nebencharakter, der nicht irgendwie negativ gegenüber Abigail auffällt.

Ich entdeckte zwei Damen, die miteinander flüsterten und strenge, tadelnde Blicke in meine Richtung warfen. Eine der beiden trug ein mit Blumen überladenes albernes Häubchen […].
(Jackaby, William Ritter, cbt)

Auch besonders nervenaufreibend: Ziemlich schnell bekommt Abigail von Jackaby irgendwelche ominösen Dinge erzählt, von kleinen (unsichtbaren) Tieren, die in ihrer Kleidung sitzen, über seltsame Vorkommnisse bis hin zu Banshees. Und sie nimmt das einfach so hin. Von einer Sekunde auf die andere hat sie alles akzeptiert, obwohl sie das meiste nicht einmal sieht (darauf komme ich gleich noch).
Jackaby hingegen war mein „Highlight“ des Buches. Anführungszeichen, weil selbst er letztendlich mich mehr verwirrt als begeistert zurückgelassen hat. Immerhin brachten mich diverse Aussagen von ihm zum Schmunzeln; sein ganzes Auftreten wirkt ziemlich inkohärent und mysteriös, wir erfahren quasi gar nichts über seine Vergangenheit und auch nicht wirklich viel über seine Fähigkeit. Wie eben schon angedeutet, ist Jackaby der Einzige seiner „Art“. Er sieht, hört und weiß Dinge, die kein anderer beherrscht. Daher wirkten seine Erzählungen oft abgehoben und unglaubwürdig.
Grundsätzlich fühlte sich das magische Konstrukt einfach falsch an. Nichts an New Fiddleham ist magisch. Es ist eine stinknormale, durchschnittliche, ja, langweilige Stadt mit unterdurchschnittlichen Charakteren und… einer Prise Magie? Ich weiß nicht. Das wirkte auf mich zusammenhanglos, so zwecklos. Lieber wäre es mir gewesen, wäre Jackaby ein nicht-magisches Mysterium gewesen, „schlichtweg“ ein Genie. Letztendlich war es absurderweise Jackabys mysteriöse Art, die das Buch halbwegs leserlich machte.
Für den Krimiplot konnte ich mich auch nicht wirklich begeistern, was eben vordergründig daran lag, dass ich sämtlichen Charakteren komplett neutral gegenüberstand. Die Geschichte konnte mich einfach nicht packen. Und die Spurenjagd war sehr offensichtlich und einfach total uninteressant gestaltet. Letztendlich ist es Jackaby, der das Rätsel löst, und Abigail bringt sich nur unnötig in Gefahr und muss dann zu guter Letzt, um alle Klischees zu erfüllen, auch noch gerettet werden.
Es ist nicht so, dass Jackaby ein schlechtes Buch ist. Dazu fehlt es ihm einfach an Essenz. Immer, wenn ich nach irgendetwas im Plot greifen wollte, glitt es mir zwischen den Fingern hindurch. Abigail als Protagonistin war eine graue Maus, die man kaum bemerkte. Höchstens der Dialog zwischen ihr und Jackaby war noch ganz amüsant. Abgesehen davon war Jackaby leider ein sehr nichtsaussagender Reinfall für mich.

Fazit

Die Prämisse von Jackaby war verlockend. Leider konnte mich die Umsetzung nicht im Geringsten überzeugen; die Protagonistin war nichtsaussagend und stellenweise schlichtweg nervenaufreibend, und auch der Plot plätscherte vor sich hin und konnte mich nicht packen. Schade!
Jackaby ⚬ Taschenbuch: 320 Seiten ⚬ übersetzt von Dagmar Schmitz ⚬ cbt ⚬ Band 1/4, aber in sich abgeschlossen ⚬ 9,99€ ⚬ Kaufen?

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