Inhalt
Chelsea Knot liebt es, über andere Leute zu reden. Egal, was es für Gerüchte gibt – sie ist eine der Ersten, die davon weiß und sie weitererzählt. Eines Abends auf einer Party entdeckt sie durch Zufall, dass einer ihrer Mitschüler schwul ist. Und wie es ihre Art ist, erzählt sie gleich allen Freunden davon.
Was sie mehr als Gag sah, wird zu einem Desaster. Einer der Schwulen wird noch in derselben Nacht von ihren Freunden zusammengeschlagen und landet im Krankenhaus.
Chelsea ist schockiert und trifft eine folgenschwere Entscheidung: sie zeigt ihre Freunde an. Außerdem legt sie ein Gelübde ab: von nun an wird kein falsches, undurchdachtes Wort mehr ihren Mund verlassen…
Meine Meinung
Speechless hat sich einfach schon so unglaublich gut angehört, dass ich das Muss-Lesen-Syndrom bekam. Eine Geschichte über ein Mädchen, das aufhört zu reden. Nein, noch viel mehr: eine Geschichte über ein Mädchen, das es liebt, über andere herzuziehen, mit den Konsequenzen konfrontiert wird und dann aufhört zu reden.
Wenn das nicht mal eine geniale Buchidee ist.
Das Buch beginnt schon fast augenblicklich mit der Party. Wir lernen Chelsea und ihre beste Freundin Kristen kennen, bemerken die Oberflächlichkeit, wie sie nur darauf aus sind, über andere zu tratschen. Chelsea ist keine liebe Protagonistin. Chelsea ist die Personifkation der Tratschtante, die ein bisschen in jedem von uns steckt, und zumindest mir war sie nicht sympathisch. Darüber zu diskutieren, wie man eine Affäre am schandhaftesten aufdecken kann, ist uncool. Aber das ist genau das, über was sich Chelsea Gedanken macht.
Dann aber ändert sich das Ganze. Ein Junge, Noah, wird von zwei Freunden Chelseas verprügelt und endet im Koma. Chelsea, die noch nie ein Geheimnis behalten konnte, entscheidet sich, ihren Eltern davon zu erzählen und die Täter anzuzeigen. Gleichzeitig legt sie ein Schweigegelübde ab.
Was darauf folgt, ist eine Vielzahl von Reaktionen. Ein Großteil der Schule verschmäht Chelsea, schickaniert sie mit schmutzigen und noch schmutzigeren Mitteln, hält sie für die Schuldige, weil sie die Täter bei der Polizei anschwärzte. Die Lehrer sind ebenfalls wenig begeistert von dem Gelübde, eine Lehrerin lässt sie sogar tagtäglich nachsitzen. Chelsea erträgt alles. Sie hat zu viel gesagt, an diesem Abend, der Gedanke lässt sie nicht los.
In dieser Zeit lernt sie Asha kennen, ein Mädchen, das sie nicht schon vornerein als Böse abstempelt, sondern Zeit mit ihr verbringt. Außerdem ist da Sam, der beste Freund von Noah, mit dem Chelsea am Anfang nicht ganz so gut klarkommt. Zu groß ist die Angst, er würde ihr Schuld an dem geben, was Noah zugestoßen ist. Zusammen mit den beiden und noch ein paar anderen lieben Leuten lernt Chelsea, dass man nicht unbedingt sprechen muss, um Gutes zu tun. Sie nimmt einen neuen Job an und hilft dort aus. Zum ersten Mal realisiert sie, dass es Interessanteres gibt als Klatschblogs und sich das Maul über das Leben anderer Leute zu zerreißen. Sie verbessert sich in der Schule, ist fokussiert, reflektiert mehr als sie ihr ganzes Leben lang je getan hat.
Natürlich wird Chelsea nicht zur Heiligen. Das ist auch der Punkt, der mir besonders gut an dem Buch gefallen hat. Chelsea legt nicht ihr komplettes Denken von einem Tag auf den anderen ab. Immer wieder schleichen sich alte Gedanken ein, alte Gewohnheiten. Aber Stück für Stück lernt Chelsea, dass das Leben so viel mehr bietet.
Ich habe Speechless sehr genossen, einfach, weil es ein schönes, simples Jugendbuch ist. Hannah Harrington trumpft mit einem schlichten Schreibstil und einer interessanten Geschichte, der man gern verfolgt. Das Buch ist nicht so tief wie andere Jugendbücher, aber es berührt doch an einigen Stellen. Vor allem lässt es einen innehalten und sein eigenes Verhalten hinterfragen. Es färbt beinahe ab – schließlich urteilen wir selbst oft vorschnell, machen den Mund auf, anstatt ein zweites Mal über unsere Worte nachzudenken.
Ein schönes Buch mit einer zauberhaften, minimalistischen Aufmachung, das die Welt ein kleines bisschen besser macht.
Fazit
Speechless ist ein zauberhaftes Jugendbuch rund um Chelsea und ihr Schweigegelübde. Chelsea ist eine sehr außergewöhnliche Protagonistin, nicht unbedingt eine, die man sofort in ihr Herz schließt, aber gerade das macht die Geschichte sehr spannend und lesenswert. Von mir eine absolute Empfehlung!
Vielen Dank an den Mira Taschenbuch Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Titel: Speechless – [Sprachlos]
Broschüre: 304 Seiten
Verlag: Mira Taschenbuch
Reihe: –
Preis: 12,99€
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