[Rezension] Ausgelöscht – Cody McFadyen

Ausgelöscht – Cody McFadyen

Originaltitel: Abandoned

Inhalt

Deutsche Ausgabe

Die einundvierzigjährige FBI-Agentin Smoky Barrett ist gerade auf einer Hochzeit, als etwas wirklich Grauenhaftes beginnt: eine kahl rasierte Frau wird aus einem schwarzen Wagen geworfen, nur in einem Nachthemd bekleidet. Hand- und Fußgelenke sowie der Schädel ist vernarbt. Es stellt sich heraus, dass es eine Frau ist, die vor sieben Jahren verschwand. Und in ihrer Tasche ist eine Nachricht vom Täter, in der steht, dass die Frau wie versprochen „geliefert“ wurde – und dass der Täter noch weitere Frauen in seiner Gewalt hat und diese tötet, wenn er verfolgt wird…

An dieser Stelle möchte ich noch darauf hinweisen, dass es im Klappentext einen Fehler gibt: es wird nämlich gesagt, an der Frau, die aus dem Wagen geworfen wurde, wäre eine Lobotomie durchgeführt worden, d.h. man hätte zentrale Nervenbahnen ihres Gehirns durchgeschnitten. Bei der gefundenen Frau ist das allerdings nicht der Fall, sondern bei einem Opfer, das wenig später gefunden wird.

Meine Meinung

Handlung / Idee

Ich finde die Idee auf jeden Fall interessant. Da es bereits vor Ausgelöscht drei weitere Bücher von Cody McFadyen mit Smoky Barrett gibt, kann ich nicht sagen, ob die Idee bei Ausgelöscht interessanter ist, als die der anderen  Bücher. Gelesen muss man die anderen aber nicht haben, um die Geschichte zu verstehen.
Auf jeden Fall hat sich die Idee in meinen Augen bzw. Ohren spannend angehört, schließlich ist Lobotomie nicht etwas, das man in jedem Buch zu sehen kriegt. Wenn ich falsch liege, korrigiert mich bitte. Ich lese jetzt auch nicht soo viele Thriller. *g*
Außerdem geht es auch spezieller um den Hass auf den Ehepartner: denn der Täter nimmt Frauen gefangen, die sozusagen von ihren Männern „abgeschoben“ werden. Das heißt, der Täter, der sich „Dali“ nennt, lässt die Frauen verschwinden. Einfach so? … ja, und auch für immer, wenn der Ehemann sein Versprechen einhält… Wenn nicht, passiert das, was der kahlgeschorenen Frau geschah – nach sieben Jahren eingesperrt in einem stockdunklen Raum eingesperrt ist sie wieder aufgetaucht.
Auf jeden Fall sind die speziellen Themen, die das Buch umfasst, nicht einfach so zu schlucken: so weit, so gut also…
Dann kommen wir zu der Handlung. Die ist nämlich nach dem anfänglichen Auftauchen der Frau auf der Hochzeit gleich null, oder jedenfalls fast. Es passiert mir einfach zu wenig, es fehlt die Spannung, die mir sagt: Ja, das Buch will ich weiterlesen! Erst gegen Ende, als Smoky selbst in das Visier von Dali gerät, nimmt das Buch langsam an Spannung auf, und von da an fand ich es auch nicht mehr schlecht, habe also relativ gerne weitergelesen. Das Ende hat mir dann leider doch weniger gepasst, weil ich einfach die Motive des Täters nicht nachvollziehen konnte und einige Dinge dann letztendlich doch nicht schlüssig waren.
Charaktere

Smoky Barrett ist eine FBI-Agentin, die schon einiges erlebt hat: drei Jahre vorher wurden vor ihren Augen sowohl Mann als auch Tochter auf grausamste Art und Weise getötet. Und sie nahm die Tochter ihrer Freundin in Obhut, als diese ebenfalls getötet wurde… zu dem Zeitpunkt, wo wir sie in dem Buch antreffen, lebt sie mit ihrem Mann Tommy und Bonnie, die Tochter der getöteten Schulfreundin, zusammen in einem netten Haus. 
Über das ganze Buch hinweg ist mir besonders extrem eingefallen, dass Smoky einfach alles zu schlucken scheint. Sowohl die Dinge, als passiert sind, als auch die, die im Laufe des Buches noch passieren werden. Das hat mir gar nicht so recht gepasst, sie war einfach zu… glatt. Zu  normal. An anderen Stellen des Buches war sie mir dann wieder fast einen Ticken zu impulsiv – immerhin ist sie eine FBI-Agentin, da erwarte ich dann doch etwas mehr… Professionalität?! Ist ja nicht so, als ob sie den Job seit gestern ausführt… aber okay.

Englische Ausgabe

Das, was mich massiv gestört hat, war die Charaktervorstellung selbst: Ich saß ohne zu scherzen am Anfang des Buches da und war mir nicht sicher, ob ich hier das Werk eines angeblichen Bestsellerautors lese oder den Aufsatz eines Fünftklässlers… Denn Herr McFadyen hat an einer Stelle die Charaktere wirklich so vorgestellt: Da gab es Alan, James… Alan war fünfzig Jahre alt, arbeitete das und das, konnte dies und jenes besonders gut. James war einunddreizig, war so gut, weil… etc. Ich hatte das Gefühl, einen Steckbrief zu lesen… das hat mich echt massiv gestört. Denn das ist bei aller Liebe – sorry – ein Anfängerfehler. Ich wusste nämlich danach nicht mehr, wer wer ist. Wie soll man sich so die Charaktere merken?!
Die Charaktere selbst sind okay. Callie mochte ich besonders gerne mit ihrer offenen und ein wenig impulsiven Art, auch wenn sie vielleicht in manchen Situationen etwas einen Ticken zu leicht genommen hat.
Das, was mich noch ein wenig gestört hat, war die Tatsache, dass ziemlich viele Charaktere eine unglaublich schlechte Vergangenheit haben; lauter überzogen dramatische Geschichten. Was jetzt nicht heißen soll, dass ich so etwas nicht schlimm fände, würde es wirklich passieren! Aber Cody McFadyen hat solche Charaktere einfach zu oft auf einer Stelle gehäuft.

Schreibstil

Cody McFadyens Schreibstil ist okay. Vielleicht nicht überragend, aber durchaus akzeptabel. Er schafft es, dass sich einem die Nackenhärchen aufstellen, auch wenn er manchmal meiner Meinung nach zu sehr ins Detail geht und so Dinge in die Länge zieht, die besser hätten kurz bleiben sollen.
Das Buch wird abwechselnd in der Ich-Perspektive aus Smokys und in der 3. Person aus der Sicht eines Jungen geschrieben, hin und wieder in der Vergangenheit bei z.B. Rückblenden, allerdings ist es größtenteils im Präsens geschrieben.
Fazit

Ausgelöscht von Cody McFadyen ist ein Buch, das mit einer guten Idee und einer akzeptablen Umsetzung punktet. Allerdings ist die Protagonistin Smoky Barrett nicht 100%tig überzeugend und auch die Art und Weise, wie die Charaktere vorgestellt werden, ist nicht sonderlich ansprechend. Außerdem stört es ein wenig, dass so viele Charaktere eine schwere Vergangenheit haben etc.
Im Buch haben mir einfach viele Aha!-Stellen gefehlt und auch die Handlung hat sich sehr gezogen, zu selten ist etwas passiert und es kam einfach keine richtige Spannung auf. Das Ende ist dann leider nicht soo speziell, aber doch etwas, mit dem man sich abfinden kann, auch wenn viele Fragen offen bleiben.
Das Buch hat mich leider nur sehr mäßig begeistert und ich werde vorerst keine anderen Bücher der Reihe lesen, außer ich würde jetzt eines auf dem Flohmarkt entdecken. Dann wäre es sicher noch einmal einen Versuch wert. 😉
3/5 Punkten.

„Trockenzeug“

Ausgelöscht
Taschenbuch, 480 Seiten, Bastei Lübbe

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4 Kommentare

  1. Hallo,

    im Blogzug habe ich gerade deinen Blog entdeckt und habe mich gleich als Leser eingetragen. Deine Rezensionen gefallen mir, vor allem die Idee, auch die internationalen Cover zu zeigen, finde ich super, da diese oft die Geschichte viel besser abbilden als das deutsche. 🙂

    Liebe Grüße
    Nabura

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