[Rezension] My Not So Perfect Life – Sophie Kinsella

Inhalt

Cat ist 26 und hat sich ihren Traum erfüllt: Sie lebt nicht nur in London, sondern hat auch einen tollen Job und zeigt all dies auf ihrem Instagram-Feed.
Okay, vielleicht bleibt der Spitzname „Cat“ nicht ganz hängen und alle nennen sie immer noch Katie, ihre Wohnung ist eine WG mit schrägen Mitbewohnern, im Job wird sie von ihrer Chefin Demeter tyrannisiert und ihr Instagram ist eine einzige Lüge.
Doch dann schlägt ihr Leben eine ganz andere Richtung ein…

Meine Meinung

Vor My Not So Perfect Life hatte ich zwei andere Bücher von Kinsella gelesen, und beide sehr gerne gemocht. Ich war umso aufgeregter, als ich ihr neues Buch in den Händen hielt: Die Geschichte könnte nicht aktueller sein, befinden wir uns doch gerade in einer Phase, in der die kollektive Erkenntnis, dass die sozialen Medien eben nicht die Realität widerspiegeln, einsetzt. Deshalb war ich sehr gespannt, was Kinsella aus dem Thema macht.
Schon auf den ersten Seiten wird klar, dass Katie sich konstant selbst belügt – oder sich zumindest die Dinge schönredet: Die ewig lange und anstrengende Pendel-Strecke, die teils erniedrigenden Aufgaben, die sie für ihre Chefin erledigen muss – all das sei ja nicht so übel, schließlich habe sie ihren Traumjob in ihrer Traumstadt, endlich weg von dem Landleben, dem sie ihr Leben lang entfliehen wollte. Die Geschichte wird aus Katies Sicht in der ersten Person erzählt, aber leider schweifen Katies Gedanken schon auf den ersten Seiten ins schier Unermessliche ab. Das erste Kapitel besteht zu Großteilen aus Hintergrundgeschichten und ewigen Gedankengängen und wird dadurch immens in die Länge gezogen – in der Gegenwart passiert nämlich kaum etwas. Das ist mir im Laufe des Buches zwar nicht mehr so oft, leider aber oft genug negativ aufgefallen. Grundsätzlich hatte ich den Eindruck, dass My Not So Perfect Life knappe 100 Seiten weniger vertragen könnte. Vieles zieht sich einfach oder wird unnötig breitgetreten.
Auch mit Katie kam ich weniger gut klar. Am Anfang habe ich sie noch ein wenig verstehen können: Ich denke, wir alle würden versuchen, uns die Dinge schönzureden, wenn unsere Träume plötzlich zu Alpträumen zu tendieren drohten. Aber als dann alles noch schiefer läuft als zuvor, und Katie zwischenzeitlich auf der Farm ihres Vaters und dessen Freundin aushilft, entdeckt man als Leser eine fast schon… bösartige Seite an ihr. Ohne hier zu sehr ins Detail zu gehen, um Spoiler zu vermeiden – es war einfach hässlich. Gegenüber Kunden verhält sie sich schlichtweg unprofessionell und bringt Aktionen, die nicht mehr witzig, sondern nur noch traurig und bemitleidenswert sind. Ab dem Moment war sie bei mir leider unten durch – gerade in Anbetracht der Tatsache, dass sie in verschiedenen Situationen mehr als glimpflich davon kommt.
Viel mehr dagegen mochte ich Katies Chefin Demeter, was absurd klingt, gerade, weil sie zu Anfang der Geschichte sehr stereotypisch und schwarz-weiß dargestellt wird. Im Laufe des Buches ist allerdings gerade sie diejenige, die am meisten Entwicklung hinlegt und in deren Innenleben man den besten Einblick bekommt. Wenn es ein Highlight des Buches gab, dann definitiv Demeter.
Eine Liebesgeschichte gibt es – natürlich – auch. Sie war subtil und nett genug gestaltet, um mich nicht weiter zu stören, wurde aber am Ende so präsent gemacht, so erzwungen, dass sie mir eher nur ein weiterer Dorn im Auge war. Der Fokus wurde einfach auf brutale, unpassende Weise verschoben, wenn man mich fragt.
Glücklicherweise hat Kinsella plottechnisch noch etwas gutmachen können: Gerade in den letzten Zügen des Buches gibt es tatsächlich einen genial gestalteten Plottwist, der im Laufe der Geschichte so dezent eingeführt wurde, dass man ihn erst rückblickend begreifen konnte – dieses Element, das ich wirklich überhaupt nicht erwartet hatte, hat der Geschichte dann doch noch etwas Besonderes gegeben, was mir sehr gut gefallen hat.
Und – das muss man Sophie Kinsella lassen – die Moral der Geschichte ist definitiv eine wichtige, wie schon oben angedeutet. Nur weil der Instagram-Feed perfekt ist, muss es noch lang nicht das Leben der Person dahinter sein.

Fazit

My Not So Perfect Life war leider ein weniger perfektes Buch und definitiv schwächer als die anderen zwei Werke (Finding Audrey und Remember Me?), die ich bisher von Kinsella kennenlernen durfte. Ich kam mit der Protagonistin nicht wirklich klar, und die Erzählung wies darüber hinaus einige Längen auf. Dennoch mochte ich die Idee dahinter, und die Moral, dass vieles mehr Schein als Sein ist, ist definitiv eine, die wir uns alle vor Augen halten sollten.

Vielen Dank an Lovelybooks für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

My Not So Perfect Life ⚬ Hardcover: 400 Seiten ⚬ Bantam Press ⚬ Einzelband ⚬ ca. 20€ ⚬ Kaufen?

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