10 Jahre Noch mehr Bücher


Es ist auf den Tag zehn Jahre her, dass ich aus einem immensen Mitteilungsbedürfnis heraus einen ersten Beitrag auf diesem Blog postete. Damals hieß er noch nicht Noch mehr Bücher, sah komplett anders aus, wurde ursprünglich sogar mit zwei anderen Personen geteilt – auch ich war eine andere Person. Ich glaube nicht, dass ich mir damals Gedanken darüber gemacht habe, ob es den Blog noch in zehn Jahren geben würde. Und gewiss gab – und gibt – es Phasen, in denen der Blog weniger belebt ist. Aber eins ist mir beim Zurückdenken bewusst geworden: Kein einziges Mal kam mir der Gedanke, den Blog zu beenden. Er gehört zu meinem Leben fast so sehr wie die Bücher.

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Mon Chéri und unsere demolierten Seelen von Verena Roßbacher

Charly Benz ist Anfang 40, single, arbeitet seit über einem Jahrzehnt in der Marketing-Abteilung eines Berliner Start-ups und ernährt sich vorrangig von Zigaretten und verkohlten Croissants. Ihre engste Bezugsperson ist Herr Schabowski, dem sie monatlich Geld zahlt, damit er ihre Post öffnet und sich nebenbei ihre Sorgen anhört. Doch dann lässt sich Charly breitschlagen, zu einer Familienaufstellung zu gehen, und mit einem Mal ist da viel Zeug, das sie eigentlich hinter sich lassen wollte, und neuer Trubel in Form von drei Männern …

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Die Erfindung der Hausfrau: Geschichte einer Entwertung von Evke Rulffes

In Die Erfindung der Hausfrau zeichnet Evke Rulffes die Entwicklung von der Hausmutter zur Hausfrau, „von der Herrin im Haus zur Dienerin am Mann“ (Klappentext), nach und arbeitet sich, ausgehend von der Verdrängung der Frauen aus den mittelalterlichen Zünften, in die Gegenwart vor. Ihr Anliegen ist es, bei allem historischen Wandel Konstanten und Muster aufzuzeigen, die uns auch heute noch begegnen. Dass es sich bei dem Buch jedoch um ein „Plädoyer für mehr Gerechtigkeit und Wertschätzung von Care- und Hausarbeit“ handele, wie es auf der Website des Verlags heißt (und wie auch im Buch behauptet), hat zumindest bei mir falsche Erwartungen geweckt. Denn gewiss zeigt Rulffes auf, dass Care- und Hausarbeit eigentlich zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise wertgeschätzt wurden – ein ausführlicheres, gegenwartsbezogenes Plädoyer findet sich allerdings nur auf den letzten Seiten des Buchs, und es taucht geradezu irritierend abrupt auf.

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Averno von Louise Glück

Wie spricht – oder schreibt – man über Lyrik? Man kann sich über die Form an den Inhalt herantasten; kann Themen identifizieren und ihre (Dis-)Kontinuität beschreiben; oder aber man wählt einen subjektiven Zugang, wie habe ich mich bei der Lektüre gefühlt?
Bei Louise Glücks Averno (2006; dt. 2007) wollte nichts von alldem so recht funktionieren. Macht nichts, dachte ich mir: Oft genug bin ich schon Texten begegnet, die sich mir nicht auf einen ersten oder zweiten Blick erschlossen haben. Abhilfe schuf meist, über die Texte zu lesen, sich über die Interpretationen anderer Stück für Stück einen Zugang zu erarbeiten. Oder wenigstens dabei zu erkennen, wieso sie von anderen geschätzt werden.

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