Da es sich hierbei um den zweiten Teil einer Reihe handelt, kann die Rezension Spoiler enthalten.
Inhalt
Emma und Julian hofften, dass Distanz ihre verbotene Liebe mindern würde, doch ihr Parabatai-Bund ist stärker denn je. Eine Reise in die Welt der Feen bringt ihnen eine Möglichkeit, den Bund zu brechen, und einen neuen Feind: den Feenkönig, Kierans Vater.
Auch in den Reihen der Schattenjäger werden Intrigen geschmiedet, als sich eine neue Organisation herauskristallisiert. Der Cohort setzt sich für die Trennung von Schattenwesen und Schattenjägern ein, und schreckt dabei vor keiner Brutalität zurück…
Meine Meinung
Ich weiß gar nicht, warum ich Cassandra Clares Bücher überhaupt noch rezensiere. Als ob ich jemals etwas von ihr lese, das ich nicht liebe.?— Isabella (@nochmehrbuecher) 15. August 2017
Ich habe Lady Midnight geliebt. Dann habe ich Lord of Shadows gelesen.
Nach mittlerweile über acht Jahren bin ich immer noch jedes Mal aufs Neue überrascht, wie es Cassandra Clare wieder und wieder gelingt, mich vollkommen zu begeistern. Ich dachte, Lady Midnight wäre grandios, wenn nicht sogar ihr bestes Werk – aber wenn man mich fragt, verblasst es neben Lord of Shadows. Als hätte es sorgsam und gemächlich das Fundament gelegt, und Lord of Shadows wäre das atemberaubende Bauwerk darauf, das so viele sorgsam gestaltete Details enthält, dass man gar nicht weiß, wo man mit dem Staunen anfangen soll.
Von der ersten Seite an hatte mich das Buch gepackt; Cassandra Clare legt ein ungewohntes Tempo vor, und es gibt nur wenige ruhige Momente in Lord of Shadows. Ich stand kontinuierlich unter Strom, während ich das Buch gelesen habe, konnte und wollte es nicht weglegen – die Bedrohung von Malcom im ersten Band war meiner Meinung nach gar nichts gegen das Grauen, das auf die Schattenjäger in Lord of Shadows wartet. Gerade, weil es von mehreren Seiten kommt, und darüber hinaus Dimensionen annimmt, die mich als Leser schlichtweg schockierten.
Womit ich mir ganz sicher bin: Lord of Shadows ist Clares düsterstes Buch. Die Charaktere stehen nicht nur vor Entscheidungen ungeahnter Größe und Brutalität, sondern machen darüber hinaus unmoralische Dinge und betreten Wege, die ich nicht für möglich gehalten hätte. In anderen Büchern von Clare hatte ich oft das Gefühl, dass die Charaktere durchweg undurchdachte Entscheidungen treffen; auch das ist bei Lord of Shadows nicht mehr der Fall. Ich schätze, das liegt nicht zuletzt daran, in welchen Zeiten Emma und die Blackthorns aufgewachsen sind, und wie diese sie dazu gezwungen haben, viel zu früh erwachsen zu werden.
Das Buch erhält außerdem mit dem Auftreten des Cohorts eine politische Note, die ebenfalls neu für Clare ist und – neben den Charakteren, natürlich – fast mein „Lieblings“aspekt des Buches ist. Die extremistischen Einstellungen dieser Gruppe waren erschreckend, widerwärtig… und verdammt real, wie eine beängstigende Prophezeiung vonseiten Clares. Gerade, wenn man einen Blick auf aktuelle Entwicklungen wirft, wirkt Lord of Shadows wie ein unheimlicher Spiegel, den man eigentlich nicht wahrhaben will.
Kurzum: Der Plot von Lord of Shadows ist pure Genialität. Dass das Buch 700 Seiten schwer ist, hat man – gerade im Kontrast zu Lady Midnight – an keiner Stelle gemerkt.
Wahrscheinlich verdreht jemand von euch jetzt die Augen, aber das Herz der Geschichte sind – wie üblich – die Charaktere. Eine unangenehme Wahrheit gleich im Voraus: Am wenigsten interessiert hat mich Emma und Julians Beziehung. Versteht mich nicht falsch, ich habe die Szenen geliebt, in denen gezeigt wird, wie gut sie miteinander arbeiten können. Ich kann jedoch nur begrenzt die romantische Spannung nachvollziehen, und von allen Ships in dem Buch interessiert mich ihres letztendlich am wenigsten. (Auch wenn ich mir… Sorgen mache, ob/wie der Parabatai-Bund gelöst wird.) Ich mag auch Emma viel lieber als Julian, hauptsächlich, weil ich bei ihren Szenen mehr das Gefühl hatte, dass sie auf den Punkt kommt – bei Julian ist alles oft viel zu kompliziert, und in der nächsten Sekunde jagt mir der Junge Angst ein. (Obwohl Emma definitiv der einzige Charakter in der Reihe ist, der sich immer noch kopflos in wahnwitzige Gefahren stürzt.)
Dafür haben mich die anderen Charaktere (und ihre Liebeleien) viel mehr überzeugt. Ich war überrascht, wie sehr mir die Blackthorns letztendlich am Herz liegen, da ich mich nach Lady Midnight noch davon überzeugen wollte, dass ich sie ja gar nicht sooo gern mag. Aber ganz im Ernst – das Trio Livvy, Ty und Kit war einfach mein persönliches Highlight! Gerade Kit stand ich im ersten Band noch skeptisch gegenüber, in Lord of Shadows hat er mein Herz im Sturm erobert. Es ist spannend, zu sehen, dass er zwar neu in den Schattenjäger-Reihen ist, aber dennoch einiges über sie weiß. Besonders herzerwärmend war es, zu lesen, wie er insbesondere von den Zwillingen aufgenommen wurde, und grundsätzlich brachte er einfach etwas Erfrischendes in die Runde. Die Herondales sind schon genial.
Von Cristina war ich bereits im ersten Buch ein Fan, und das hat sich in Lord of Shadows nicht im Geringsten verändert: Mit ihrer erwachsenen, ehrlichen Art ist sie gute Seele und Ruhepol gleichermaßen. Auch mit Mark wurde ich vollends warm, und selbst, was die Entwicklungen Kierans anbetrifft, hat Clare gezeigt, dass in ihm tatsächlich ein junger Mann steckt, den man ins Herz schließen könnte.
Spoiler! (Cristina, Mark und Kieran)
Ich kann nicht die Einzige sein, die die Andeutung des Liebesdreiecks mitgekriegt hat?! Im Buch wird es zumindest sehr subtil eingebracht, aber ich hoffe dennoch, dass das nicht weiter verfolgt wird. Cristina hat genug mit Diego durchgemacht, und ihr Tanz mit Kieran war zwar wirklich eindrucksvoll beschrieben… aber wenn sie tatsächlich sich in ihn verlieben würde, hätte ich Angst, dass das nur ihrer Affinität zu Feen zuzuschreiben ist. Aber vielleicht interpretiere ich auch zu viel in das Ganze.
Grundsätzlich bin ich überrascht, wie viele Fragen und offene Stränge Lord of Shadows zurückgelassen hat. Von der plötzlichen Brutalität des Endes, vor der mich haufenweise Leute schon gewarnt haben (nett gemeint, hat aber nichts geholfen! :D), mal ganz abgesehen, habe ich das Gefühl, dass es noch so viele offene Fragen gibt! Ich finde es gar nicht so schlimm, dass Queen of Air and Darkness erst 2019 erscheinen soll, weil Clare sich auch dieses Mal bei der Reihenfolge der Bücher etwas gedacht hat; vielmehr stellt sich mir die Frage, wie zur Hölle sie das alles in einem Buch abwickeln will? Entweder hat der dritte Band über 1000 Seiten oder ich sterbe in jedem Kapitel einen literarischen Tod. Ich bin für die erste Option, bitte danke.
Und ja, das Ende war wirklich heftig. Überraschenderweise habe ich keine Träne vergossen, weil ich so geschockt war, aber damit gerechnet hätte ich niemals.
Spoiler (auch für The Mortal Instruments)! (Ende; offene Handlungsstränge)
Ich habe damit gerechnet, dass jemand stirbt, aber ich hätte niemals damit gerechnet, dass es Livvy sein wird. Ich hätte mehr mit Julian gerechnet, ehrlich gesagt (okay, und vielleicht habe ich es mir gewünscht, jetzt lyncht mich nicht). Ist es bescheuert, dass ich fast noch trauriger wegen Roberts Tod bin? Klar hat er viel Mist angestellt, aber dass Clare einfach einen Charakter aus den Mortal Instruments tötet, trifft mich am meisten. Sie hat damit klargemacht, dass niemand sicher ist, und auch in einem Interview gesagt, dass wir erst nicht mehr um unsere Charaktere fürchten brauchen, wenn die Schattenjäger-Bücher abgeschlossen sind. Sehr beruhigend also. Lasst uns an Clarys Worte zurückdenken und schreien.
Wie auch immer – Roberts Tod verkompliziert alles, weswegen ich wirklich besorgt bin, was Julian angesichts des Angebots der Feenkönigin unternehmen wird. Gerade, weil er Livvy verloren hat. Puh…
Und was zur Hölle hatte es mit dem Kind auf sich, das Dru in der Feenwelt sieht?! Das wird in LoS überhaupt nicht mehr aufgenommen, und da gibt es einfach so viele Fragen zu beantworten. Ich ordne mich bei der Meinung ein, die ich oft kursieren habe sehen: dass es sich dabei insgeheim um Sebastians Kind handelt. Es passt einfach zu gut mit dem Aussehen! Auch wenn die Vorstellung… minimal verstörend ist.
Wie auch immer – Roberts Tod verkompliziert alles, weswegen ich wirklich besorgt bin, was Julian angesichts des Angebots der Feenkönigin unternehmen wird. Gerade, weil er Livvy verloren hat. Puh…
Und was zur Hölle hatte es mit dem Kind auf sich, das Dru in der Feenwelt sieht?! Das wird in LoS überhaupt nicht mehr aufgenommen, und da gibt es einfach so viele Fragen zu beantworten. Ich ordne mich bei der Meinung ein, die ich oft kursieren habe sehen: dass es sich dabei insgeheim um Sebastians Kind handelt. Es passt einfach zu gut mit dem Aussehen! Auch wenn die Vorstellung… minimal verstörend ist.
Es gibt nur noch einen Punkt, über den ich mich noch nicht begeistert ausgesprochen habe – auch in Lord of Shadows gibt es wieder zahlreiche altbekannte Charaktere, die auftauchen. Ich will euch gar nicht verraten, wer, aber die Besuche werden länger und intensiver und es ist einfach fantastisch. Der Traum eines Fans, quasi.
Mittlerweile seid ihr mein Geschwärme vermutlich leid – kurz gesagt: Ich glaube tatsächlich, dass Lord of Shadows Clares bestes Werk ist, aber das ändert sich vermutlich mit den nächsten Büchern, die sie auf den Markt bringt. Bis dahin seid ihr vor weiteren Lobtiraden sicher. Und wenn du das hier noch liest und das Buch noch nicht kennst, dann, bitte, tu mir den Gefallen und hole das gefälligst nach.
Mittlerweile seid ihr mein Geschwärme vermutlich leid – kurz gesagt: Ich glaube tatsächlich, dass Lord of Shadows Clares bestes Werk ist, aber das ändert sich vermutlich mit den nächsten Büchern, die sie auf den Markt bringt. Bis dahin seid ihr vor weiteren Lobtiraden sicher. Und wenn du das hier noch liest und das Buch noch nicht kennst, dann, bitte, tu mir den Gefallen und hole das gefälligst nach.
Fazit
Lord of Shadows ist nur ein weiterer Beweis dafür, wie sehr Cassandra Clare als Autorin gewachsen ist. Die Geschichte entwickelt sich auch in der Hinsicht von Diversität weiter, die Geschwindigkeit des Plots nimmt ungeahnte Dimensionen an und auch in Charakterhinsicht brilliert das Buch auf voller Linie.
(Und allein die Tatsache, dass die Rezension über 1200 Wörter fasst und mir immer noch Dinge einfallen, die ich loben könnte, sollte euch Kaufgrund genug sein.)
Lord of Shadows ⚬ Hardcover: 700 Seiten ⚬ Margaret K. McElderry Books ⚬ Band 2/3 ⚬ ca. 17,99€*
*Affiliate-Link im Rahmen des amazon Partnerprogramms. Wenn ihr über den Link etwas kauft, erhalte ich eine kleine Provision, für euch entstehen keine Mehrkosten.
Ein Kommentar
Ich wollte diese Rezension schon lesen seit du vor drei Monaten (oh Gott) davon auf Twitter berichtet hast. Da ich "Lord of Shadows" da aber noch nicht gelesen hatte, ging das natürlich nicht.
Jetzt sitze ich tatsächlich endlich an meiner eigenen Rezension und dachte: hey, holst du dir mal ein bisschen Inspiration. Aber hat das geholfen?
Natürlich nicht.
Was nicht heißt, dass deine Rezi nicht super ist, sie ist total super und ich stimme in so ziemlich allem zu, aber es passiert einfach SO viele und ich habe SO viele Gedanken und ich weiß gar nicht, wie ich das alles in Worte fassen soll.
Na ja, immerhin habe ich es aber endlich geschafft, deine zu lesen. Das heißt doch auch schon was, oder? 😀
Liebe Grüße ♥
Aileen