[Rezension] Illuminae – Amie Kaufman, Jay Kristoff

Inhalt

2575. Als ihr Planet angegriffen wird, wirkt die Trennung von Ezra und Kady harmlos dagegen. Was danach folgt, ist eine Flucht – und ein Krieg inmitten des Weltalls. Nicht zu vergessen, dass die beiden Liebenden auf zwei verschiedenen Schiffen untergebracht sind… und auf einem dieser Schiffe eine Seuche ausbricht. Schon bald kämpfen sie nur noch ums nackte Überleben.

Meine Meinung

Ich bin bestimmt ein halbes Jahr lang um Illuminae herumgeschlichen. Keine Ahnung, warum. Vermutlich eine Mischung aus Geiz und Unsicherheit, ob mir das Thema beziehungsweise das Genre zusagen würde. Als ich das Buch für unglaubliche zehn Euro (ich frage mich immer noch, wo der Haken ist) entdeckte, betrachtete ich das als einen Wink des Schicksals. Und mittlerweile bin ich der Überzeugung, dass ich einfach ein Problem mit Science-Fiction habe. Ich rede mir immer ein, dass ich das Genre nicht mag, aber langsam glaube ich, dass ich das Genre sogar sehr, sehr gerne mag und einfach immer gewaltigen Respekt vor solchen Büchern habe. Weil Verständnis(probleme), ihr wisst schon.
Deshalb war ich nicht gerade sehr begeistert, als ich Illuminae aufschlug und nur Bahnhof verstand. Okay, das ist vielleicht etwas übertrieben. Aber plötzlich begegnete man mir mit unzähligen Dokumenten, Namen, Raumschiffen… lauter Dingen, an die ich mich erinnern sollte und die ich teilweise nicht einordnen konnte. Statt die Erzählart zu genießen, versuchte ich, die einzelnen Fragmente irgendwie einzuordnen, was mir nicht immer gelang.
Sagen wir es so: Ich hatte das Gefühl, sehr langsam voranzukommen (wie ihr hier nachlesen könnt). Und das bei dem Buchformat. Mir fehlte komplett die Orientierung, die der Erzähler normalerweise bietet. Eine Einordnung, wo genau man sich aufhält und wie die Welt aussieht und wie man sich das alles vorstellen muss. Und das war sehr frustrierend – ich war schon so weit, mein Englisch anzuzweifeln. Dabei ist Illuminae sicher nicht mehr oder weniger kompliziert verfasst als andere Bücher aus dem Genre.

Aber ich wollte es unbedingt verstehen. Wollte begreifen, warum Illuminae so gehypt wird.

Und langsam, ganz langsam wurde es besser. Ich konnte die Raumschiffe auseinander halten und mich mehr auf die Geschichte und die Charaktere als nur auf das reine Verständnis konzentrieren.
Kady und Ezra sind nämlich tolle Protagonisten, wenn auch nicht im traditionellen Sinne. Dadurch, dass Illuminae so fragmentiert gestaltet ist, bekommt man sie nicht im eigentümlichen Sinne mit. Es ist mehr, als würde man eine Show, einen Bericht über sie anschauen, und das ist etwas, an das ich mich erst einmal gewöhnen musste. Letztendlich habe ich sie beide ins Herz geschlossen – Ezra sogar ein bisschen mehr als Kady. Bei ihm fand ich besonders spannend, wie er mit Kady und ihrer Beziehung umgegangen ist. Generell kam die Darstellung der beiden sehr realistisch rüber und hat mir unglaublich gut gefallen.

Mein Highlight des Buches war allerdings AIDAN. AIDAN ist (schlagt mich, wenn ich das jetzt falsch erkläre) eine künstliche Intelligenz. Quasi das Gehirn eines der Raumschiffe. Und es beginnt, auf eigene Faust zu handeln – auf Kosten von Menschenleben. Ein Großteil Illuminaes ist aus AIDANs Sicht geschrieben, und das ist mir natürlich einerseits noch nie untergekommen, andererseits fand ich es so unglaublich faszinierend. Ich war gefangen zwischen Begeisterung und Schock, und dann dachte ich wieder darüber nach, ob so tatsächlich eine mögliche Zukunft aussehen könnte. Das war vermutlich auch so ziemlich der Aspekt, der mich letztendlich überzeugt hat. Hier haben Kaufman und Kristoff grandiose Arbeit geleistet!

Ich will die Aufmachung natürlich nicht außen vor lassen. Das Buch ist ein Hingucker. Es ist ein Individuum. Es gibt zahlreiche Bücher mit Chatverläufen, Dokumenten, Notizen – aber keines, das Illuminae auch nur ansatzweise gestaltungstechnisch das Wasser reichen kann. Ich mochte es, aber ich bin nicht so weit zu sagen, dass ich es liebte. Es war eine grandiose und einzigartige Erfahrung, so viel ist klar… aber gleichzeitig ist es mein Kernproblem.
Ich glaube nämlich, dass Illuminaes Charm darin liegt, dass es inhaltliche Schwächen – damit meine ich vor allem den langsamen und stockenden Anfang – hinter der schönen Aufmachung versteckt. Und in diesem Fall hat mich der Rest des Buches nicht so unglaublich umgeworfen, dass ich darüber hinwegsehen könnte.
Das soll nicht heißen, dass ich dieses Buch nicht weiterempfehle – die Story hat mich definitiv gepackt, und gerade das Ende macht doch neugierig darauf, wie dieser spezielle Krieg verlaufen wird. Der Folgeband Gemina wird im Oktober erscheinen, und der wird definitiv bei mir einziehen. 

Fazit

Illuminae und ich hatten gewaltige Anfangsschwierigkeiten, was vor allem an dem sehr plötzlichen Einstieg lag und der Tatsache, dass ich den Schauplatz und die ganzen Namen nicht wirklich einordnen konnte. Danach jedoch stand meinem Lesevergnügen nichts mehr im Wege, und gerade die originelle Idee gefiel mir. Empfehlung!

Titel: Illuminae
Hardcover: 599 Seiten
Verlag: Knopf Books for Young Readers
Reihe: 1/3
Preis: ca. 9,99€
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6 Kommentare

  1. Mir ging es da wie dir 🙂
    Anfangs hatte ich wegen des ungewohnten Schreibstils und der wenigen Erklärungen so meine Probleme, aber irgendwann war ich dann komplett drin!
    Ich fand das Buch eben so toll, weil es mal was komplett anderes war!

    Ganz liebe Grüße! 🙂

  2. Erstmal: Tolle Rezension! Richtig schön ausführlich!
    Dieses Buch sieht sehr interessant aus, und ich habe auch schon des Öfteren einen längeren Blick darauf geworfen. 😉 Ich bin nur einfach ein bisschen ängstlich, dass mein Englischwortschatz dafür nicht ausreicht, weil Science-Fiction ja schon im Deutschen etwas komplizierter ist. Naja, das Buch bleibt auf jeden Fall auf meiner Merkliste, allein schon wegen der schönen Aufmachung. 😉
    Liebe Grüße, Denise 🙂

  3. Oh, dankeschön für den lieben Kommentar! <3
    Ich würde sagen: go for it. Solange du schon ein paar englische Bücher gelesen hast, solltest du auch mit Illuminae keine größeren Probleme haben. Ansonsten hast du immer noch das Buch als Hingucker. 😀 (Das Hardcover kostet nur zehn Euro auf Amazon!) Ich fand Science Fiction am Anfang auch etwas schwerer als normale Fantasy, selbst High Fantasy, aber da gewöhnt man sich wirklich dran. Kann eben dauern. 🙂 Aber gerade englische Bücher sind immer eine tolle Lernerfahrung!
    Alles Liebe und ein schönes Wochenende!

  4. Gerne doch! <3
    Tja, bei 10 Euro für ein Hardcover muss man doch eigentlich zuschlagen, oder? 😉 Ich denke, ich probiere es einfach mal aus, schlimmstenfalls nehme ich es halt als Deko für mein Zimmer her! ?
    Dir auch ein schönes Wochenende!

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