[Rezension] Noir – Jenny-Mai Nuyen

Der 23-jährige Nino Sorokin hat eine besondere Gabe: bei manchen Menschen kann er, wenn er sie anblickt, sehen, wann und wie sterben. Und das nicht nur bei anderen – auch bei sich selbst. Er weiß, dass er mit 24 Jahren sterben wird. Aber er weiß nicht, wieso. 
Sein Geburtstag rückt immer näher. Auf einer Party nimmt er an einem Gläserrücken rein und die darauffolgenden Erlebnisse stellen sein ganzes Leben auf den Kopf. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn kann er seinem Tod entrinnen?
„Wie gesagt gibt es diverse Einflüsse, die unser Schicksal bestimmen, und ich kenne längst nicht alle. Aber ich habe entdeckt, dass das Schicksal nicht änderbar ist, jedenfalls nicht durch Willenskraft. Es ist jedoch zu Beginn formbar – von Mächten, die außerhalb unseres Einflusses stehen.“
(Jean Orin in Noir, Seite 259 Z. 13-18) 

Ich habe mich ziemlich gefreut, als ich bei vorablesen ein Exemplar von Noir gewonnen habe, denn von Jenny-Mai Nuyen habe ich doch schon einiges gehört, letztendlich aber noch nie etwas gelesen. Trotz allem hatte ich keine sonderlich hohen Erwartungen an das Buch, und wollte mich einfach überraschen lassen.
Das, was mich im Buch erwartet hat, war dann doch etwas komplett anderes. Abgesehen davon gab es sowohl einen sehr hohen Drogen-, Zigaretten als auch Sexkonsum in dem Buch. ôo Na gut, kommen wir jetzt mal zu dem Wesentlichen.
Am Anfang gibt es interessanterweise sogar zwei Prologe, der eine spielt im „Jetzt“ und der andere erzählt von einem einschneidenden Ereignis in Ninos Vergangenheit: der Autounfall, bei dem seine Eltern umkamen.
Mittendrin im Buch gibt es noch weitere kurze Kapitel, die im „Jetzt“ stehen, und man ist gespannt auf dem Moment, wo die Vergangenheit zum Jetzt wird.
Die Idee zu dem Buch finde ich im Grunde genommen nicht schlecht: dass Nino Tode sehen kann, ist nicht originell, okay, aber vor allem das mit dem Gläserrücken hat mich ziemlich interessiert. Allerdings kam es mir manchmal so vor, als hätte die Autorin es bei der groben Idee belassen, jedenfalls was es Ninos Gabe anbetrifft, denn zu der wird überhaupt nichts mehr gesagt. Entweder fällt sie Nino gar nicht auf, oder sie wird nicht erwähnt. Sie scheint ihm weder zu gefallen, noch zu stören (ich  meine, ist man da nicht ein bisschen psychisch belastet, den Tod von vielen, vielen Menschen zu kennen?!) und Details darüber werden auch nicht erwähnt. Ups…

Zu dem Gläserrücken gibt es im Laufe des Buches eine sehr interessante Erklärung, die aber sehr philosophisch ausfällt. Mir persönlich hat es gefallen, aber ich kann mir vorstellen, dass es auch ein paar Leute gibt, die sich an der vielen Philosophie, auf der das Buch basiert, die Zähne ausbeißen werden.

Die Handlung im Buch ist zu Anfang ziemlich schleppend, lange passiert kaum etwas, lange fragt man sich, was es denn jetzt mit „Noir“ auf sich hat. Als nach etwa zweihundert Seiten die Handlung langsam ins Rollen kommt, wird es auch spannender und man kann sich richtig mitreißen lassen.
Die Charaktere im Buch allerdings sind für mich die größten Pluspunkte: Nino zum Beispiel war ein sehr interessanter Protagonist, (jetzt mal abgesehen von der Sache, wie er über seine „Gabe“ denkt) und das vor allem deshalb, weil er komplett anders ist, nicht so 0815. Er reißt manchmal ziemlich unbeholfen Witze über sich selbst, versteht nicht, wieso sich viele Mädchen von ihm angezogen fühlen und ist manchmal einfach ein bisschen tollpatschig. Anders kann ich‘s nicht beschreiben. 
Noir bleibt ziemlich im Dunkeln und von ihr wird leider nicht ziemlich viel aufgedeckt, allerdings die Art, wie sie umgeht, erst langsam auftaut und allgemein, wie sie beschrieben wurde, hat mir ziemlich gut gefallen und sie zu jemand Interessanten gemacht, über den man mehr erfahren wurde.
Wie man sich bereits beim Klappentext des Buches denken konnte, bahnt sich eine Liebesgeschichte zwischen Nino und Noir an. Diese nimmt dann aber doch eine ziemliche, nun ja, andere Richtung ein und wird auf eine seltsame Art und Weise ziemlich präsent. Zum Einen wurde mir nicht recht klar, wieso Nino sich in sie verliebt, und zum anderen fand ich die Art und Weise ihrer Beziehung ziemlich – gewöhnungsbedürftig. [ACHTUNG Spoiler: Nur markieren, wenn das Buch bereits gelesen wurde!] Ich fand das ziemlich langweilig gegen Ende des Buches, dass Noir nur durch Sex mit Nino davon abgehalten werden konnte, zu vergehen. Das war so… ziemlich eintönig und als Lösung für das Problem ziemlich schlecht und billig, ehrlich gesagt. [SPOILER ENDE]
Der Schreibstil von Jenny-Mai Nuyen ist meiner Meinung nach ziemlich gewöhnungsbedürftig, besonders, da mehr Wert auf Gespräche als auf Handlungen gelegt wird und man manchmal nicht genau weiß, wer eigentlich gerade spricht… hat man sich dran gewöhnt, ist er ganz okay und auf jeden Fall erträglich.
Besonders schön an dem Buch ist das Cover: fährt man darüber, spürt man die Einbuchtungen der Glassplitter. Gefällt mir sehr gut, definitiv ein Hingucker.
Das Ende war für mich leider unbefriedigend, außerdem sind für mich einfach viel zu viele Sachen offen geblieben.
 
Noir ist sicher kein gewöhnliches Buch, aber deshalb auch nicht jedermanns Geschmack. Meinen konnte es nicht recht treffen, denn die Umsetzung hat in meiner Auffassung einfach einige Makel. Dafür trifft man auf schön gestaltete Charaktere.
Wer gerne etwas Philosophisches liest und sich nicht daran stört, dass viele Drogen und Sex in der Handlung vorkommen, dem kann ich das Buch nur empfehlen. Bei mir konnte es leider nicht überzeugen.
Details

Titel: Noir

Klappenbroschüre: 384 Seiten
Reihe: – 
Verlag: Rowohlt Polaris
Preis: 14,95€
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Danke an vorablesen und den Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar!

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2 Kommentare

  1. Ich denke auch, dass das Buch einfach geschmacksache ist. Die Autorin vermittelt mehr Emotionen als eigentliche Handlung… Die Story war für mich nicht wirklich greifbar.
    Zu deinem Spoiler muss ich sagen, dass ich das eigentlich eine gute Idee fand. Was gibt es emotionaleres? Das dieses Feuerwerk der Gefühle für Noir die Rettung bedeutet konnte ich mir sehr gut vorstellen.

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