Inhalt
Kaz Brekker ist ein Krimineller – und er macht seinen Job verdammt gut. Als ihm ein Auftrag angeboten wird, dessen Gewinn neue Höchstmaße erreicht, zögert er nicht lange und stellt seine Crew zusammen. Zusammen mit fünf weiteren Leuten, die verschiedener nicht sein können, begibt er sich auf eine Aufgabe, die genauso ihre letzte sein könnte.
Zitat
“When everyone knows you’re a monster, you needn’t waste time doing every monstrous thing.”
(Leigh Bardugo, Six of Crows)
Meine Meinung
Ich hätte niemals gedacht, dass ich dieses Buch so sehr mögen würde. (Wer sich über eine emotionale, fehlerhafte Buchreview amüsieren will, die ich direkt nach dem Beenden dieses Buches verfasst habe, soll das hier tun.) Wirklich nicht. Das hatte nicht einmal etwas damit zutun, dass ich nach der Grisha-Trilogie zwar wusste, dass Leigh Bardugo schreiben kann, aber mir nicht sicher war, ob Six of Crows mich ebenfalls überzeugen können würde.
Denn ich und dieses Buch hatten nicht gerade einen reibungslosen Start. Auch wenn ich die Grisha-Trilogie gelesen habe, war ich schlichtweg überwältigt. Es war eine Sache, alle Hauptcharaktere (immerhin sind es sechs davon!) auf dem Schirm zu behalten. Aber es kamen gefühlt weitere hundert Orte und Nebencharaktere dazu, und ich blätterte entweder andauernd zurück und/oder war dezent frustriert. Das kann aber auch daran liegen, dass ich einfach ein verdammt schlechtes Namensgedächtnis habe. Ihr wisst gar nicht, wie stolz ich darauf bin, bei Game of Thrones zumindest 80% der Zeit (ich spreche von den Büchern) durchzublicken.
… wie auch immer. Auch als ich endlich die Namen einigermaßen auf die Reihe kriegte, hörte es mit den Schwierigkeiten nicht auf. Ich stolperte nämlich über Rückblenden – Bardugo fügte mehr und mehr Rückblenden über die Vergangenheit der Charaktere ein. Ich bekam quasi das Gefühl, dass die eigentliche, präsente Geschichte gar keinen wirklichen Fortschritt machte. Dass Kaz, Inej, Jesper, Wylan, Nina und Matthias auf ihrer Reise nicht wirklich voran kamen.
Aber ich hatte ja keine Ahnung.
1) Ich glaube (oder zumindest möchte ich es so interpretieren), dass Bardugo nicht nur eine Geschichte erzählt. Sie hat vielmehr ein Netzwerk, ein Meisterwerk an Charakteren geschaffen. Als ich verstand, dass diese Flashbacks zwar nicht unbedingt die eigentliche Handlung voran brachten, sondern allem viel mehr Tiefe verlieren, konnte ich sie erst so richtig genießen – und die Charaktere in der Gegenwart, ihr Verhalten und ihre Entscheidungen viel besser verstehen.
2) Und für jede Stelle, die mal nicht voller Spannung war, macht Bardugo am Ende fünf gut. Ungelogen: einer der besten Showdowns, den ich seit langem gelesen habe. Immer, wenn ich dachte, es voraussehen zu können, setzte die Autorin noch einen drauf. Fantastisch!
Deshalb bin ich ein kleines bisschen in Six of Crows verliebt (und ganz besonders in Kaz). Ich weiß, dass ich ein gutes Buch gelesen habe, wenn ich die Charaktere nicht gehen lassen will. Wenn es mir wehtut, wenn ihnen etwas widerfährt. Wenn ich mit ihnen mitfiebere und manchmal einfach zwei Gesichter aneinander pressen will.
Jeder von Kaz‘ Crew, Kaz miteingeschlossen, ist individuell. Mehr als das: jeder hat seine eigene Vergangenheit, seine Präferenzen, Abneigungen, Vorurteile und Ängste. Leigh Bardugo zeigt nicht nur, dass sie das Thema Diversität gut ins Spiel bringen kann, sondern erweitert auch den Blick auf andere Völker in „ihrer“ Welt wie zum Beispiel die Fjerdans. Es war nicht nur spannend, sondern auch einfach super interessant, mal einen anderen (weniger positiven) Blick auf die Grisha zu kriegen.
Und deshalb stieg meine Wertung, als ich das Buch gelesen habe. Ich kann nicht anders. Ich gebe jedem Buch bis zur letzten Seite eine Chance, mich zu überzeugen, und Six of Crows hat diese definitiv genutzt. Leider, leider handelt es sich dabei um einen Zweiteiler, eine Tatsache, die ich erst noch verkraften muss. Denn ich weiß einfach, dass Bardugo einen genialen zweiten (letzten 🙁 ) Band schreiben wird. Mit noch mehr Plottwists, noch mehr Weltenbau und – hoffentlich auch – mehr Charakteren, die ich nicht loslassen will.
Fazit
Six of Crows ist ein fulminanter Auftakt. Leigh Bardugo ist als Autorin gewachsen und kreiert nicht nur einen, sondern sechs Protagonisten, die mit Tiefe und Charakter begeistern und überzeugen. Definitiv eines der besten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe!
Ein Kommentar
Hey du 🙂
Ich habe "Six of Crows" auch gerade gelesen und kann dir nur zustimmen! Es auch definitiv eins meiner Highlights dieses Jahr.
Liebe Grüße
Aileen