Sieben Nächte — Simon Strauß
Worum geht‘s?
Um einen jungen Mann an der Schwelle zum Erwachsenwerden, der ein Angebot erhält: Sieben Nächte lang soll er den sieben Todsünden begegnen.
Meine Meinung
Mit Sieben Nächte habe ich mich mal wieder außerhalb meiner gewohnten Genres bewegt, weil mich die Idee der Kapitalsünden und die zahlreichen Umsetzungsmöglichkeiten einfach ungemein faszinieren. Das Buch ist mit 144 Seiten extrem kurz, weswegen ich es in einem Rutsch verschlang.
Viele große Worte führe ich im Mund, spreche von Revolution, Freiheit, Leidenschaft und Streit. Aber immer halte ich Distanz und fasse die Begriffe nur mit spitzen Fingern an, so, dass ich sie fallen lassen kann, wenn sie zu heiß werden.
(Sieben Nächte, Simon Strauß, Aufbau Verlag)
In seinem Debüt beweist Strauß eine unglaubliche Sprachgewalt. Ich habe viele Passagen markiert, mir die Wörter wieder und wieder auf der Zunge zergehen lassen. An manchen Stellen war mir der Stil jedoch etwas zu dicht, gerade Antithesen häufen sich in dem Debüt des Autors und erzwangen mir manchmal ein Augenrollen. Auch hätte ich mir gewünscht, etwas mehr inhaltliche Substanz zu erhalten — ich kann gut verstehen, dass die Umrahmung der Realität schwammig sein soll, aber der Text ist so geschrieben, dass es manchmal schwer ist, zu begreifen, was der Erzähler überhaupt tut (oder sagen will).
Grundsätzlich ist Sieben Nächte jedoch ein spannendes Gedankenexperiment, ein literarisches Wagnis, das nachhaltig im Gedächtnis bleibt. Vom ZDF gibt es übrigens einen spannenden Beitrag über Sieben Nächte (etwa ab 22:45).
How Hard Can Love Be? — Holly Bourne
Worum geht‘s?
Um Amber, die für sechs Wochen nach Amerika fliegt, um in dem Sommercamp ihrer Mutter, die sie seit zwei Jahren nicht mehr gesehen hat, auszuhelfen. Doch die Wiedervereinigung verläuft nicht wie erhofft, und die Situation verkompliziert sich, als Amber Kyle kennenlernt.
Meine Meinung
Oh, ich bin mittlerweile ein Holly Bourne-Fan aus ganzem Herzen. Ich habe mit meinen Lobtiraden bei Am I Normal Yet? begonnen, und How Hard Can Love Be? hat mein Herz auf eine ganz andere Art und Weise erobert. (Aber genauso stürmisch.) Zuallererst: Obwohl die Bücher chronologisch aufeinanderfolgen, muss man sie nicht zusammen lesen — sie funktionieren alle ganz wunderbar als Einzelband.
In diesem Buch sind Feminismus und Freundschaft wieder ganz groß geschrieben. Obwohl Amber von ihren besten Freundinnen getrennt ist, skypen die drei regelmäßig und versuchen, ihre Existenzkrisen trotz der gewaltigen Distanz zwischen Amerika und England zu lösen. Gleichzeitig verliebt sich Amber zum ersten Mal — in Kyle. Die Beziehung ist unglaublich gut porträtiert, vor allem hatte ich das Gefühl, dass wir auch Kyle richtig gut kennenlernen. Holly Bourne hat ihm einige Makel verpasst, die ich an noch keinem anderen Loveinterest beobachtet habe, weswegen ich die ganze Geschichte umso cooler fand.
„I‘m not a cynic,“ I protested. „I‘m a terminal pessimist with an edge of angry realism.“
(Holly Bourne, How Hard Can Love Be?)
Doch auch wenn die Romanze einen gewissen Raum einnimmt, ist sie nicht überwältigend. Stattdessen kommt das große Thema Familie hinzu, insbesondere, was passiert, wenn ein Angehöriger krank ist (Ambers Mutter ist Alkoholikerin) — und dass es trotzdem okay ist, wenn man auch auf sich selbst achtet und sich nicht vollkommen für die kranke Person aufgibt. Das ist eine Perspektive, die ich persönlich noch nie in Young Adult gesehen habe, und ich habe mich umso mehr darüber gefreut.
Kurzum — ich habe How Hard Can Love Be? binnen weniger Tage verschlungen und geliebt (und wie viel ich gelacht habe!). Holly Bourne hat wieder etwas ganz Großartiges geleistet, und ich freue mich auf den dritten Band der Trilogie.
How Hard Can Love Be? ○ 480 Seiten ○ kann als Einzelband gelesen werden ○
Red Rising — Pierce Brown
Worum geht‘s?
Um Darrow, ein Roter, der sich in den Mienen auf dem Mars fast zu Tode schuftet. Doch dann erfährt er, dass sein ganzes Leben eine Lüge war: Der Mars ist bereits erschlossen, und die Goldenen schwelgen im Luxus. Darrow schleust sich in ihre Reihen ein, fest entschlossen, sie von innen heraus zu zerstören.
Meine Meinung
Ich habe seit Jahren von Red Rising gehört. „Schuld“ daran, dass ich es endlich zur Hand genommen habe, ist ganz klar Julia, die die ganze Trilogie über alles vergöttert. Mich konnte der Hype leider nicht packen, obwohl ich mit keinen sonderlich hohen Erwartungen an das Buch herangegangen bin.
Mein größtes Problem lag vermutlich bei Darrow, oder vielmehr der nüchternen Art und Weise, wie er erzählt. Er war mir, gelinde gesagt, total egal, seine Selbstüberheblichkeit nervte mich die ganze Zeit, nicht zuletzt, weil er auf mich mehr wie ein Anti-Held wirkte. Dennoch hatte die Geschichte irgendetwas an sich, das mich wieder und wieder anzog, auch wenn ich eine gefühlte Ewigkeit an dem Buch las. Die Idee ist spannend, wenn auch der Weltenbau stellenweise etwas konfus erklärt wird und meiner Meinung nach noch einige Dinge offen sind.
Dafür konnte ich die Nebencharaktere um einiges besser leiden, insbesondere Sevro, auch wenn Darrows Sicht sie etwas kaputt machte (da er mit gewaltigen Stereotypen an alle Goldenen herangeht). Vor allem nahm die Geschichte zum Ende hin endlich an Geschwindigkeit zu, weswegen ich es nicht ausschließe, zu Band 2 zu greifen. Meine Neugier ist definitiv geweckt (und ich will immer noch den Hype nachvollziehen)!
Red Rising ○ 576 Seiten ○ Band 1/3 ○ Heyne Verlag ○ 12,99€* (Broschüre)
* Affiliate-Link im Rahmen des amazon Partnerprogramms. Wenn ihr über den Link etwas kauft, erhalte ich eine kleine Provision, für euch entstehen keine Mehrkosten.
4 Kommentare
Hallo Isabella 🙂
An Holly Bourne wage ich mich nach This Is Not A Lovestory irgendwie nicht ran, da ich das Buch irgendwie so meh fand und mich die Klappentexte zu der Spinster Reihe nur so mäßig ansprechen – allerdings habe ich schon wirklich viel Gutes darüber gehört und die eBook Preise auf Amazon sind ja schon sehr verlockend…
Red Rising habe ich auch vor kurzem gelesen, ebenfalls deswegen, weil jemand anderes total darüber geschwärmt hat und mich konnte das Buch ebenfalls nicht vollkommen mitreißen. Erst ab dem letzten Drittel fand ich es ziemlich gut und habe daraufhin den nächsten Band angefangen, nur, um ihn nach zwanzig Prozent wieder zur Seite zu legen. Irgendwann werde ich die Reihe sicher noch beenden, aber irgendwie können mich der Schreibstil/ die Geschichte/ die Charaktere nie vollkommen begeistern… eigentlich will ich nur wissen, wie es mit Sevro weitergeht, was wahrscheinlich letztendlich der einzige Grund sein wird, dass ich doch weiterlesen werde 😀
Liebe Grüße,
Katharina
Liebe Katharina,
Kann ich verstehen, ich habe auch Autoren, bei denen ich kein zweites Buch lesen wollen würde. 😀 Aber du hast recht, bei den eBook-Preisen ist es zumindest nicht so schlimm, sollte es dir nicht zusagen. Falls du es doch probierst, sag Bescheid, ob es dir gefallen hat! 🙂
Und ich bin total beruhigt, dass es dir mit Red Rising ebenfalls ging! Ich habe bisher wirklich NUR positive Meinungen gehört und habe mich mal wieder gefragt, was mit mir nicht stimmt. 😀 Hört sich aber nicht so gut an, dass dich der zweite Band bisher auch nicht packen konnte :/ Und Sevro ist ganz klar auch mein Grund zum Weiterlesen 😀
Alles Liebe,
Isabella
Hey Isabella!
Ich kann dene Kritikpunkte zu Red Rising schon verstehen, Darrow mag man oder eben nicht. Um deine Neugierde noch etwas mehr zu wecken: Sevro wird in den Folgebänden viel häufiger vorkommen als in Band 1. Aber wie gesagt: Er gehört mir 😀
Ich fangirle es übrigens immer noch und fühle mich geehrt dass ich Schuld daran bin, dass du das Buch gelesen hast 😀
Liebste Grüsse
Julia
Liebe Julia,
Ahhh, jetzt machst du mich nur noch neugieriger! 😀 Dem zweiten Band werde ich auf jeden Fall noch eine Chance geben. 🙂
Und du kannst verdammt stolz darauf sein, dass du so viele Leute damit angesteckt hast! Eigentlich solltest du vom Verlag Provision kriegen 😀 Es gibt doch nichts Schöneres als eine Buchreihe, für die man richtig brennt <3
Hab noch einen schönen Abend!
Isabella