[Rezension] The Song of Achilles – Madeline Miller

Inhalt

Greece in the age of heroes. Patroclus, an awkward young prince, has been exiled to the court of King Peleus and his perfect son Achilles. Despite their differences, Achilles befriends the shamed prince, and as they grow into young men skilled in the arts of war and medicine, their bond blossoms into something deeper – despite the displeasure of Achilles‘s mother Thetis, a cruel sea goddess. But when word comes that Helen of Sparta has been kidnapped, Achilles must go to war in distant Troy and fulfill his destiny. Torn between love and fear for his friend, Patroclus goes with him, little knowing that the years that follow will test everything they hold dear.

(Quelle: Bloomsbury – ihr wisst ja, dass ich in der Regel den Inhalt selbst zusammenfasse, aber das fiel mir bei diesem Buch unglaublich schwer. Einen deutschen Klappentext findet ihr hier.)

Meine Meinung

Bin ich die Einzige, die manchmal ein Buch bestellt, von dem sie eigentlich gar nichts weiß? Ich habe lediglich den Namen von The Song of Achilles öfters in Buchbloggerkreisen gehört. Nicht laut, eher so ein Flüster-Tipp. Und als ich das Buch gebraucht für gute zwei Euro sah, hab ich‘s eben bestellt.
Ohne die geringste Ahnung zu haben, was mich erwartet.
Als ich schließlich das Buch das erste Mal in die Hand nahm und herausfand, dass es sich hierbei um griechische Mythologie handelte, wusste ich erst recht nicht, was ich davon halten sollte. Bitte verzeiht mir – aber ich kannte die Geschichte von Achilles und Patroclus nicht. Den Namen Achilles habe ich schon mal gehört, natürlich. Ich wusste ein bisschen von dem Trojanischen Krieg, Odysseus war mir zumindest etwas vertraut.
Und es war wunderbar.
Ich habe im Nachhinein überlegt, ob ich das Buch (noch) mehr gemocht hätte, wenn ich von Anfang an die Geschichte gekannt hätte. Und ich glaube, die Antwort ist nein. Madeline Miller hat mir die Geschichte (die ich hinterher ausgiebig recherchiert habe, keine Sorge) auf eine Art und Weise nahe gebracht, wie es kein Geschichtsbuch, kein Wikipedia-Eintrag hätte tun können. Außerdem hatte die Art und Weise, ganz unwissend an die Sache heranzugehen, etwas gewaltig Erfrischendes.
Wenn ihr also ebenfalls die Geschichte von Patroclus und Achilles nicht kennt und euch das Buch interessiert – ihr könnt da mit wenig oder sogar ohne jegliches Vorwissen herangehen. Meiner Meinung nach lohnt es sich.
Was mich allerdings zuallererst in den Bann gezogen hat, war etwas ganz anderes. Es war der erste Satz. Der erste Abschnitt. Das erste Kapitel.
Ich kann euch nicht sagen, wann ich zuletzt ein Buch gelesen habe, das mich von der ersten Seite an gefesselt hat. Immer öfter kommen mir Bücher unter, die zwar gut, wenn nicht sogar exzellent sind, aber die mich erst nach einigen Seiten fesseln können. Das war bei The Song of Achilles nicht der Fall.
Ein Teil dieser Wirkung ist gewiss der Geschichte zuzuschreiben. Der andere Teil jedoch (ein ziemlich großer, wenn es nach mir geht) gebührt Millers Begabung.
Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich außerschulisch einen Stift zur Hand genommen und begonnen, Sätze zu unterstreichen. Für mich ist das ein großer Schritt – normalerweise lasse ich meine Bücher nahezu unberührt.
Hier jedoch konnte ich mich nicht halten. 

„The rosy gleam of his lip, the fevered green of his eyes. There was not a line anywhere on his face, nothing creased or greying; all crisp. He was spring, golden and bright.“
Madeline Miller macht die simpelsten Beschreibungen zu wahren Kunstwerken, sodass ich manche Zeilen wieder und wieder lesen wollte, absolut beeindruckt von ihrem Schreibstil. Miller hat ganze zehn Jahre für das Verfassen dieses Buches gebraucht – aufgrund der Recherche, wie es in diversen Quellen heißt. Ich fragte mich öfters, ob sie wohl auch eine lange Zeit an den Sätzen gefeilt hat, oder ob dies überwiegend Begabung ist – wie auch immer es sei… In nicht einmal 400 Seiten hat sie mich komplett überzeugt. The Song of Achilles ist das am besten geschriebene Buch, das ich in meinem Leben gelesen habe.
Achilles und Patroclus sind keine Helden, auch wenn vor allem Ersterer unter diesem Beinamen nach Troja geht. Beide sind fehlerhaft. Beide sind keine vollkommenen Charaktere – meistens überwiegen sogar die negativen Eigenschaften – Patroclus mit seiner Passivität, Achilles und seine Arroganz. Trotzdem habe ich sie vergöttert, ganz besonders die Tatsache, dass die Geschichte aus Patroclus‘ Sicht verfasst ist. Natürlich beschönigt er manchmal das Verhalten Achilles‘ – gleichzeitig stellt Miller seinen inneren Kampf dar, die Frage, ob die Liebe der beiden Männer stark genug ist, um das alles auszuhalten.
Doch vor allem anfangs, zu Beginn der Belagerung, ist alles noch sehr positiv gestimmt. Wie Miller es treffend beschreibt:

„It was as Odysseus had said: he had light enough to make heroes of them all.“

Später, in den Jahren, die sie ihre Lager aufgespannt haben, ändert sich das alles natürlich. Doch so sehr man Achilles‘ Verhalten gegenüber seinen Mitmenschen sein kann, die Liebe zwischen ihm und Patroclus ist… rein. Madeline Miller beschreibt sie sehr sanft, gleichzeitig innig und unzerstörbar.

„‚You chose her,‘ he says. ‚Over me.‘ 

‚Over your pride.‘ The word I use is hubris. Our word for arrogance that scrapes the stars, for violence and towering rage as ugly as the gods.“

Und weil ich sowieso gerade eine Flut an Zitaten abtippte, will ich euch ein letztes nicht vorenthalten. Ich bin mir relativ sicher, dass wir vor ein paar Jahren in der Schule Ausschnitte der Ilias gelesen haben. Auf jeden Fall hatte ich schon immer eine leichte Begeisterung für Odysseus, und mir gefiel die Art und Weise, wie Miller ihn porträtiert hat, einfach unglaublich gut – so, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Für mich ist er einfach ein unberechenbarer, gleichzeitig aber auch unglaublich genialer und intelligenter Charakter.
„Odysseus shrugged. ‚There are many ways to start a war. I always think raiding makes a good beginning. It accomplishes almost the same thing as diplomacy, but with greater profit.‘“
Natürlich kann ich euch nicht sagen, ob Millers Darstellung historisch korrekt ist. Ich habe schon zahlreiche Rezensionen gelesen, die sich über die Homosexualität in dem Buch beschwert haben, aber die stemple ich mal unter „nicht ernstzunehmen“ ab. 😉 
Wie ich bereits gesagt habe: The Song of Achilles stellt die griechische Mythologie auf eine unglaublich faszinierende, spannende Art und Weise da, die mich von der ersten Seite an in den Bann gezogen hat. Selbst als ich erst fünfzig Seiten gelesen hatte, wollte ich nicht, dass das Buch jemals endet.
Und jetzt noch zwei Dinge zum Schluss: Wer kann, soll das Buch auf Englisch lesen. Ich kenne zwar die deutsche Übersetzung nicht, doch das Original besticht in diesem Falle mit einem unglaublich brillanten Schreibstil, der auch für weniger erfahrene Leser gut verständlich sein müsste.
Außerdem entschuldigt bitte die Länge der Rezension. Ich habe meines Erachtens noch nie so eine lange verfasst, und ich habe auch selten so lange überlegt, wie ich die Liebe, die ich für dieses Buch empfinde, in Worte fassen soll. Jetzt, am Ende, glaube ich zwar nicht, dass es mir besonders gut gelungen ist, aber… aber wenn ihr euch nur ansatzweise für Madeline Millers Werk interessiert, dann nehmt es zur Hand. Egal, ob neu oder gebraucht – dieses Buch ist ein spektakuläres Meisterwerk, das man sich nicht entgehen lassen sollte.

Fazit

The Song of Achilles ist ein fantastisches Buch. Nach nur wenigen Seiten hatte mich die Geschichte und vor allem der brillante Schreibstil Millers in den Bann gezogen und einen festen Platz in meinem Herzen gefunden. Eines der besten Bücher, das ich jemals gelesen habe!
Titel: The Song of Achilles
Taschenbuch: 352 Seiten
Verlag: Bloomsbury
Reihe: –
Preis: ca. 6,99€
Kaufen?
(Hier findet ihr die deutsche Version.)

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