Inhalt
Eine tote Frau wird auf einer Kuhweide aufgefunden. Nicht nur das. Jemand hat sie offensichtlich eine Klippe heruntergestoßen, ihre Hände sind mit Kabelbinder auf den Rücken gebunden. Außerdem sind ihre Fußsohlen tätowiert. Dort sind Koordinaten zu finden, die den Beginn eines perfiden Spiels markieren, ein Spiel, in welches Beatrice Kaspary und ihr Kollege Florin Wenninger schnell hineingezogen werden…
Meine Meinung
Ich habe eine sehr hohe Meinung von Ursula Poznanski. Ihre ersten beiden Jugendbücher Erebos und Saeculum habe ich schon vor vielen, vielen Jahren gelesen verschlungen, und ich war begeistert gewesen. Danach habe ich lange kein Buch mehr von ihr in die Hand genommen, hauptsächlich, weil ich normalerweise kein Krimi-Leser bin, und auch bei neuen Trilogien (Die Verratenen-Reihe, die sie geschrieben hat) bin ich immer etwas skeptisch.
Letztens entdeckte ich jedoch das Buch in den Mängelexemplaren (und ich war bisher der Meinung, dass man dort kaum gute Bücher findet, aber ich werde immer gerne belehrt) und entschloss mich, mich doch auf ein Abenteuer mit Beatrice Kaspary einzulassen. Und das sollte es wirklich werden…
Bereits im Prolog geht es spannend los, als man Zeuge wird, wie eine Frau einen Mann erschießt. Mehr soll über die beiden nicht erzählt werden, dann geht es schon los mit dem Fund der toten Frau und Kasparys Erzählung startet.
Ziemlich schnell erfährt man einiges über die Ermittlerin: Beatrice Kaspary ist Mutter von zwei Kindern und geschieden, wobei sie mit ihrem Ex-Mann alles andere als klar kommt – er nutzt jede Gelegenheit, um ihr das Leben schwerzumachen. Als sie den Fall rund um die tote Frau aufnimmt und er immer größeres Ausmaß nimmt, merkt man, dass sie selbst eigentlich schon beinahe ausgebrannt ist: sie tut sich schwer darin, auf sich selbst zu hören und sich Auszeiten zu nehmen, außerdem nagt sie sehr an dem Konflikt mit ihrem Ex-Mann.
Es viel mir schwer, Beatrice immer nachzuvollziehen; das mag einerseits daran legen, dass sie wesentlich älter ist als ich, andererseits aber auch, dass sie im Buch immer sehr distanziert rüberkam. Selbst in emotionaleren Momenten konnte ich nicht mit ihr mitfühlen – generell las ich das Buch ohne größere Emotionen durch. Ich bin mir nicht ganz sicher, woran das lag, allerdings empfand ich auch den Schreibstil als einen Ticken zu neutral. Ich bin mir durchaus bewusst, dass es letzten Endes ein Krimi ist und der Fokus nicht unbedingt auf der Ermittlerin liegt, doch da die Geschichte ja schon aus ihrer Sichtweise erzählt wird, hätte ich mir dennoch etwas mehr… Nähe gewünscht.
Die Geschichte selbst nimmt relativ schnell an Fahrt auf. Es bleibt nicht bei einer Toten, schon bald entdecken Kaspary und ihr Kollege Wenninger Leichenteile, und werden immer weiter zu neuen Koordinaten, neuen Stages geschickt. Hierbei möchte ich auch noch anmerken, dass Poznanski nicht an schaurigen Beschreibungen spart; wen das stört oder wer dort empfindlich ist, sollte das Buch ggf. überdenken.
Was aber hinter den ganzen Koordinaten steckt, ist für mich viel beeindruckender: Ursula Poznanski führt damit das Hobby Geocaching ein, und
auch die Leute, die darüber (noch) nichts wussten (= ich), wurden gut informiert. Ich bin ehrlich gesagt beeindruckt, wie gut recherchiert das alles war – sehr glaubhaft und ohne jegliche Lücken. Auch wenn es mit einer solch grausigen Geschichte verbunden ist, so bekommt man als Leser dennoch irgendwie Lust, es selbst mal mit dem Geocachen zu versuchen (blöd nur, wenn man mitten in der Pampa wohnt).
Zurück zu der Geschichte selbst: die Story wird immer verschlungener und undurchsichtiger, und bis zum Schluss ist es schwierig, herauszufinden, wer der Täter ist. Ich will nicht sagen, unmöglich – ich selbst bin einer der Menschen, die den Täter selbst dann nicht finden, wenn er im Nachbarzimmer hockt. Ähm, ja… Auf jeden Fall bleibt es bis zum Ende hin spannend, zumindest inhaltlich her, denn fühlen konnte ich die Spannung irgendwie nicht; ich konnte das Buch jederzeit aus der Hand legen, und es haperte bei mir einfach am Schreibstil. Die Spannung kam nicht rüber. Ich war zwar interessiert, wer es denn nun war, aber so richtig gespannt… nein, leider nicht. Außerdem ärgert es mich brutal, dass mal wieder die Ermittlerin selbst in die Hände des Täters gelang. Inklusive schmutzigem Geheimnis. Wie gesagt, ich lese nicht viele Krimis, aber in 4 von 5 passiert das. Und es nervt.
Im Großen und Ganzen war das Buch aber gut zu lesen, und auch interessant – ich mag besonders die Konstellation Kaspary-Wenninger, denn letzterer ist wirklich ein sehr interessanter Charakter, von dem ich gerne noch mehr hören möchte! Da ich sowieso nicht up-to-date bin und bald der dritte Band von den beiden erscheint, werde ich es bestimmt nicht ausschließen, noch mehr zu lesen.
Fazit
„Fünf“ ist ein interessanter Thriller mit einer gut durchdachten, neuen Idee. Poznanski flechtet Geocaching ein und erweckt im Leser den Wunsch, es selbst einmal auszuprobieren. Lediglich mit der Ermittlerin hatte ich Probleme, da ich Schwierigkeiten hatte, mit ihr mitzufühlen und mir letztendlich auch die Spannung fehlte. Das Buch ist jedoch durchaus lesenswert!
Taschenbuch: 384 Seiten
Verlag: rororo
Reihe: 1/?
Preis: 9,99€