Da es sich hierbei um den dritten Teil einer Trilogie handelt, kann die Rezension Spoiler enthalten.
Inhalt
Kelsea hat drei Jahre Aufschub für Tearling erkämpft und sich in Gefangenschaft der Roten Königin begeben. Der Kampf zwischen den beiden Königinnen ist nicht der einzige, der noch aussteht – auch die Bedrohung im Norden rückt immer näher…
Meine Meinung
Es ist noch keinen Monat her, dass ich
Die Königin der Schatten – Verflucht gelesen habe und positiv überrascht war. Ich bin sogar so weit gegangen, zu sagen, dass es einer der besten zweiten Bände war, die ich jemals gelesen habe. Ich muss nicht hinzufügen, dass meine Freude auf den Abschluss der Trilogie gigantisch war.
Durchaus hinzufügen muss ich allerdings, dass ich nach dem Höhenflug des zweiten Bandes umso tiefer fiel.
Von Anfang an fiel es mir schwer, in die Geschichte reinzukommen; ich hatte das Gefühl, dass die Geschehnisse zwischen Kelsea und der Roten Königin irgendwie an den Haaren herbeigezogen waren. Die Dialoge wirkten flach, und immer wieder wurde die Vergangenheit der Roten Königin thematisiert. Letztlich konnte ich einfach ihre Beweggründe nie hundertprozentig nachvollziehen, die Motive waren mir schlichtweg nicht stark genug.
Wie auch schon in dem vorherigen Band beschränkt sich Johansen nicht nur auf Kelseas Perspektive; neben der Sichtweise von ein paar anderen Nebencharakteren gibt es auch in Die Königin der Schatten – Verbannt einen Strang, der komplett in der Vergangenheit spielt. Dort begegnen wir Katie, einem Mädchen, das der ersten Generation nach der Überfahrt entspringt und erlebt, wie die so mühsam erkämpfte Utopie an ihrer Umsetzung scheitert.
Vielleicht ist es uns nicht möglich, zufrieden zu sein, dachte Kelsea […]. Vielleicht sind wir nicht gut genug für Utopien.
(Die Königin der Schatten – Verbannt, Erika Johansen, Heyne Verlag)
Kurzum – alle Handlungen waren spannender als Kelseas. Oder zumindest bewegten sich alle vorwärts, im Gegensatz zu den Geschehnissen zwischen Kelsea und der Roten Königin, die fast eingefroren schienen, sich immer um dieselben Themen drehten oder diese so abstrakt behandelten, dass das Folgen erschwert wurde.
Die anderen Sichtweisen gefielen mir nur bedingt besser; am liebsten war mir Aisas Perspektive. Das Mädchen hat einfach so viel Biss und so einen starken, eigensinnigen Charakter. Zusammen mit Mace gehört sie wohl zu meinen liebsten Figuren der ganzen Trilogie.
Mit Katies Vergangenheitsstrang hingegen hatte ich mehr zu kämpfen. Gerade zum Anfang hin zieht sich ihre Geschichte ungemein, und ich fragte mich öfters, warum wir diesen Einblick jetzt erhielten; hier hätte meiner Meinung nach einiges gekürzt werden konnten. Als Katies Geschichte endlich Fahrt aufnahm, war sie in Ordnung… bis es sehr schnell sehr unangenehm wurde. Ohne hier zu spoilern: Es gibt zwei Sexszenen, die nicht nur vorne und hinten keinen Sinn machen, sondern einfach abrupt, unschön sind und der Geschichte keinen, überhaupt keinen Mehrwert bringen.
Das war ungefähr im letzten Drittel des Buches. Bis dahin war ich schon ordentlich frustriert, weil die Geschichte sich im Schneckentempo vorwärts zu bewegen schien. Aber nichts konnte mich auf das vorbereiten, was daraufhin noch folgte.
Im Nachhinein ist es, als hätte jemand völlig anderes als Erika Johansen dieses Buch geschrieben. Nichts passte mehr wirklich. Die Charaktere verhielten sich anders als gedacht, es wurden unnötige Vorgeschichten dazu gedichtet und ein paar Stränge gezogen, die storytechnisch gar keinen Sinn machen. Das war schlimm genug – es war quasi, als wären die Charaktere, die ich lieben gelernt habe, gegen irgendwelche halbherzigen Doppelgänger ausgetauscht geworden. Aber nichts, nichts von alldem kam an dieses Ende ran. Erst dachte ich noch: Huch, das sind ziemlich wenige Seiten, um die ganzen Katastrophen noch aufzulösen. Der Grund eröffnete sich mir bald. Es wird nichts aufgelöst. Johansen wählt eine simple und faule Lösung und kümmert sich gar nicht erst um die Lösung all der Probleme. Ich war perplex… vorrangig aber wütend und frustriert.
Ich bleibe dabei: Die Königin der Schatten – Verflucht ist tatsächlich einer der besten zweiten Bände, die ich jemals gelesen habe. Aber im Umkehrschluss ist Die Königin der Schatten – Verbannt vermutlich der schlechteste Abschluss einer Reihe, der mir jemals begegnet ist. Die Handlung tritt größtenteils auf der Stelle, Charaktere wirken wie ausgewechselt, und die Auflösung wurde mit einem Deus ex Machina par excellence umgangen. Das ist nicht zuletzt schade, wenn man daran denkt, was für ein unglaubliches Potential diese Reihe hatte, mit ihrer innovativen Idee und einer einzigartigen Protagonistin und Themen wie Politik und Moral, die selten so explizit angesprochen werden… und wie all das in diesem letzten Teil ungenutzt blieb.
Die Königin der Schatten – Resümee (spoilerfrei)
Nach den ersten zwei Bänden hätte ich die Reihe noch empfohlen – beide waren nicht fehlerfrei, aber in ihrer Innovation und mit starken Charakteren vorrangig überzeugend. Nach diesem dritten Band kann ich jedoch keine Empfehlung mehr aussprechen; spart euch die Zeit und die Nerven. Ich persönlich fühlte mich letztlich an der Nase herumgeführt und bin maßlos enttäuscht.
Fazit
Die Königin der Schatten – Verbannt ist ein enttäuschender Abschluss der Trilogie rund um Kelsea und Tearling. Der Plot ist zäh, die Charaktere nicht wiederzuerkennen und die Auflösung ließ mich frustriert und übermäßig unbefriedigt zurück.
Vielen Dank an Heyne für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Die Königin der Schatten – Verbannt ⚬ übersetzt von Sabine Thiele ⚬ Klappenbroschur: 608 Seiten ⚬ Band 3/3 ⚬ Heyne Verlag ⚬
14,99€*
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2 Kommentare
Huhu liebe Isabella!
Diese Reihe habe ich schon viel zu lange auf meiner Wunschliste. Klappentext und Cover haben mich sofort angesprochen, deshalb möchte ich die Bücher gerne noch lesen. Schade aber, dass dich die Reihe nach diesem finalen Band nicht begeistern konnte. Trotzdem kann ich deine Kritikpunkte verstehen…mir ging es zuletzt so mit der Shatter Me Reihe, obwohl die ganz viele Fans hat und jeder unglaublich begeistert ist davon. Mir gefielen die Entwicklungen ab Band 2 nicht mehr und ich hatte das Gefühl, dass das gesamte Potenzial der Geschichte verschenkt wurde.
Liebste Grüße
Nina von BookBlossom
Liebe Nina,
Du hast recht, Klappentext und Cover überzeugen hier wirklich! Ich hoffe, dass sie dir besser gefallen!
Ich kann verstehen, was du mit der "Shatter Me"-Trilogie meinst. Sie nimmt wirklich eine unerwartete und anfangs durchaus ungewohnte Wendung; interessanterweise hat sie mir beim zweiten Lesen wesentlich besser gefallen und mir hat die neue Richtung letztendlich unglaublich gut gefallen! 🙂 Da sieht man wieder einmal, wie verschieden die Geschmäcker sein können.
Alles Liebe,
Isabella