Truly Devious von Maureen Johnson

Inhalt

Stevie kann es immer noch nicht glauben: Sie wurde tatsächlich zur berühmt-berüchtigen Ellingham Academy zugelassen, einer Schule, die ihren Unterricht speziell auf die Interessen eines jeden Schülers zuschneidet. Vor allem ist es eine Schule, die vor über achtzig Jahren Schauplatz eines grausamen Verbrechens wurde – eines, das bis zum heutigen Tage ungelöst bleibt. Stevie ist fest entschlossen, den Fall zu lösen – bis sie Zeugin eines Mordes wird, der den Eindruck erweckt, dass die Vergangenheit gar nicht so fern ist …

Meine Meinung

Ich hatte euch Truly Devious bereits in dem Neuerscheinungspost für 2018 vorgestellt. Damals hatte ich eigentlich geplant, das Buch „irgendwann“ anzuschaffen, aber dann war es unverschämt günstig und ich dachte mir, ach, warum nicht.
Im Nachhinein weiß ich nicht, warum ich überhaupt zu dem Buch gegriffen habe – in dem Genre bin ich normalerweise nicht unterwegs, schlichtweg, weil es mich nie so wirklich gereizt hat. Aber dann hatte ich auf einmal das Buch hier liegen und war ziemlich neugierig – und, meine Güte, hat sich dieser Impulskauf ausgezahlt!
Truly Devious hat mich nicht nur von der ersten bis zur letzten Seite begeistert – es hat etwas geschafft, das seit Monaten keinem Buch gelungen ist: mich vollkommen in den Bann zu ziehen und zu fesseln. Ich wollte das Buch nie aus der Hand legen; an mehreren Abenden saß ich da und habe ein, zwei Stunden gelesen, mir gesagt, Nur noch ein Kapitel, nur noch eins. Wenn ich es weglegen musste, habe ich mich schon auf das nächste Mal gefreut, wenn ich es endlich wieder zur Hand nehmen können würde. Und allein dafür hatte sich das Buch bereits einen Platz in meinem Herzen ergattert.
Die anderen Gründe, warum mir das Buch so gut gefallen hat, sind nicht ganz so leicht zu beschreiben – aber einer davon ist ganz klar die Protagonistin Stevie. Aus ihrer Sicht zu lesen, macht unglaublich viel Spaß, nicht zuletzt, da sie sich viel reifer verhält als die 16 Jahre, die sie alt ist. Da sie den achtzig Jahre alten Fall lösen will, weiß sie dementsprechend viel über Verbrechen, über Methoden und diverse Vorgänge. Das ist ziemlich cool, weil dadurch nicht der klassische Protagonist/in-stürzt-sich-Hals-über-Kopf-in-eine-Katastrophe-Fall entsteht, sondern weil Stevies Vorgehen organisiert ist und sie auch die Polizei mehr schätzt. (Zumindest stört es mich in anderen Büchern immer wieder, wenn der/die Protagonist/in auf eigene Faust Nachforschungen anstellt und zu keinem Zeitpunkt die Polizei einweiht – Stevie hingegen weiß, wie wichtig die Kooperation ist, und verheimlicht auch nicht andauernd irgendwas. Das ist einfach erfrischend, okay? Gerade bei dem Genre.)
Darüber hinaus hat Stevie eine Angststörung – und das Buch dreht sich nicht um ihre Krankheit. Ich kann gar nicht oft genug betonen, wie cool und wichtig das ist. Es gibt unzählige Bücher, die sich mit psychischen Krankheiten befassen, die Angststörungen und Depressionen thematisieren … und in denen es nur darum geht. Oder, noch schlimmer, ein Loveinterest auftaucht, durch das plötzlich alles besser wird. Stevie hingegen macht Gebrauch von Therapie und nimmt Medikamente – wieder zwei Dinge, die man nur selten sieht. Sie hat eine Angststörung, ja, aber diese nimmt nicht ihr Leben ein; stattdessen lebt sie mit ihrer Krankheit, und wenn diese schlimmer wird, hat sie diverse Strategien, die sie zur Bewältigung einsetzt. Ich bin immer noch begeistert von dieser Art von Repräsentation, die ich noch nie vorher so gelesen habe – und von der ich so viel mehr lesen möchte.
Da Stevie in einer Art Wohnheim mit mehreren Mitschülern zusammenwohnt, gibt es einige Charaktere, die uns vorgestellt werden, und auf alle kann ich natürlich nicht eingehen. Aber wir haben zum Beispiel Stevies beste Freundin Janelle, die schwarz ist, Mädchen mag (ob sie lesbisch, bisexuell oder pansexuell ist, wird nicht explizit thematisiert – ich würde auf letzteres tippen, aber das ist meine Interpretation), oder Nate, ein Autor, der ein Buch veröffentlicht hat und seitdem unglaublich mit der Fortsetzung kämpft. (Nate ist neben Stevie ganz klar mein Liebling – ein wenig apathisch, weltfremd, aber unglaublich sympathisch.)
Das Einzige, was ich an dem Buch zu kritisieren habe, ist das Loveinterest – ohne den Namen zu nennen, sei nur so viel gesagt, dass ich sein Verhalten zu keinem Zeitpunkt durchblickt habe und noch weniger, was er und Stevie aneinander finden. Gott sei Dank nimmt diese Anziehung nur eine sehr, sehr geringe Rolle ein, weswegen ich einfach hoffe, dass sein Charakter im zweiten Band noch ausgebaut wird. Er macht nichts Problematisches oder so – er ist einfach nur seltsam.
Zuletzt ist es meines Erachtens noch erwähnenswert, dass Truly Devious der Auftakt zu einer Trilogie ist (wieder etwas, das ich in dem Genre noch nicht so gelesen habe), und gleichzeitig, dass es sehr charakterbasiert ist. Wir haben zwar zwei Storylines – eine in der Vergangenheit, die das Verbrechen beschreibt, und dann Stevies in der Gegenwart –, aber die Aufdeckung ebendieses Verbrechens wurde bisher nur begrenzt thematisiert. Die neuen Vorfälle in der Gegenwart, aber auch generell, wie Stevie sich in der Ellingham Academy zurechtfindet, stehen ganz klar im Vordergrund. Dennoch kann ich mich nur wiederholen – ich habe mich zu keinem Zeitpunkt gelangweilt, und auch jetzt noch denke ich immer wieder an das Buch zurück und bereue es fast ein wenig, so lange auf den zweiten Band warten zu müssen. (Das Ende ist einfach unglaublich fies!) Ich mag vielleicht keine Ahnung haben, was mich an diesem Buch so gereizt hat – aber meine Güte, ich bin schwer begeistert.

Fazit

Truly Devious ist ein toller Auftakt zu einer Mystery-Trilogie. Das Buch kann nicht nur mit Diversität, sondern auch mit unglaublich sympathischen Charakteren punkten, weswegen es mich persönlich nicht störte, dass die Geschichte sehr charakterbasiert ist. Von der ersten Seite an hat das Buch eine Sogwirkung entwickelt und mich auch jetzt, Tage später, noch nicht losgelassen. Ganz klare Empfehlung!
Truly Devious ⚬ Hardcover: 420 Seiten ⚬ Band 1/3 ⚬ Katherine Tegen Books ⚬ ca. 8,99€*

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9 Kommentare

  1. Hi Isabella,
    deine Rezensionen sind einfach der Nemesis einer jeden Wunschliste! Auf meiner stehen so unglaublich viele Bücher, die du empfohlen hast, das ist nicht mehr normal.
    Eine wirklich tolle Rezension zu einem Buch, was vieles zu haben scheint, was ich in einer Geschichte schätze: Realität und keine überspitzten Charaktere und Handlungen. Ich lese seit einiger Zeit auch eher weniger Spannung und Thriller, da die Geschichten sich doch oft sehr ähneln und vorhersehbar sind; ich hoffe dieses Buch ist eine Ausnahme.
    Eine tolle Rezension!
    Liebe Grüße,
    Elli

  2. Liebe Elli,

    vielen Dank, das ist natürlich Teil meines teuflischen Plans! 😀
    Ja, absolut. Ich lese sonst weniger aus dem Genre, mag es aber auch nicht, wenn Dinge zu sehr an den Haaren herbeigezogen oder schlichtweg überspitzt sind. In "Truly Devious" mag es vielleicht etwas ruhiger zugehen, aber ich fand das sehr erfrischend. 🙂

    Alles Liebe
    Isabella

  3. Liebe Isabella,
    du hast mir mit dieser Rezension mal wieder aus der Seele geschrieben. Ich habe Truly Devious gestern angefangen und konnte einfach nicht mehr aufhören… auch wenn ich die ganze Zeit gerätselt habe, was letztendlich der genaue Grund dafür ist. Zum Glück hast du das hier bereits in Worte gefasst, dafür wollte ich Danke sagen 🙂 In ein paar Tagen kommt der zweite Band, ich bin so ungeduldig!

    Viele Grüße,
    Camille

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