[Rezension] Giants: Sie sind erwacht – Sylvain Neuvel

Inhalt

Die kleine Rose stößt auf eine gigantische Metallhand beim Spielen. Siebzehn Jahre später, mittlerweile als außerordentliche Physikerin, arbeitet sie daran, das Mysterium aufzudecken. Doch die Körperteile sind auf der ganzen Welt verteilt, und schon bald wird das ganze Unternehmen größer und verworrener, als alle Beteiligten jemals erwartet hätten…

Meine Meinung

Giants: Sie sind erwacht ist eines dieser Bücher, von denen ich etwas ganz anderes erwartet habe, die meine Erwartungen erst sprengen und dann übertreffen.
Denn gleich beim Lesen der ersten Seiten fällt auf: Das ist kein gewöhnliches Buch. Tatsächlich erzählt Sylvain Neuvel seine Geschichte in Form von Interviews und Tagebucheinträgen… und wie gut er das macht!
Ehe ich mich versah, wurde ich völlig in die Geschichte hineingezogen. Stück für Stück erfahren wir mehr – über die Geschehnisse, über die Charaktere. Und vermutlich macht es gerade die besondere Erzählform so gut: Erstmalig hat man als Leser nicht das Gefühl, über alles Bescheid zu wissen, und erst recht nicht, mehr als die Charaktere zu wissen – man ist vielmehr direkt in der Geschichte drinnen, die Informationen werden Stück für Stück enthüllt. Alles ist so geschickt konstruiert und spannend niedergeschrieben, dass man nie das Gefühl hat, den Faden zu verlieren – im Gegenteil sogar.
Als Germanistikstudentin habe ich mich ganz besonders über die linguistischen Einflüsse gefreut – das Buch ist nicht nur Science Fiction, es umfasst Physik, Biologie, Linguistik, Geschichte, Mathematik, Politik… und alles auf eine Art und Weise präsentiert, die auch der Leser, der mit diesen Fachgebieten üblicherweise nichts zu tun hat, mühelos nachvollziehen kann. Neuvel hält die Balance zwischen all diesen wissenschaftlichen Informationen und Teilen, in denen es einfach nur um die Charaktere geht, gekonnt.
Und so entwickelt sich die Geschichte. Das anfangs so klar definierte Ziel – alle Teile des Roboters zu finden und sie zusammenzubauen – wird verschwommener, die Charaktere befinden sich auf Irrwegen und vor gewaltigen Hürden und dann ist da immer noch die Frage der Moral, wie weit kann man gehen, wie viel kann man riskieren? Es ist alles einfach auf so eine faszinierende Weise ineinander geflochten, dass man gar nicht anders kann, als weiterzulesen – an der Stelle also auch ein Lob an den Übersetzer, der hier wirklich großartige Arbeit geleistet hat.
Inmitten all dessen stehen natürlich die Charaktere – Rose, die das Ganze erst „ins Rollen“ gebracht hat, aber zum Beispiel auch Kara oder Vincent. Die Interview-Form tut ihren Charakteren keinen Abbruch; ziemlich schnell erkennt man sie an der Art und Weise, wie sie sprechen, wie sie den Fragen des Interviewers (dessen Identität übrigens verhüllt bleibt) begegnen.
Ihr merkt es schon – ich habe das Buch von der ersten bis zur letzten Seite geliebt. Giants ist originell, in der Idee und in der Schreibweise, und vor allem darin, wie es den Leser wieder und wieder in die Irre führt und schockt. Ich kann den zweiten Band (der im Juni erscheinen wird) kaum abwarten!

Fazit

Giants ist ein genialer Auftakt zu einer Science-Fiction-Reihe, deren Komplexität einfach nur beeindruckt und gleichzeitig dem Lesefluss kein bisschen im Wege steht. Geniale Idee, genialer Plot, geniale Charaktere – ich bin völlig begeistert!
Vielen Dank an den Heyne Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Giants ○ Broschur: 416 Seiten ○ Heyne Verlag ○ Band 1 ○ 14,99€ ○ Kaufen?

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4 Kommentare

  1. Oh ja, das regt mich auch alles in viel zu vielen Jugendbüchern auf! 😀
    Ich verstehe einfach echt nicht, warum der "beste Freund" immer sofort fallengelassen wird, zwingend in die Protagonistin verliebt sein muss oder eben am Ende alleine dasteht! Warum warum warum? Meistens finde ich den nämlich viel besser als den "geheimnisvollen Fremden", der die Hauptfigur scheiße behandelt und sich dann eh aus völlig oberflächlichen und nicht nachvollziehbaren Gründen in sie verliebt.
    Hach ja. Bei dem Thema werde ich dezent aggressiv! 😀

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