[Rezension] Queen of Shadows – Sarah J. Maas

Hierbei handelt es sich um eine überarbeitete Rezension. Unter der ursprünglich am 22. September 2016 geposteten Version findet ihr jeweils eine aktualisierte Meinung vom 11. Oktober 2018.

Da es sich hierbei um den vierten Teil einer Reihe handelt, kann die Rezension Spoiler enthalten.


Inhalt

Aelin Ashriver Galathynius ist endlich bereit, nach Rifthold zurückzukehren und die Arbeit, die sie dort begonnen hat, zu beenden. Sie wird für ihren Cousin Aedion kämpfen, für ihren Freund Dorian und für ihr Volk – denn es ist an der Zeit, ihre Identität anzunehmen und sich ihrer Vergangenheit zu stellen.

Meine Meinung

22. September 2016

Ach, das Leben als Buchblogger ist schon hart, wenn man irgendwann einen Zwang entwickelt, alle Bücher einer Reihe in derselben Ausgabe besitzen zu wollen. Deshalb habe ich auch ein gefühltes Jahrzehnt darauf gewartet, dass das US-Paperback von Queen of Shadows endlich erscheint. Das Gute daran: Bei dem Folgeband, Empire of Storms, bin ich – worüber ich bereits hier gesprochen habe – über meinen Schatten gesprungen und habe einfach das Hardcover bestellt. Ich bin einfach gegen Spoiler allergisch, und in den letzten drei Wochen habe ich schon zu viele Dinge gelesen, die ich nicht lesen wollte.

Da ich ein großer Fan von Sarah J. Maas und ihren Büchern bin, (was ich nie müde werde zu betonen) war meine Aufregung dementsprechend groß, als Queen of Shadows endlich, endlich bei mir ankam. Anders ausgedrückt: Drei Tage später klappte ich das Buch zu und war mal wieder ein emotionales Wrack.

Aber fangen wir von vorne an: Schon an den ersten paar Seiten von Queen of Shadows merkt man, dass die Serie sich langsam ihrem Ende zuneigt – Fäden werden aufgenommen und verknüpft, Ereignisse, auf die man seit hunderten Seiten hingefiebert hat, finden endlich statt. So treffen wir ziemlich bald auf Arobynn, Celaenas Aelins Mentor, der sie zum Assassine ausgebildet hat. Und weil ich nicht spoilern will, sei so viel gesagt: Arobynn hat sich seit The Assassin‘s Blade kein bisschen gebessert. Man wünscht sich immer noch, dass er sich doch zum Guten wenden würde, aber… tief drinnen weiß man, dass er es nicht tun wird.

Eigentlich wollte ich auch weniger über Arobynn reden (aber ich steigere mich einfach zu sehr rein, wenn sein Name erwähnt wird), sondern vielmehr über die anderen Charaktere. Denn wie auch schon in den vorhergehenden Bänden gibt es viel Wachstum – und auch Stagnation.

Bei letzterem meine ich – wer hätte es gedacht – Chaol. Chaol ist auch jemand, den ich gern mögen würde, aber dann lese ich über die Dinge, die er macht und sagt, und verfluche ihn wieder aufs Neue. Trotzdem könnte ich ihn niemals hassen. Denn was ich an ihm schätze, ist seine unglaubliche Loyalität Dorian gegenüber. Bei vielen ist das umstritten, aber ich für meinen Teil bewundere ihn deswegen – habe es schon immer, vom ersten Band an. Allerdings verabscheue ich die Konsequenzen dieser Loyalität: Chaols Blindheit gegenüber allem anderen, und vor allem seine Vorurteile. Gerade die Art und Weise, wie er in Queen of Shadows mit Aelin umspringt, erweckte in mir schlichtweg den Wunsch, ihn zu erwürgen. Ständig stellt er ihren Charakter infrage, unterstellt ihr, ihre Magie – wenn sie eines Tages zurückkommt – zu missbrauchen und grundsätzlich ist er fast angewidert von der Frau, die Aelin geworden ist. Chaol ist einfach, wie man in Heir of Fire schon merkt, stehen geblieben. Während all die anderen Charaktere gewachsen sind, ist Chaol immer noch an demselben Platz, und besitzt nichts mehr als seinem Pflichtgefühl. Ich hoffe, nein, glaube, dass sich das noch ändern wird, und bin gespannt, wie er sich entwickelt.

Aelin ist dazu der krasse Gegensatz. In Queen of Shadows wird sie nicht mehr Celaena genannt, hat jetzt offiziell ihre „richtige“ Identität angenommen. Ich weiß gar nicht mehr, was ich zu ihr noch sagen soll. Dass ich komplett beeindruckt von ihr bin? Vollkommen begeistert von der Art und Weise, wie Maas solch einen vielschichtigen und gleichzeitig abgründigen Charakter geschaffen hat? Das trifft es vermutlich. (Ansatzweise.)

Ein paar Worte wollte ich auch noch zu Manon verlieren. In Heir of Fire stand ich ihr noch unglaublich skeptisch gegenüber, konnte die Begeisterung anderer Leser gar nicht verstehen – in Queen of Shadows hat sich das vollkommen gewendet. Ich lernte, sie besser zu verstehen, vor allem auch den größeren Zusammenhang mit den anderen Charakteren, insbesondere Aelin – ich habe einfach ihre Rolle viel besser verstanden. Ich reihe mich nun also stolz bei den Manon-Fans ein, und bin gespannt, was die Geschichte für sie noch so bereithält.

Wenn es nach mir ginge, würde ich jetzt noch ähnliche Romane über Rowan und Dorian verfassen, aber das will ich euch nicht auch noch antun. So viel sei gesagt – bei ein paar Szenen mit Rowan hat Sarah J. Maas bewiesen, wie unglaublich gut sie schreiben kann (besonders, wenn es, nun, heiß wird). Und Dorian… Dorian ist wirklich einer meiner liebsten Charaktere. Ich kann hier wirklich nicht viel zu ihm sagen, ohne zu spoilern, aber ich würde ihm am liebsten eine lange, lange Umarmung geben.

Gleichzeitig führt Maas noch einen Haufen anderer Charaktere ein, zum Beispiel Lysandra, die wir schon aus The Assassin‘s Blade kennen, oder Nesryn, die… Vergangenheit mit Chaol hat. Oder Elide! Und zu guter Letzt kann ich natürlich nicht Aedion unterschlagen – Aelins Cousin. Was Aelin alles riskiert, um ihn zu befreien, sagt eigentlich schon alles. Der Bund zwischen den beiden ist unglaublich ergreifend.

Was an der ganzen Throne of Glass-Serie so beeindruckend ist, ist die Balance, die Sarah J. Maas einbringt. Obwohl es von Buch zu Buch mehr düstere Szenen gibt, gibt es immer noch diese hellen, lichtbringenden Momente, in denen ich vor dem Buch sitze und herzlich lachen muss. (Damit sie mir dann im nächsten Kapitel wieder das Herz brechen kann.) Obwohl das Buch über 600 Seiten hat, ist es ein richtiger Pageturner. Wieder und wieder gelang es der Autorin, mich in die Irre zu führen, mich nach Luft schnappen zu lassen. Das Buch strotzt nur vor unerwarteten Wendungen und schockierenden Enthüllungen. (Aber ganz im Ernst: Wer hat etwas anderes erwartet?)
Müsste ich Queen of Shadows mit einem Wort beschreiben, dann wäre das wohl episch. Die Welt, die Charaktere, die Geschichte, diese ganze Komplexität und die puren Emotionen auf jeder Seite – keine Ahnung, wie Sarah J. Maas das alles hinbekommt. Aber ich ziehe meinen Hut vor ihr, wieder und wieder, Seite für Seite, und bin ehrfürchtig und gespannt auf all das, was noch kommen wird.

11. Oktober 2018 (enthält Spoiler)

Es fiel mir so, so schwer, wieder zurück zu Queen of Shadows zu finden. Auch nachdem ich das Buch zum zweiten Mal gelesen habe, kann ich nicht vollkommen verstehen, warum ich es damals so genial fand.

Queen of Shadows beinhaltet ein paar Schlüsselszenen und schöne Entwicklungen, ja: Dieser unnötige girl-on-girl hate zwischen Aelin und Lysandra wird endlich beiseite gelegt. Arobynn kriegt, was er verdient hat, eine Entwicklung, die sich über mehrere Kapitel hinwegzieht und gerade in ihrer fast schon Spannungslosigkeit so grandios ist. Andere Lieblingsszenen: Aelins und Manons erstes Aufeinandertreffen. Rowans Rückkehr. Und vor allem der Fall des gläsernen Schlosses. Es sind gerade diese Szenen, an die ich mich erinnerte – der Rest des Buches ist und bleibt ein wenig schwammig in meinem Kopf, gerade der Anfang hat sich beim zweiten Lesen für mich immens gezogen.

Ich habe darüber hinaus festgestellt, dass ich mir unter #Rowaelin lieber eine innige Freundschaft als eine Liebesbeziehung vorstellen würde, dass ich Chaol in seinen Interaktionen mit Dorian (gerade am Ende des Buches) doch sehr gut leiden kann. Dennoch ist Chaols Stimmungswechsel von „Wehe, Aelin krümmt Dorian auch nur ein Haar!“ zu „Ich muss Dorian doch töten“ zu abrupt, zu unbegründet, wirkt wie ein billiges Plotdevice. Auch Aedions und Rowans übertrieben beschützerisches Getue ist nervig, generell dieses ganze Fae-Gehabe und Geschnüffel. Ich will ja nichts sagen, aber Aelin hat drei Bücher lang sich bestens um ihr eigenes Köpfchen kümmern können, ohne, dass irgendein Fae-Krieger 24/7 ihren Körper auf und ab scannen muss, um zu schauen, dass sie auch ja keinen Kratzer hat. Ebenfalls sehr bizarr, umso länger ich darüber nachdenke, finde ich die Tatsache, dass jeder Charakter auf seine eigene Art und Weise ein Übermensch ist – Fae, Hexen, Gestaltwandler, you name it. Selbst Elide, die so herrlich menschlich scheint (und die ich zu 150% mit Manon shippe), hat mysteriöses, übermenschliches Blut. Dadurch entstehen eine übertriebene Dramatik und ebendiese Verhaltensweisen, die mich so sehr irritieren.

Abgesehen davon hat mich vorrangig der Schreibstil genervt – Sarah J. Maas’ Faible für kurze, abgehackte Sätze, übermäßig dramatische oder wenig Sinn machende Formulierungen hat mich andauernd über den Text stolpern lassen. Man könnte bestimmt ein gutes Trinkspiel daraus machen, wenn man bei jeder Erwähnung von „Substantiv incarnate“ oder einer Abwandlung von „X knew he/she was going to die“ einen Schluck nimmt. Einer meiner absurdesten Favoriten: „This place smelled like death, like hell, like the dark spaces between the stars.“ *cut to a Fae warrior sniffing the dark spaces between the stars*


Fazit

22. September 2016

Queen of Shadows beweist wieder einmal, warum ich ein großer Fan von Sarah J. Maas bin: Das Buch übertrifft seine Vorgänger in Komplexität, Charakteren und Emotionen. Auch Tage nach Beenden des Buches bin ich noch vollkommen begeistert und kann es kaum erwarten, zu Aelins Geschichte zurückzukehren.

11. Oktober 2018

Es ist vorrangig Nostalgie, die ich mit Queen of Shadows verbinde. Meine Lieblingsszenen von damals haben mir beim zweiten Lesen auch noch sehr gut gefallen, ebenso wie kleine, zwischenmenschliche Details, die dann doch irgendwie gelungen sind; Maas kann gute Freundschaften schreiben, würde sie diese nicht unweigerlich in einer übersexualisierten Beziehung enden lassen. Die Geschlechterverhältnisse, die ganze Übermenschlichkeit der Charaktere, der Schreibstil und zähe Strecken haben Queen of Shadows fast schon zu einer Tortur gemacht.

Queen of Shadows ⚬ Taschenbuch: 672 Seiten ⚬ Band 4/7 ⚬ Bloomsbury ⚬ ca. 11,50€*

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Ein Kommentar

  1. Ich glaube ich schaue einfach mal, ob ich den zweiten Band irgendwo günstig gebraucht herkriege 😀
    Am liebsten hätte ich ja jetzt schon direkt das dritte Buch von "A Court of Thorns and Roses" – aber da sehe ich eher schwarz! 😀

    Wann geht bei dir eigentlich das Semester los? 🙂

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