Es ist jetzt über drei Jahre her, dass ich anfing, haufenweise Youtube-Videos von hübschen, aufwändig gestalteten Bullet Journals anzuschauen und bald die eine oder andere Idee umzusetzen. In diesen drei Jahren hat sich so manches geändert, aber eines hat mich immer begleitet: mein Bullet Journal. (Natürlich nicht dasselbe. Aber ihr wisst, was ich meine.) Für mich als Person, die als Jugendliche immer mal wieder Tagebuch geschrieben oder halbherzig einen vorgedruckten Planer genutzt, aber nie wirklich etwas durchgezogen hat, ist das an sich schon erstaunlich. Darin liegt aber auch die Magie des Bullet Journalings, denn es hat mir beigebracht, dass es ein System für jede*n gibt, das man langfristig und nachhaltig nutzen kann.
Es ist außerdem eine ganz schöne Weile her, dass ich zuletzt auf dem Blog darüber berichtet habe. Beim letzten Mal hatte ich das Buch The Bullet Journal Method von Ryder Carroll, dem ‚Erfinder‘ des Bullet Journals (wenn es denn einen gibt), rezensiert, und es juckte mir in den Fingern, viele seiner Methoden in mein Bullet Journal zu integrieren. Da ich diesen August mein erstes Bullet Journal, das ich mit seinen Überlegungen im Hinterkopf aufgesetzt hatte, beendet habe, dachte ich mir, dass sich das als Anlass anbietet, noch mal eine Runde zu reflektieren und vielleicht die eine oder andere Anregung weiterzugeben.
Wie ich mein Bullet Journal nutze
Zuerst mein üblicher Disclaimer: Egal, wie viele Youtube-Videos über das Thema gedreht oder Bücher dazu geschrieben werden – es gibt keine Vorgaben, wie man ein Bullet Journal zu nutzen hat. Richtig ist, was für dich selbst funktioniert. Das heißt, dass es letztlich darum geht, ein System zu finden, das langfristig funktioniert. Man kann noch so schöne Spreads gestalten – wenn man eh nicht dazu kommt, diese auszufüllen, oder der Gestaltungsaufwand so hoch ist, dass man sich dazu überwinden muss, raubt es mehr Zeit als alles andere. Meiner Erfahrung nach ist das ein Prozess, der eigentlich nie endet – auch wenn ich jetzt im Großen und Ganzen unglaublich zufrieden mit meinem Bullet Journal bin, fallen mir immer wieder Dinge ein oder auf, die ich noch optimieren könnte.
Auf einer basalen Ebene besteht mein Bullet Journal immer noch aus denselben drei Dingen wie schon vor drei Jahren: To-do-Listen, Terminen und Tagebucheinträgen („long-form journaling“ in Ryder Carrolls Terminologie). Ich will mir Erinnerungen schaffen – was ich wann getan habe oder was ich über ein bestimmtes Ereignis gedacht habe. Die Verlässlichkeit, die mir mein Bullet Journal in dieser Hinsicht bietet, ist unbezahlbar. Gleichzeitig nutze ich es als kreativen Ausgleich, wenn ich die eine oder andere Seite aufwändiger gestalte. Dennoch ist mein Bullet Journal im Großen und Ganzen wesentlich minimalistischer geworden, was ich definitiv The Bullet Journal Method zuzuschreiben habe. Das ist gut an diesen Seiten ersichtlich:
Es ist bei aller Liebe kein ästhetisches Meisterwerk, aber es ist nützlich und übersichtlich. Dadurch, dass ich vor anderthalb Jahren von vorstrukturierten (d. h. vorgezeichneten), aufwändig gezeichneten Wochen zu „daily logs“, wie Carroll sie nennt, übergegangen bin, spare ich Platz und nehme ich mir mehr Platz zur gleichen Zeit. Heißt: Wenn ich an einem Tag nicht so viel zu erledigen habe, reichen ein paar Zeilen – oder ich mache gar nicht erst einen Eintrag. Wenn ich mir aber Zeit nehme und Gedanken auseinanderpflücke, kann sich das auch mal über mehrere Seiten ziehen, ohne dass ich ein präfiguriertes Layout „stören“ müsste.
In meinem letzten Beitrag hatte ich noch Vorbehalte, inwiefern das „rapid logging“, also das Niederschreiben von all dem, was in einem Tag passiert, praktikabel ist. Diese Vorbehalte haben sich nicht vollkommen gelöst, aber immerhin gebessert; dennoch möchte ich noch verstärkt daran arbeiten, mein Bullet Journal wirklich immer parat zu haben und Gedanken, Termine und Aufgaben direkt dorthin auszulagern. Was in dieser Hinsicht geholfen hat, waren meine monatlichen Übersichten – ihr seht auch in der oberen Collage, wie diese sich über die letzten anderthalb Jahre hinweg entwickelt haben. Mittlerweile sehen sie in etwa so aus, wie Carroll sie vorstellt, d. h. links sind Termine und rechts To-dos für den Monat. Ich zeichne mir zusätzlich Trennstriche ein, um diese To-dos grob Wochen zuordnen zu können, was für Seminarvorbereitung o. ä. nützlich ist. Aber auch hier gilt, dass das Ästhetische für mich in den Hintergrund gerückt ist.
Apropos Studium (oder Schule/Ausbildung/was bei euch zutrifft): Was das anbetrifft, habe ich schon des Öfteren gemerkt, wie nützlich es ist, mir eigene Sammlungen für größere Projekte – in meinem Fall sind das meistens Hausarbeiten – anzulegen. Auf dem linken Beispiel seht ihr die Notizen, die ich mir bei der Besprechung meiner Bachelorarbeit im Kolloquium gemacht und direkt als To-do-Liste formuliert habe, sodass ich Verbessertes mühelos abhaken konnte. Rechts habe ich eine Lektüreliste für eine andere Hausarbeit aufgeschrieben, auch zum Abhaken, und ich wollte besonders fleißig sein und den Nutzen der Quelle farblich bewerten, dann aber aufgegeben. 😀 Und darunter ein seltener Tracker, der mir sagen sollte, wann ich wie viel woran gearbeitet hatte.
Mein neues Bullet Journal
Was die Marke anbetrifft, bin ich bei Leuchtturm geblieben. Ich mag die Breite der Notizbücher, bin mittlerweile ein richtiger Fan von dem Punktraster und in die knapp 250 Seiten kann man einiges an Leben packen. Die Seiten sind durchlässig, aber das stört mich persönlich nicht. (Die Notizbücher von Dingbats sind minimal, die von Archer and Olive wesentlich dicker, falls ihr euch dafür interessiert.)
Für die Einrichtung eines neuen Bullet Journals nehme ich mir immer noch mal ein bisschen mehr Zeit – das heißt, ich zeichne kleine Monatsübersichten für Termine, die in der Zukunft liegen, ich richte eine Übersicht für Neuzugänge und gelesene Bücher ein und ich habe auch den Spread migriert, der meine Ziele/Vorsätze für dieses Jahr tracken soll. Ansonsten will ich noch versuchen, mal wieder Blogstatistiken zu tracken, und ich habe noch eine Übersicht, wann ich zuletzt größere Haushaltsaufgaben (wie das Entkalken vom Wasserkocher oder das Putzen vom Kühlschrank) gemacht habe. Alles andere werde ich von Monat zu Monat, Tag zu Tag führen.
Materialien
Auch hier gilt nach wie vor: Für‘s Bullet Journaling braucht man eigentlich nicht mehr als einen Stift und ein beliebiges Notizbuch. Die Hemmschwelle, es zu benutzen, sollte anfangs am besten erst mal so niedrig wie möglich sein, und wenn man gleich versucht, irgendeinen Schönheits-Standard zu erreichen, kann das schnell auf Kosten des Systems geschehen. Verzichten könnte ich persönlich nicht auf Stabilos und die radierbaren Frixion Ball-Stifte (und den ein oder anderen Highlighter). Ich liebe nach wie vor den weichen Tombow Fudenosuke (für Handlettering), und super nützlich, wenn ich etwas einkleben will, finde ich den nicht-permanenten, nachfüllbaren Kleberoller von Tesa (wobei die Marke da wahrscheinlich zweitrangig ist). Gerne dekoriere ich meine Seiten zusätzlich mit Washi Tape oder Stickern (die, die ihr unten seht, habe ich bei JellyfishStickers, die aus Deutschland kommen, bestellt). Aber das auch nur, wenn ich Zeit und Lust dazu habe.
Das war jetzt mal wieder – wen wundert‘s – eine ordentliche Portion Text. Vielleicht konnte ich die eine oder andere Anregung geben, oder zumindest ein weiteres Mal dafür plädieren, warum das Bullet Journaling für mich wirklich der effizienteste Weg ist, mich selbst zu strukturieren und gleichzeitig Erinnerungen festzuhalten. Auf die nächsten paar Jahre!
Nutzt ihr ein Bullet Journal? Wenn ja, wie – mit bunter Gestaltung oder ganz minimalistisch? Und was gefällt euch am besten daran? 👩🏼💻
4 Kommentare
Hach ich guck und höre mir echt gern an, wie andere so ihr Bullet Journal führen. Ich selbst hab ein Reading Journal, was ich für Gelesenes nutze und einen Kalender, in dem ich mein eigenes System für To Dos und Termine habe. Hätte mal eine etwas speziellere Frage zu deinen Datums-Headlines: welche Stifte oder in welcher Reihenfolge gehst du da vor? Bei mir verschmiert oder verläuft es nämlich fast immer, wenn ich Textmarker und Fineliner kombiniere.
Ein separates Reading Journal ist schon auch ziemlich cool, dann hat man den Lesefortschritt auf einen Blick. 🙂
Bei den Headlines mach ich zuerst den Hintergrund, also einen Strich mit dem Textmarker, dann warte ich kurz und schreibe mit dem Fineliner drauf. Freue mich auf den Tag, an dem es andersrum möglich ist. 🙃
Ich bin so neidisch auf diese wunderbaren Bullet-Journals! Mir fehlt immer die anhaltende Motivation, obwohl ich bei anderen immer ganz begeisternd verfolge, wie sie ihre Journals gestalten. Sehr schöne Sache!
Zeilentänzerin
Dankeschön!