Da es sich hierbei um den dritten Band einer Reihe handelt, kann die Rezension Spoiler enthalten.
Inhalt
Cress hat einen Großteil ihres Lebens auf einem Satelliten mitten im Weltall verbracht. Dabei arbeitet sie als unglaublich begabte Hackerin für Levana, stets unter strenger Aufsicht von Herrin Sybil. Was Sybil aber nicht weiß: Cress hat in der Vergangenheit sogar geholfen, das Raumschiff von Cinder, Thorne, Wolf und Scarlet zu verstecken. Umso größer wird Cress‘ Aufregung, als die anderen Kontakt mit ihr aufnehmen und sie befreien wollen. Doch dann geht alles schief…
Meine Meinung
Ich habe erst vor Kurzem gelernt, was Murphy‘s Law bedeutet: Alles, was nur schiefgehen kann, wird schiefgehen.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass Marissa Meyer einen gewissen Grad an Vergnügen dabei empfindet, dieses Gesetz auf ihre Werke anzuwenden. Um es anders auszudrücken: Cinder, Kai, Wolf, Scarlet, Thorne und Cress haben es wirklich nicht einfach. Jeder Vorstoß, den sie wagen, scheint doppelt abgewehrt zu werden. Wieder und wieder finden sie sich vor scheinbar unüberwindbaren Hindernissen.
In Cress wird der Leser nach Afrika geführt, an den Ort, wo Letumosis (ich meine, Letumose wird es im Deutschen genannt?) überhaupt erst ausbrach. Generell zeigt Meyer abermals, wie gut sie ihre Welt beherrscht. Das ist mein voller Ernst: würde man mich fragen, was die Lunar Chronicles so besonders macht, dann würde ich vermutlich mit „der Welt“ antworten. Es ist nicht so, dass alles komplett anders ist – aber es ist einfach so realistisch gestaltet und so fein ausgearbeitet worden, dass es mich jedes Mal wieder beeindruckt.
Zugegeben: Cress ist nicht mein Lieblingsband der Reihe. Warum? Es liegt an der lieben Cress höchstpersönlich. Ich verstehe, dass die vielen Jahre eingeschlossen im Satelliten nicht gerade soziale Kontakte ermöglichen, aber das trug nicht dazu bei, meine Sympathie zu erwecken. Natürlich hatte ich Mitleid mit dem Mädchen. Natürlich war ich beeindruckt von ihren Fähigkeiten. Aber dann begann sie wieder mit ihren Schwärmereien über Thorne, den sie bisher nur aus der Ferne gestalkt hatte, und ich kam nicht umhin, die Augen zu verdrehen.
Apropos Thorne. Captain Carswell Thorne ist wohl so ziemlich der Charakter, der mich in den ganzen Büchern bisher am meisten überrascht hat. Als er erstmals in Scarlet auftauchte, war ich nicht der größte Fan. In Cress lernen wir ihn allerdings viel besser kennen (und lieben, wenn es nach mir geht). Erstmals kann man hinter die Fassade sehen, die er so sorgfältig mit seinem Sarkasmus aufbaut, und vor allem lernt man so einiges über sein Selbstbild. Ich hätte ihn öfters mal sehr, sehr gerne in den Arm genommen.
Was die anderen Charaktere anbetrifft… ich glaube, ich habe es schon in meiner Rezension zu Scarlet erwähnt, wie unglaublich beeindruckend ich Meyers Fähigkeit finde, die Charaktere zu jonglieren. Keiner kommt zu kurz (außer die, die grad… unpässlich sind – ihr wisst schon, Murphy‘s Law), jeder hat ausreichend Raum für sich, seine Geschichte und die Möglichkeit, sich zu entwickeln. (So viel sei schon mal gesagt: ich lese gerade Winter, und da kommt der ganze Drahtseilakt zu seinem Höhepunkt. Genial!!)
Auch die Spannung kommt in Cress nicht zu kurz. Zugegeben: einen knallharten Einstieg wie bei Scarlet gibt es nicht. Die Handlung ist am Anfang zumindest gemäßigter, ehe sie wieder an Fahrt aufnimmt. Ich konnte das Buch wirklich, wirklich nicht weglegen – obwohl ich eigentlich zu lernen hatte. Begierig las ich Kapitel um Kapitel, musste herausfinden, wie es mit den Charakteren weiterging.
Mein Lieblingspaar ist, ganz ehrlich, immer noch Cinder und Kai. Ich bin vor allem froh, dass letzterer in Cress wieder etwas präsenter ist. Aber auch Thorne (und somit auch Cress) hat einen Platz in meinem Herzen gewonnen.
Alles in allem – was soll ich sagen? Chapeau für Cress. Aber wen überrascht das schon?
Fazit
Cress ist ein grandioser dritter Band. Er hat mir nicht ganz so gut wie seine Vorgänger gefallen, aber das liegt lediglich an Cress selbst – außerdem befinden wir uns bei den Lunar Chronicles auf einem unglaublich hohem Niveau. Von daher… auf zu Winter!
Titel: Cress
Taschenbuch: 552 Seiten
Verlag: Penguin Books
Reihe: 3/4
Preis: ca. 9,20€
2 Kommentare
Tolle Rezi – liest sich richtig gut!
Ich muss sagen, dass mein Lieblingspaar Wolf und Scarlet und Jacin und Winter sind. Mag Cinder und Kai echt am wenigsten zusammen. 😀
Und es stimmt, dass Meyer die Welt gut beherrscht – jedes Detail ist einfach ausgearbeitet und die Art und Weise, wie alle Figuren miteinander zusammenhängen ist einfach der Wahnsinn!
xx Ana
Cress mochte ich auch am wenigsten und hätte sie manchmal echt gerne geschüttelt 😀 In Winter macht sie finde ich aber eine ganz gute Entwicklung durch, auch wenn sie wohl leider nie zur richtigen "Badass" Heldin werden wird. Aaaaaber dafür haben wir ja schließlich Cinder und Scarlet! 😀
Thorne und Kai haben ja sowieso pures Herzschmerzpotential – hachja, manchmal müsste man Charaktere einfach aus ihren Büchern rausziehen können! 😀
Liebe Grüße!