[Rückblick] Lesemonat Oktober 2017

Oktober startete relativ langsam – in den letzten Zügen der Semesterferien arbeitete ich hauptsächlich an meinem Schreibprojekt und pflegte den Blog.
Danach stand die Frankfurter Buchmesse an; Lena (die mir letztes Jahr zum Geburtstag dieses absurd große Geschenk machte, wofür ich ewig dankbar sein werde) und ich wagten uns an den Messesamstag und -sonntag. Ich habe überlegt, einen längeren Post über die Buchmesse zu schreiben, aber selbst im Nachhinein kam mir das Ganze noch wie ein (schöner) Traum vor und ich war unfähig, irgendetwas in Worte zu fassen. Kurzum: Ich habe mich unglaublich darüber gefreut, ein paar von euch zu treffen – Mara, deren Blog ich schon seit vielen Jahren lese und die einfach allerliebst ist; Julia, mit der ich erst einmal über Giants fangirlen musste; Anna, die einfach jeden Lippenstift rockt und bestimmt die beschäftigste Bloggerin auf der ganzen Messe war; und zuletzt Felia, die einfach unglaublich lieb ist und mir sofort sympathisch war. Es war grandios, euch kennenzulernen ❤

Leider war die Signierstunde von Cassandra Clare ein organisatorischer Reinfall, dennoch konnte ich zwei Autorinnen treffen – die allerliebste Becky Albertalli (bei der ich keinen einzigen zusammenhängenden Satz rausgekriegt habe, weil ich so aufgeregt war) und Kerstin Gier, die doppelt so lang wie angekündigt signierte. (Außerdem hat der Fischer Verlag die Signierstunde toll organisiert und die Schlange unter Kontrolle gehalten – große Klasse!) Allein dafür hatte es sich gelohnt, die Reise nach Frankfurt anzutreten.

 

Ich kann das hier aber nicht schreiben, ohne auf die Nazis einzugehen, die bereitwillig zur FBM gelassen wurden. Auch wenn ich nichts von den Protesten mitkriegte (die FBM ist verflucht groß), kann ich  über das Statement der FBM nur den Kopf schütteln. Eine Vielfalt der Meinungen wird nicht garantiert, indem man Leuten eine Bühne gibt, die ebendiese Vielfalt unterbinden wollen, und es ist empörend und herzzerreißend gleichermaßen, dass die Buchmesse für Teile unserer Gesellschaft kein sicherer Ort mehr ist. Meine Empfindungen besser in Worte gefasst haben Anna und Mareike, deren Beiträge ich euch nur ans Herz legen kann.

Von dem Buchmessenstress ging es zurück ins Unichaos – dieses Semester hat es gehörig in sich. Gerade in Anbetracht dessen bin ich doch zufrieden, was ich lesetechnisch geschafft habe:

 

1) Wolf by Wolf – Ryan Graudin (5/5) eBook
Ryan Graudin hatte ich schon eine Weile im Hinterkopf, aber immer gedacht, dass ihre Bücher mir thematisch nicht zusagen würden. Dann war das eBook auf 99 Cent reduziert, eine Zugfahrt lag vor mir und ehe ich mich versah, klebte ich an den Seiten und nutzte jeden Augenblick, um weiterzulesen. Das Szenario in Wolf by Wolf ist mehr als düster: Yael wurde in eine Welt hineingeboren, in der Hitler den zweiten Weltkrieg gewonnen hat und langsam aber sicher ein Land nach dem anderen in seine Gewalt bringt. Alles an diesem Buch ist erschreckend real – von dem Weltenentwurf bis hin zu den Charakteren – und so gut geschrieben, dass es definitiv zu meinen Jahresfavoriten gehört. Die Printausgabe habe ich mir zum Geburtstag gewünscht – gleich zusammen mit dem zweiten und letzten Teil Blood by Blood.
Lest dieses Buch. Wenn auch nur zur Erinnerung daran, wie unsere Welt hätte aussehen können, und dass wir uns gefälligst darum zu kümmern haben, dass etwas Derartiges nie (wieder) eintritt.
2) Das verborgene Spiel – M.L. Rio (5/5) Rezensionsexemplar
Ich konnte mein Glück gar nicht glauben, als ich nach Wolf by Wolf ein weiteres fantastisches Buch in die Hand nahm: Das verborgene Spiel erzählt eine Geschichte von einer Freundesgruppe, deren Zerfall tragischer nicht sein könnte – all das mit Shakespeare stetig im Hintergrund, da das Theaterstudium der Freunde ausschließlich auf den Werken des Dramatikers basiert. Rio hat ihre Charaktere in einer Welt voll mit moralischem Zwiespalt und menschlichen Abgründen geworfen, und ich liebte jede Seite.
3) Irre Glücklich – Jenny Lawson (3/5) Rezensionsexemplar
Von Irre Glücklich hatte ich ganz andere Erwartungen – stattdessen enthielt ich in sich abgeschlossene Anekdoten aus Lawsons Leben mit einer Depression und Angststörung. Die Autorin nutzt die Tage, an denen sie nicht ans Bett gefesselt ist, umso mehr dazu, das Leben in vollen  Zügen zu genießen. Das Buch hat mich größtenteils gut unterhalten, wenn auch mir manche Ereignisse einfach zu abgedreht waren. Die Message von Lawsons Roman – dass das Leben gehörig zu feiern ist – unterschreibe ich aber aus vollem Herzen.
Even the Darkest Stars hätte ich niemals zur Hand genommen, wäre es nicht in meiner FairyLoot gewesen. Ich bin aber sehr froh, dass das der Fall war – das Buch besticht durch eine Idee und einen Weltenbau, den ich nirgendwo anders so gelesen habe. Ein sehr starkes, atmosphärisches Debüt.
5) Ghost Slayer – Majanka Verstraete (1/5) Rezensionsexemplar, eBook
Ghost Slayer erscheint erst im April 2018, aber ich schätze, ich kann euch nicht früh genug davon abraten – hätte ich Geld für das Buch ausgegeben, hätte ich mich höllisch deswegen geärgert, so ärgere ich mich nur über die verlorenen Stunden. Das Buch ist wie ein übler Klischeebatzen aus 2010: eine „starke“ Protagonistin, die kaum etwas auf die Reihe kriegt und in der Nähe des Loveinterests nicht einmal mehr alleine stehen kann; ein Weltenbau, bei dem dürftig noch übertrieben ist; selbst der Schreibstil ist unbeholfen, voller Wortwiederholungen und schlechter Beschreibungen (warte … es wird nichts beschrieben). Spart euch die Nerven.
6) Salz für die See – Ruta Sepetys (3,5/5)
Das einzige Buch, das ich auf der FBM gekauft habe – nachdem ich ein Interview mit Ruta Sepetys gehört habe, wusste ich, dass ich etwas von der Frau lesen muss. Es ist außerdem mein erstes Königskind, und nachdem ich gesehen habe, wie viel Liebe in die Gestaltung der Bücher geht, macht es mich umso trauriger, dass das Imprint eingestellt wird.
Den restlos begeisterten Meinungen kann ich mich nicht anschließen – es dauerte mehr als die Hälfte des Buches, bis ich mich an die vier Perspektiven gewöhnt hatte und ihre Erzählweisen individueller wurden. Auch das Ende fand ich – nach all dem Aufbau – übereilt. Das ändert jedoch nichts daran, wie wichtig ich es finde, dass Ruta Sepetys den Untergang der Wilhelm Gustloff erzählt, der mehr als 9000 Tote forderte und dennoch kaum thematisiert wird.
7) Harry Potter and the Half-Blood Prince – J.K. Rowling (5/5) Reread
Ich glaube, dieser Band ist (zumindest bei diesem Reread) mein liebster – ich hatte ihn nicht ansatzweise so brillant in Erinnerung und gerade die letzten Kapitel haben mich mehr berührt als erwartet. ?
Ich kann nie ganz begreifen, wie viel diese Reihe mir (und unzähligen anderen) bedeutet. Jetzt bin ich wieder richtig melancholisch. ?

— Isabella (@nochmehrbuecher) 29. Oktober 2017


8) The Secret History – Donna Tartt (4,5/5)
Content Warnung: Tierquälerei, rassistische und homophobische Äußerungen, selbstverletzendes Verhalten
Dieses Buch hatte ich vor fast einem Jahr gebraucht gekauft – seitdem lag es auf meinem SuB. Als ich dann Das verborgene Spiel las, das mit TSH verglichen wird, war meine Neugier erneut geweckt. Wenn ich die beiden vergleichen müsste, würde mir Das verborgene Spiel noch eine Nuance besser gefallen; dennoch haben sich 660 Seiten selten so kurz angefühlt. The Secret History ist unglaublich düster, wirft Fragen auf, die unmöglich zu beantworten sind, und erweckt Sympathien, die man eigentlich gar nicht so empfinden möchte. Das Ende hat mich so geschockt, dass ich zu perplex war, um zu weinen; auch am Tag darauf gehen mir bestimmte Passagen nicht mehr aus dem Kopf und ich rätsele immer noch herum.
Eine Empfehlung meinerseits – wenn auch manche Aspekte mit Vorsicht und kritischem Auge zu genießen sind.

Insgesamt macht das 3518 Seiten, etwa 113 pro Tag. Auch rein von der Qualität betrachtet war der Oktober ein voller Erfolg – da sind definitiv ein paar Bücher mit dabei, die ich ein zweites (und drittes) Mal lesen werde.

November … ihr wisst schon, was jetzt kommt, oder? ? Es ist (natürlich) wieder Zeit für den NaNo. Ich habe heute Nacht schon reingeschrieben und meine Augenringe sind dementsprechend groß, dennoch freue ich mich auf den kommenden Monat – der November ist meiner Meinung nach stark unterbewertet (und das sage ich nicht nur, weil ich in dem Monat Geburtstag habe ?). Falls ihr mich auf der NaNo-Website hinzufügen möchtet, findet ihr meinen Account hier.
Was der Monat lesetechnisch bereithält, kann ich noch gar nicht genau einschätzen. Ich hatte mir im Oktober ein Buchkaufverbot auferlegt, deshalb werde ich vermutlich bei der nächsten Gelegenheit völlig außer Kontrolle einen Buchladen plündern. Ich freue mich auf jeden Fall drauf.

Wie war denn euer Lesemonat Oktober? ?‍?

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7 Kommentare

  1. Huhu Isabella 🙂

    Es freut mich sehr, dass du einen schönen Oktober und eine schöne Buchmesse hattest.

    Von deinen Büchern habe ich (außer Harry Potter natürlich) noch keins gelesen, aber Salt to the Sea liegt bei mir schon seit Erscheinen bei mir rum und auch wenn es dir nicht sooo gut gefallen hat, bin ich doch immer noch ziemlich gespannt darauf.

    Und NaNo technisch bin ich auch sehr gespannt auf den November. Die ersten Wörter habe ich mittlerweile auch schon geschrieben und ich freue mich sehr, mir endlich mal wieder Zeit zum Schreiben zu nehmen.

    Liebe Grüße ♥
    Aileen

  2. Liebe Aileen,

    falls du zu Salt to the Sea kommst, lass mich wissen, was du denkst! 🙂 Die positiven Meinungen überwiegen ja stark, deshalb bin ich zuversichtlich, dass es dich überzeugen wird.

    Hachja, November ist schon so ein Monat <3 Find's so klasse, dass du auch beim NaNo dabei bist und dir die Zeit nimmst!

    Alles Liebe
    Isabella

  3. ICH FAND ES AUCH SO TOLL DICH ENDLICH ZU TREFFEN! (Und war übrigens sehr neidisch auf deine tollen Haare :D)

    Was die gelesenen Bücher angeht traue ich mich eigentlich gar nicht so recht, hier was zu schreiben 😀 Komplett gelesen habe ich im Oktober nämlich genau ein Buch – "The Language of Thorns" von Leigh Bardugo. Und das wars, hms. An "Even The Darkest Stars" hänge ich noch immer und muss es endlich mal beenden; außerdem habe ich noch "Es" daheim liegen, was mich durch seine Länge aber irgendwie kolossal abschreckt. Es läuft also nicht gut 😀
    Aaaaber mal sehen, vielleicht wird der November besser!

    Ich schicke dir auf jeden Fall haufenweise Motivation für den NaNoWriMo – packst du! 🙂

  4. Hi Isabella,
    oh, du hast auch im November Geburtstag? Wann denn? 🙂
    Ich bin grade ein wenig erleichtert, dass es neben mir noch jemanden gibt, den "Salz für die See" nicht so richtig umgehauen hat. Vermutlich bin ich auch mit zu vielen Erwartungen ran gegangen, das Buch wurde ja in den Himmel gelobt. Ich fand es gut und habe es auch schnell gelesen, aber die absolute Begeisterung blieb auch bei mir aus. Sehr schade!
    Ich freue mich, dass du so viel Spaß auf der Messe hattest und hoffe, dass wir uns nächstes Jahr dort sehen! 🙂
    Liebe Grüße,
    Elli

  5. Liebe Elli,

    ich hab am 13. – wann ist denn deiner? 🙂

    Und ich freue mich über deine Meinung! Kann ich mir gut vorstellen, dass die Erwartungen letztlich einfach zu hoch waren. Ich habe einfach die ganze Zeit über versucht, das Besondere zu finden, das, was das Buch von nur gut auf genial gehoben hätte, aber das Gefühl kam einfach nicht. :/ Aber immerhin bin ich damit nicht alleine.

    Das hoffe ich doch auch!! 🙂

    Alles Liebe
    Isabella

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