Da es sich hierbei um den zweiten Band einer Trilogie handelt, kann die Rezension Spoiler enthalten.
Inhalt
Cia erinnert sich nicht an die Auslese. Doch sie besitzt Aufnahmen – Aufnahmen, in welchen sie selbst von grausamen Dingen erzählt, die vorgefallen sind. Aber sie hat überlebt, ist endlich an der Universität. Die Dinge müssen sich jetzt doch ändern, oder? Cia soll hier nicht Recht behalten. Schon bald sterben erste Studenten, und sie stellt fest, dass die Auslese nicht vorbei ist. Dass sie immer noch um ihr Leben kämpfen muss – und das der anderen Studenten, die nach ihr kommen werden.
Meine Meinung
Es ist über zwei Jahre her, seitdem ich zuletzt von Cia gelesen habe. Ich war damals schwer begeistert von dem Auftakt der Trilogie, und habe doch nie weitergelesen. Nach einer Weile stellten sich Zweifel ein. Würde ich überhaupt noch zurück in Cias Welt finden?
Die simple Antwort: Ja.
Auch wenn man sich nicht an alle Details des Vorgängers erinnert, hat man keine Schwierigkeiten, den Ereignissen in Die Auslese: Nichts vergessen und nie vergeben zu folgen. Joelle Charbonneau streut geschickt Erinnerungsfetzen ein, die es mir ermöglichten, mir ein umfangreiches Bild zu machen. Und so stand meinem Lesevergnügen nichts mehr im Wege.
Zumindest nicht viel. Was ich zuallererst anmerken muss: Joelle Charbonneaus Schreibstil ist einfach fantastisch. Nicht wegen der Komplexität der Satzkonstrukte, sondern schlicht und ergreifend die Art und Weise, wie sie erzählt. Irgendetwas an ihrem Stil, das mich immer wieder fasziniert, kreiert eine unglaubliche Spannung. Auch bei Passagen, die nicht so actionreich waren, flogen meine Augen förmlich über die Seiten. Hätte ich etwas mehr Zeit gehabt, hätte ich das Buch locker in einem Tag ausgelesen. Wer also Lust auf ein zügig zu lesendes, unterhaltendes Buch hat, ist hier definitiv richtig!
Obwohl jetzt alles gut sein sollte, ist Cia immer noch zwiegespalten. Kann sie ihren Kommilitonen trauen? Wollen die Professoren wirklich nur ihr Bestes, oder gehört sie zu denen, die die Universität „verlassen“ müssen?
Um ehrlich zu sein, kam ich mit Cia in diesem Band weniger gut klar. Im Gegensatz zum Vorgänger machte sie fast den Eindruck, als sei sie ängstlicher. Gebrandmarkt, auch wenn sie sich an nichts erinnern kann. Vor allem ist sie sehr unentschlossen, flüchtet sich mehr und mehr in ihre Beziehung mit Tomas. Vielleicht handelt es sich dabei um unterbewusste Folgen von der Auslese. Mich hat es jedenfalls etwas gestört, gerade diese ständige Unentschlossenheit und die Wechselhaftigkeit ihres Charakters, als sie sich dann in manchen Situationen wieder als starke Anführerin zeigt. Ich muss allerdings hinzufügen, dass Cia selbst sich ebenfalls so betrachtet – und sich zumindest gegen Ende des Buches bessert.
Was ich von Tomas halten soll, weiß ich auch immer noch nicht. Gerade in diesem Band ist er relativ selten präsent, was daran liegt, dass er [kleiner Spoiler, für die, die es stört!] und Cia andere Studienfächer zugewiesen bekommen haben.
Ich persönlich traue ihm (immer noch) nicht. Das mag sich vielleicht in die eine oder in die andere Richtung entwickeln – vielleicht aber bin ich auch nur vorgelastet von anderen Büchern. 😉 (Wobei ich an Tris und Co. denke.)
Aber die Nebencharaktere… die sind meiner Meinung nach sehr gut gelungen! Obwohl es wirklich eine Menge Menschen in Cias Umfeld gibt, die für die Geschichte relevant sind, werden sie nie zu einer Einheitsmasse. Da ist zum Beispiel Will, den wir noch aus der Auslese kennen. Dann aber gibt es Neulinge wie Enzo, der unglaublich intelligent ist und sich ebenfalls etwas von den anderen abgrenzt, und Damone, der eine starke Abneigung gegen Cia hegt. Sie bringen das Ganze erst so richtig zum Leben. Hier hat Charbonneau sehr gute Arbeit geleistet.
Auch storytechnisch hat dieser Band so einiges in sich. Während anfangs noch alles recht voraussehbar ist, wird die Geschichte zunehmend verdrehter und schwerer zu durchschauen. Die Autorin hat auch hin und wieder mehr Informationen über die Welt, zum Beispiel über die sieben Stadien des Krieges, eingestreut, was mir sehr gut gefallen hat, da ich die Informationslosigkeit am Vorgängerband noch kritisierte.
Und das Ende erst! Brutal, plötzlich und vollkommen unerwartet. Ich hatte kaum Zeit, schockiert zu sein, da war ich bereits an der letzten Seite angelangt und fassungslos, wie Joelle Charbonneau mir das „antun“ konnte.
Was klar ist: Dieses Mal werde ich sicher nicht so lange warten, bis ich zum nächsten Band greife. 😉
Fazit
Die Auslese: Nichts vergessen und nie vergeben ist nicht ganz so stark wie sein Vorgänger, aber dennoch ein solider zweiter Band, der Lust darauf macht, die Reihe weiterhin zu verfolgen. Joelle Charbonneau kreiert mit ihrem Schreibtalent und einem umfassenden Charakternetzwerk eine rasante Geschichte, die vor Wendungen und Spannung nur so strotzt.
Vielen Dank an Blanvalet für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Titel: Die Auslese: Nichts vergessen und nie vergeben
Taschenbuch: 416 Seiten
Verlag: Blanvalet
Reihe: 2/3
Preis: 9,99€
Ein Kommentar
Das Buch steht auch schon länger auf meiner Liste – aber irgendwie komme ich nicht so recht dazu. Jetzt habe ich aber wieder so richtig Lust darauf bekommen 😀
Danke dir dafür!
Liebst
Justine
http://www.justinewynnegacy.de/