Constellation – In ferne Welten von Claudia Gray

Da es sich hierbei um einen zweiten Band handelt, kann die Rezension Spoiler enthalten.

constellation vor sterne-hintergrund

Inhalt

Ihre Leben könnten gerade nicht unterschiedlicher sein: Während Abel mit den Vagabunden Harriet und Zayan unterwegs ist, versucht Noemi, auf Genesis zu ihrem gewohnten Alltag zurückzukehren. Doch dann wird Noemi von Mansfield in Gewahrsam genommen, und wenn Abel nicht schnell genug bei ihr ist, wird sie mit dem Leben dafür bezahlen …

Meine Meinung

Vor nicht ganz einem Jahr habe ich Constellation – Gegen alle Sterne gelesen und war unglaublich positiv überrascht. Ich wollte mehr von diesen Charakteren, von dieser Welt, von dieser so einzigartigen Art und Weise, wie Claudia Gray Geschichten erzählt. Deshalb freute ich mich umso mehr, als mir vom cbj Verlag ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt wurde.

Fortsetzungen müssen bei mir in der Regel zuerst einen wichtigen Test bestehen: Kann ich dem Geschehen folgen, ohne mich an jedes Detail aus dem ersten Band zu erinnern? Zwar rereade ich gerne Bücher, zeitlich ist es jedoch manchmal nicht drin, was auch der Fall bei Constellation – In ferne Welten war. Doch ich stellte freudig fest, dass ich mühelos wieder in Abels und Noemis Welt eintauchen konnte. Vergangene Ereignisse werden geschickt eingeflochten, sodass wichtigere Wissenslücken im Notfall schnell geschlossen werden.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich wurde mühelos mitgerissen, wieder voll in den Bann von Claudia Grays Worten gezogen. Sie hat die dritte Person Präsens einfach perfektioniert, wenn man mich fragt – Noemi und Abels Sichtweisen erhalten eine persönliche Note und fühlen sich immerzu recht intim an. Außerdem ist der trockene Humor, der zwischen den Zeilen hindurchschimmert, einfach genial.

Leider habe ich den Eindruck, dass das Buch ein bisschen an dem Fortsetzungs-Syndrom leidet. Obwohl es unglaublich angenehm zu lesen war, stockte die Handlung nach der ersten Aufregung des Anfangs. Immer wieder stellte ich mir die Frage, ob sich die Geschichte überhaupt vorwärtsbewegt, ob man nicht besser aus Constellation – Gegen alle Sterne einen Einzelband hätte machen sollen? Das Ende von Constellation – In ferne Welten machte es mir einfach, diese Frage zu verneinen: Plötzlich machten nicht nur die Geschehnisse im Mittelteil Sinn, sondern verknüpften sich zu einem größeren Ganzen, das auch den ersten Band überspannt. Ich freue mich zumindest auf die Fortsetzung (auch wenn ich gerne wissen würde, ob es damit abgeschlossen sein wird oder ob wir (noch) mehr Bücher kriegen). Der Cliffhanger ist schon ein bisschen fies, aber so cool und klug, dass ich gespannt bin, wie es weitergehen wird.

Überhaupt ist die Welt, die Gray erschaffen hat, viel zu facettenreich, um sie auf die Länge eines Einzelbands herunterzubrechen. Bereits in Constellation – Gegen alle Sterne gefiel es mir gut, dass wir nicht nur Noemis Heimatplaneten Genesis (und die Erde) erkundeten, sondern auch andere Planeten entdeckten; doch dass man noch lange nicht alles gesehen hat, macht die Fortsetzung deutlich. (Es wird außerdem stellenweise echt unheimlich – so Gemina-Level-unheimlich, wenn ihr wisst, was ich meine.)

Ich kann auch nicht oft genug betonen, wie divers die Bücher sind. Dass ein Mann mit einem anderen Mann verheiratet ist, wird nebenbei erwähnt, Noemis Captain trägt Kopftuch, überhaupt werden immer wieder verschiedene Religionen, aber auch politische Positionierungen ins Spiel gebracht. Claudia Gray zeigt die Welt(en) in all ihrer Vielfalt.

Dass Constellation – In ferne Welten nicht ganz mit seinem Vorgänger mithalten kann, kann auch davon herrühren, dass die Charaktere keine großen Entwicklungen machen. Wir haben Noemi und Abel schon gut kennengelernt, und gerade letzterer hatte im ersten Band ein starkes internes Dilemma: Was macht ihn zum Menschen, was zum Mech? Dies spielt in der Fortsetzung zumindest bei Noemi und Abel kaum eine Rolle mehr. Ihre Charaktere fühlen sich in der Hinsicht um einiges gefestigter an; stattdessen geht es nun mehr darum, die Beziehung zwischen den beiden zu entwickeln. Constellation – In ferne Welten ist immer noch weit davon entfernt, Schauplatz von großer Romantik zu sein, und gerade deshalb ist es sehr herzerwärmend, davon zu lesen, wenn Gray hin und wieder ein paar Seiten ausschließlich Abel und Noemi widmet.

Im Großen und Ganzen habe ich mich jedoch von dem Buch bestens unterhalten gefühlt und war froh, nicht nur den Protagonisten, sondern auch den zahlreichen bunt gemischten Nebencharakteren wiederzubegegnen. Wie so oft geht es nun an das Warten auf den nächsten Band.

Fazit

Constellation – In ferne Welten ist nicht ganz so stark wie sein Vorgänger, aber immer noch eine ziemlich gute Fortsetzung. Gerade die Handlung entwickelt sich in eine Richtung – und in einer Größenordnung –, die ich nicht erwartet hätte, mir aber unglaublich gut gefällt. Ich bin sehr gespannt, in welche fernen Welten uns Claudia Gray mit dem dritten Band entführen wird!

Vielen Dank an den cbj Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Constellation – In ferne Welten ⚬ übersetzt von Heide Horn und Christa Prummer-Lehmair ⚬ Hardcover: 464 Seiten ⚬ Band 2/? ⚬ cbj ⚬ 18€*


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2 Kommentare

  1. Es ist schon spannend, wie sehr sich Geschmäcker doch unterscheiden können. Ich mochte In ferne Welten sehr viel mehr als Gegen alle Sterne, mir haben Handlung, Schauplatz und Tempo viel mehr zugesagt und ich fand zum Beispiel gar nicht, dass es träge wurde. Gerade die Verknüpfung mit Band 1 und dem ganzen Konflikt um die Welten und Neubesiedelung fand ich super, ich war schon ein bisschen mind-blown, als die Autorin das hat fallen lassen. Die Theorien und Verbindungen die man plötzlich entwickeln konnte, fand ich toll. Obwohl ich mir nach Band 2 fast den Abschluss der Reihe gewünscht hätte, bin ich dennoch gespannt, was man in Band 3 entdecken wird, besonders ein Planet interessiert mich sehr.

    Außerdem sollte ich endlich lernen, deine Rezensionen erst zu lesen, nachdem ich meine getippt habe, was ich da schreibe kommt mir dann immer so unzureichend vor und ich neige dazu, dreimal umzuformulieren. Du triffst den Kern des Buches auf den Kopf, ich bewundere schon ein bisschen, wie gut du alles umschrieben hast, was in diesem Buch relevant ist, ohne es zu sagen. Wenn ich das versuche, komme ich mir immer wie ein Möchtegern-Sherlock vor: vollkommen wirr und sinnfrei.
    Wie lange arbeitest du eigentlich immer an einer Rezension? Schreibst du sie mehrmals um, oder einfach von der Leber weg?
    So, Fangirl-Modus mal wieder aus.

    Liebe Grüße,
    Friederike.

    1. Ja, ist wirklich schräg, dass unsere Meinungen sich da so spalten. 😀 Ich dachte tatsächlich, dass es nur eine Dilogie werden sollte, aber nun gut. Jetzt bin ich auch zu involviert, um aufzuhören. Einen Abschluss nach dem zweiten Band könnte ich mir inhaltlich weniger gut vorstellen, aber beim ersten Band hätte das noch gut funktioniert!

      Ach, das ist viel zu lieb – vielen Dank! Ich finde meine Rezensionen oft mittelschwer katastrophal und befürchte, dass niemand außer mir selbst meinen Argumenten folgen kann, deshalb ist es sehr erleichternd, das zu hören. Ich weiß nicht, wie viel Zeit ich auf eine Rezension verwende, ich denke, das können zwischen ein bis zwei Stunden sein. In der Regel achte ich darauf, dass ich sie mindestens einen Tag ruhen lasse und danach noch mal durchlese, dann fallen mir Unstimmigkeiten oder Redundantes eher auf. Ich versuche im Idealfall, mir vorher bewusst zu machen, was ich wichtig bzw. erwähnenswert finde, und dadurch größere, thematische Schwerpunkte zu schaffen, aber ob mir das immer so gelingt. 😀

      Alles Liebe
      Isabella

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